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30.03.2015 | 15:06

Auffangstationen für Tiere leisten wertvolle Arbeit

Exotenhaltung
(c) proplanta

Auffangstationen helfen Tieren in Not - Vieles geschieht ehrenamtlich



Ein indischer Ochsenfrosch in der Frankfurter S-Bahn. Hier gehört er nicht hin. Aber wohin mit ihm? Er kam in den Kreis Offenbach, in die Wildtier- und Exoten-Auffangstation von Petra Kipper in Rodgau-Dudenhofen.

«In Otzberg saß ein Tigerpython bei einer Oma auf dem Komposthaufen», erzählt die 50-Jährige. Auch wegen dieser Schlange sei sie angerufen worden. «Ich bin 24 Stunden erreichbar.»

Die Auffangstation ist da für Privatleute, Polizei und Feuerwehr, wenn etwa ein verletztes Tier gefunden wurde. Für Behörden, die einschreiten, weil die Reptilienhaltung im Wohnzimmer aus dem Ruder läuft, und eine Unterkunft für die Tiere suchen. Als Tierreferentin des Flughafenbetreibers Fraport AG Frankfurt bietet Kipper für Kindertagesstätten und Schulen Vorträge zum Thema Tier- und Artenschutz an.

In der privat betriebenen Station erhielt auch ein von einem Auto angefahrener Mäusebussard Hilfe, ebenso wie eine Ringelnatter. Sie war von einem Fahrradfahrer erwischt worden. Zu den Tieren gehören auch die Vogelspinne «Tekla» und ein mehr als vier Meter langer und rund 40 Kilogramm schwerer Albinopython.

In den beiden vergangenen Jahren hatten laut Kipper in der Einrichtung jeweils allein 45 Exoten Unterschlupf. «Bei mir werden immer mehr Exoten abgegeben.» Kritisch sieht sie auch manche Reptilien-Börsen. Dort werde auch unbedacht mit Tieren gehandelt.

Vor nicht allzu langer Zeit half Kipper dem Main-Kinzig-Kreis in Gelnhausen. Das dortige Veterinäramt hatte einschreiten müssen, weil zwei Dutzend Schlangen und rund 100 Mäuse nicht tiergerecht gehalten wurden. «Da war die Frage: Wohin mit den vielen Tieren?», sagte Sprecher Frank Walzer.

Manchmal läuft die Auffangstation in Dudenhofen über und kann keine neuen Pfleglinge mehr aufnehmen. Dann können Tiere woanders hinkommen, wie etwa in die Reptilien-Auffangstation für Hessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen, die Standorte in Sontra (Werra-Meißner-Kreis/Hessen) und Rheinberg (Kreis Wesel/Nordrhein-Westfalen) hat. «In Hessen werden pro Jahr etwa gleichbleibend rund 700 Tiere hier abgegeben», sagte der Betreiber Uwe Ringelhan. «Riesenschlangen, Klapperschlangen, Kobras, Alligatoren.»

In Hessen sind also nicht nur klassische Haustiere wie Hunde und Katzen beliebt. Es werden immer mehr artgeschützte Tiere gemeldet. Allein im Regierungsbezirk Darmstadt waren 2014 fast 13.000 Halter und Züchter registriert, dazu 54.782 Tiere - bei den Tieren mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2010. In anderen Landesteilen ist die Entwicklung nicht anders, auch Halter mit gefährlichen Tieren sind registriert. «Börsen- und Internetangebote blühen nach wie vor», teilte das Regierungspräsidium Kassel mit.

Auffangstationen spielten eine wichtige Rolle, wenn etwa bei nicht-artgerechter Haltung Hilfe gebraucht wird, sagte der Sprecher des Verbandes Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde, Florian Grabsch. «Viele Tierheime haben Probleme damit, Reptilien fachgerecht zu versorgen.»

«Hier versuchen Tierschutzvereine nachzulegen», meinte der Geschäftsstellenleiter des Landestierschutzverbandes in Hessen, Ralf Kurtze. Es würden mehr exotische Tiere gebracht als früher, ebenso mehr verletzte heimische Wildtiere. «Der Bedarf ist also da.» (dpa)
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