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24.03.2023 | 15:42 | Wolfsabwehr 

Mit Zäunen gegen den Wolf - Herdenschutz für Schafe und Ziegen

Poing - Schafe und Ziegen sind einem Wolf hilflos ausgeliefert, wenn sie auf ihren Weiden nicht durch spezielle Zäune oder von einem Herdenschutzhund gesichert werden.

Herdenschutz für Schafe
Der Wolf ist zurück in Bayern, und er wird wohl auch bleiben. Spezielle Zäune helfen, damit Nutztiere und der große Beutegreifer friedlich nebeneinander existieren können. (c) proplanta
Der Wolf breitet sich im Freistaat aus und ist streng geschützt. Wie Tierhalter ihr Vieh bestmöglich einzäunen, erfahren sie auf der Herdenschutz-Demonstrationsanlage der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Poing bei München. Weidehaltung müsse auch in Anwesenheit des Wolfes möglich sein, sagte LfL-Präsident Stephan Sedlmayer am Freitag.

Ein friedliches Miteinander von Wölfen und Nutztieren zu erreichen ist mühsam, aber weitgehend machbar - darin waren sich Fachleute beim Besuch der LfL-Anlage einig. In Regionen, in denen standorttreue Wölfe leben, werden die Kosten für die Maßnahmen staatlich gefördert. So will der Staat dem Artenschutz beim Wolf und den Bedürfnissen der Nutztierhalter gerecht werden.

Tierhalter, Jäger und Naturschützer können sich auf der Anlage in Poing informieren. Zu sehen gibt es unter anderem verschiedene Zaunvarianten samt Untergrabschutz sowie mobile Ställe, in denen die Tiere nachts untergebracht werden können. Auch für schwierige Gegebenheiten wie Wandertore, Bäche oder Photovoltaikanlagen werden Möglichkeiten gezeigt. Außerdem erfahren Tierhalter, wie sie ihre bereits bestehenden Zäune nachrüsten können.

«Der Wolf gehört zur Wildpopulation in Bayern dazu. Wir müssen mit ihm leben und Lösungen finden», sagte Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter (BaySG). Ein Übergriff eines Wolfes bedeute neben dem Riss von Nutztieren oft auch, dass möglicherweise die Herde ausbreche und durch Straßenverkehr gefährdet werde. Oder es seien Zuchttiere oder bedrohte Rassen betroffen.

Prävention sei wirksam, sagte Christian Tausch, Abteilungsleiter beim Landesamt für Umwelt (LfU). Denn wenn es Übergriffe gegeben habe, dann meistens da, wo die Tiere nicht oder nicht ausreichenden geschützt gewesen seien. Eine spezielle Herausforderung seien durchwandernde Wölfe, die überall im Land auftauchen könnten. Mit der Ausbreitung des Beutegreifers stiegen die Verluste beim Nutztier, das lasse sich auch an den Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere sehen.

Es brauche ein Zusammenspiel von Herdenschutz, Wolfs-Monitoring und - in Ausnahmefällen - die Möglichkeit zum Abschuss eines einzelnen Wolfes. Der wichtigste Schritt beim Herdenschutz sei die Einzäunung, weitere Optionen seien die nächtliche Unterbringung der Herde, die Arbeit mit einem Herdenschutzhund oder die Behirtung durch einen Schäfer.

Wolfsabweisende Zäune müssten zahlreiche Vorgaben erfüllen, erläuterte Christian Mendel, Sprecher der Zuchtleiter für Schafe und Ziegen in Deutschland. Der Abstand zum Boden müsse mindestens 20 Zentimeter betragen, so dass Hasen oder Füchse durchschlüpfen können. Die Mindesthöhe der Elektrozäune liege bei 90 Zentimetern. Hinzukämen Untergrabschutz sowie Sicherungen an Toren und Bachläufen. LfU-Fachmann Tauch bilanzierte: Es gebe viele Möglichkeiten. «Auch wenn nicht alle Probleme gelöst sind.»

Bei der Agrarministerkonferenz in Büsum (Schleswig-Holstein) sprach sich Bayerns Ministerin Michaela Kaniber (CSU) einmal mehr für Lockerungen beim Abschuss von Wölfen aus. Es sei davon auszugehen, dass «der Wolf bei uns nicht mehr bedroht ist, sondern zu einer Bedrohung für die Weidehaltung geworden ist».
dpa/lby
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