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11.03.2022 | 09:53 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Winterraps-Insektizide verlieren Wirkung: Was müssen wir beachten?

Karlsruhe - Damit der Zuflug der Rüsselkäfer zum richtigen Zeitpunkt festgestellt werden kann rät die im LRA Schwarzwald-Baar-Kreis Pflanzenschutzverantwortliche Beraterin H. Saddedine dazu trotz der nächtlichen Minustemperaturen Gelbschalen jetzt raus auf die Felder zu stellen.

Pflanzenschutz Raps
(c) proplanta
Dabei verweist die Pflanzenschützerin darauf, dass die Gelbschalen unbedingt mit einer Gitterabdeckung ausgestattet werden. Denn nur so kann ein Beifang (Bienen, Hummeln) vermieden werden.

Wie jedes Jahr stellt das Landwirtschaftsamt Donaueschingen zur Schädlingskontrolle wieder eigene Gelbschalen auf und gibt in direkter Verbindung dazu auch wieder regelmäßig Empfehlungen zur Notwendigkeit von Maßnahmen. Die Fangzahlen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis werden auch unter www.ISIP.de (Entscheidungshilfen-Raps) eingestellt, so dass die Praxis immer einen schönen Überblick über die regionale Befallssituation hat.

Praxistipp: Aktuell wurden seit dem Aufstellen der Schalen Ende Februar bis heute nur einzelne Rüsselkäfer gefangen. Sobald die Temperaturen mehrere Stunden, an mehreren Tagen nacheinander über 10°C liegen, fliegen die ersten Käfer zu. Eine Bekämpfung ist aber erst nach dem Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte notwendig.

Bekämpfungsrichtwerte Rapsschädlinge

Großer Rapsstängelrüssler: 5 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen. Die Eiablage erfolgt bald nach Zuflug, sodass eine insektizide Maßnahme umgehend erfolgen sollte.

Gefleckter Kohltriebrüssler: 15 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen. Eine insektizide Maßnahme ist hier nach 2 – 4 Wochen sinnvoll, da die Eiablage erst nach zwei Wochen Reifungsfraß beginnt. Bleiben die max. Tagestemperaturen unter 20ºC, zögert sich der Reifungsfraß hinaus.

Rapsglanzkäfer: 10 Käfer/Haupttrieb, ab Knospenbildung (schwache Bestände 5 Käfer). Rapsglanzkäfer, die vor der Knospenbildung zu fliegen, richten keinen Schaden an. Eine Kontrolle zur Bekämpfung ist erst ab Erscheinen der Knospen notwendig.

Insektizide verlieren ihre Wirkung – was müssen wir beachten?

Die Eschinger Expertin weiß: „Die Minderwirkungen bei bestimmten Insektiziden nehmen jedes Jahr auch in unserer Region zu, das betrifft vor allem die Wirkstoffklasse der Pyrethroide.“ Hier zeigt der Rapsglanzkäfer die stärksten Resistenzen, aber auch bei anderen Schädlingen nehmen sie zu.

Die wichtigste Maßnahme gegen Resistenzerscheinungen ist keine zu frühe und daher unnötige Anwendung von Insektiziden. „Wird eine Behandlung unter Beachtung der Bekämpfungsrichtwerte notwendig, sollte unbedingt eine Anti-Resistenzstrategie (Wirkstoffwechsel) eingehalten werden,“ fordert die Eschinger Pflanzenschützerin.

Nähere Informationen zu den unterschiedlichen Behandlungs- und Resistenzstrategien sind im Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2022, Ackerbau und Grünland“ auf Seite 89 dargestellt.

Achtung: Neue gesetzliche Vorgaben für Ackerflächen – Gelbschalen in Winterraps

Seit diesem Jahr müssen in Baden-Württemberg in verschiedenen Schutzgebieten zusätzliche landesspezifische Vorgaben zum Integrierten Pflanzenschutz eingehalten werden. Dazu zählt u.a. das Aufstellen von Gelbschalen im Raps in Natura 2000-Gebieten (Vogelschutz- und FFH-Gebiete) und die Einhaltung der Bekämpfungsrichtwerte (Schadensschwellen).

Viele Ackerflächen auf der Baar liegen im Vogelschutzgebiet, d.h. die Mindestanzahl an Gelbschalen ist folgendermaßen vorgegeben:

1 Gelbschale auf Flächen bis 2 ha

2 Gelbschalen auf Flächen bis 10 ha

und eine weitere Gelbschale für alle weiteren angefangenen 10 ha, z.B. bei 13 ha Raps – mindestens 3 Gelbschalen.

(Informationen des Schwarzwald-Baar-Kreis vom 09.03.2022)
LTZ Augustenberg
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