«Wir wollen nichts unversucht lassen. Deshalb haben wir noch keinen Antrag auf Abschuss gestellt», sagte Ministeriumssprecher Tom Wetzling am Mittwoch auf Anfrage in Erfurt.
Eine «Entnahme» der Wolfshybriden aus der Natur, wie sie zum Erhalt der Art notwendig sei, heiße ja nicht zwingend Abschuss. Auch eine «Lebendentnahme» sei denkbar. Allerdings komme weiterhin eine Haltung im Gehege, die Experten als quälend für die Tiere bewerteten, nicht infrage. Derzeit prüfe das Ministerium unter anderem Überlegungen einer Tierärztin aus Brandenburg, die kleinen Wolfsmischlinge möglicherweise aufzunehmen. Auf Bildern von Fotofallen ist zu sehen, dass ein schwarzer Hund der Vater der Tiere gewesen sein könnte.
Auf dem Truppenübungsplatz lebt seit einiger Zeit eine Wölfin. Fachleute gehen davon aus, dass sie der einzige Wolf in Thüringen ist. Im Sommer waren auf dem weitläufigen Areal Dutzende Schafe und
Ziegen gerissen worden - in einigen Fällen hatten Genproben auf einen Wolf gedeutet.
Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) hatte einen Abschuss der Hybriden empfohlen - aus Gründen des Artenschutzes. Damit solle verhindert werden, durch Vermischung der Gene von Wolf und Hund die Wolfspopulation zu gefährden. Der Thüringer Naturschutzbund (Nabu) und die Kreisjägerschaft aus Gotha drängen derweil auf schnelles Handeln. Die Jungtiere könnten sich schon zum Jahresende von der Mutter trennen. Dann sei den einzelnen Mischlingen nur noch schwer beizukommen, sind sich
Jäger und Naturschützer einig.
Auch Thüringens Schäfer fordern ein schnelles Eingreifen. «Wir haben nichts gegen den Wolf, aber etwas gegen «Problemwölfe», die unsere Existenz bedrohen», sagte Arno Rudolph vom Landesverband Thüringer Schafzüchter. Die Wölfin in Ohrdruf habe bereits bis zu 1,40 Meter hohe Schutzzäune übersprungen. «Ob die Tiere nun erschossen, oder in ein Gehege verbracht werden, spielt für uns dabei keine Rolle.»
Eine ans Umweltministerium gerichtete Online-Petition von Abschuss-Gegnern hat inzwischen fast 11.200 Unterschriften gesammelt. Die Gegner argumentieren etwa, dass Kastrationen und Sterilisisationen möglich sein sollten. Auch die Tierschutzorganisation Peta plädiert dafür, die Mischlinge zu sterilisieren und dann wieder freizulassen.