Mengenmäßig lag die Ernte unterhalb des langjährigen Durchschnitts und brachte gute Qualitäten, die allerdings nur zu mäßigen Erzeugerpreisen vermarktet werden können.
Insgesamt fällt die
Erntebilanz 2020 für die Landwirtschaft daher durchwachsen aus. Dieses Fazit zog Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), im Rahmen der zentralen Erntepressekonferenz des Verbands, die in diesem Jahr auf einem landwirtschaftlichen
Betrieb bei Lennestadt (Kreis Olpe) stattfand.
„Die letzten Monate haben erneut deutlich gemacht, wie stark wir als Getreide- und Waldbauern davon abhängig sind, dass zum richtigen Zeitpunkt ausreichend Regen fällt. Wo dies nicht der Fall war, haben vor allem die Kulturen auf den leichten Böden, die kaum Wasser speichern können, z.T. deutlich gelitten.
Erhebliche Ertragseinbußen gab es im Landesdurchschnitt bei
Wintergerste und Triticale sowie – zumindest im Vergleich zum langjährigen Mittel – beim Mais. Daneben gibt es aber auch Regionen, die sich in diesem Jahr über eine gute Ernte freuen“, so Beringmeier.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband schätzt den durchschnittlichen Ertrag 2020 bei Getreide (ohne Körnermais) in Westfalen-Lippe auf ca. 73 dt/ha. Die Ernte liegt damit etwa 1 Prozent unter dem Ergebnis von 2019 und im Mittel der Jahre 2014 bis 2019.
Die Erträge beim
Winterraps lagen bei 37 dt/ha, entsprachen damit exakt dem langjährigen Durchschnitt, lagen jedoch 6 Prozent über dem Vergleichswert von 2019. Die Ernteergebnisse bei Körner- und
Silomais liegen leicht über dem Vorjahr, mit minus 13 bzw. minus 7 Prozent jedoch deutlich unter dem Mittel der Jahre 2014-19.
Die Qualität der
Getreideernte 2020 in Westfalen-Lippe war überwiegend erfreulich, da die langen Phasen ohne Niederschläge nicht nur für einen außergewöhnlich frühen Erntebeginn sorgten, sondern auch Pilzbefall im Getreide verhinderten.
Eine leicht unterdurchschnittliche
Erntemenge führte jedoch nicht zu steigenden Erzeugerpreisen, da die
Getreidelager auf der Nord- und
Südhalbkugel gut gefüllt sind und sich darüber hinaus weltweit eine gute Ernte abzeichnet. Die Erzeugerpreise für
Futtergetreide liegen derzeit zwischen 145 und 185 Euro pro Tonne und damit leicht über dem Vorjahr.
Insgesamt ist die Stimmung in der Landwirtschaft sehr gedämpft. Hierfür gibt es aus Sicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands mehrere Gründe: Ein Ende der Corona-Pandemie ist weiterhin nicht absehbar und hat sowohl bei den Betrieben mit Schweinehaltung (durch den
Preisverfall als Folge der Schließung von Schlachthöfen) als auch bei Sonderkulturbetrieben (durch das Ausbleiben von Saison-Arbeitskräften) zu wirtschaftlichen Einbußen geführt.
Eine Wiederholung dieser Szenarien scheint nicht ausgeschlossen. Durch die Kombination von
Sturmschäden und
Schädlingsbefall ist es in weiten Teilen von Westfalen-Lippe zu einem dramatischen Absterben der Fichtenkulturen gekommen. Die Folge sind verheerende finanzielle Einbußen für die betroffenen Waldbauern. Zudem ist nach wie vor unklar, wie der gesellschaftlich gewünschte Umbau der heimischen Landwirtschaft mit höheren Standards in den Bereichen
Tierwohl, Umwelt- und Naturschutz erfolgen soll, ohne dass die landwirtschaftlichen
Betriebe ihre Zukunftsperspektive verlieren.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband geht davon aus, dass sich die extremen Wetterverhältnisse der letzten drei Jahre auch in Zukunft immer wieder einstellen werden. Hierzu stellte WLV-Präsident Beringmeier fest: „Als Land- und Forstwirte stellen wir uns der Herausforderung des Klimawandels und werden unsere Anbauverfahren wie auch Fruchtfolgen weiterentwickeln.
Dramatische Einbrüche wie das aktuelle Absterben der Fichtenbestände oder der umfassende Umbau der Landwirtschaft müssen jedoch durch Finanzhilfen flankiert werden, wenn wir als Gesellschaft die flächendeckende
Versorgung unserer Bevölkerung mit hochwertigen Erzeugnissen aus regionaler Erzeugung auch künftig sicherstellen wollen.“