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02.12.2011 | 07:00 | Trockenheit 

DWD: Trockener November liegt nicht am Klimawandel

Berlin - Mit weniger als drei Millimeter Niederschlag war der November der trockenste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881.

Trockenster November
Und in den Bergen war es seit 130 Jahren noch nie so warm zu dieser Zeit. Wie kommt es zu so einem extrem trockenen Monat? Steckt der Klimawandel dahinter, den die UN-Klimakonferenz in Durban gerade einzudämmen versucht? Ein Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gibt Antworten zum Novemberwetter: Es liegt auch an der Statistik.


Wie kommt es zu so einem extrem trockenen November?

«Wir brauchen dazu ziemlich dauerhaft ein Hochdruckgebiet über uns», erklärt Meteorologe Gerhard Müller-Westermeier vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Denn dann steigt kaum Luft auf, die zu Verdunstung und Wolkenbildung führt. Stattdessen sinkt Luft ab und löst Wolken auf. Keine Wolken, kein Niederschlag. «Und so ein Hoch hatten wir fast den ganzen Monat über.» Dass es so lange blieb, liegt an einer Luftströmung in fünf bis sieben Kilometern Höhe, die die ganze Nordhalbkugel umgibt. Die treibt die Hochs von Westen nach Osten und bewegt sich selbst in Wellenform.

«Im November hatten wir eine Wellenlänge, die für die immer gleiche Strömung in der Höhe und damit für das Hochdruckgebiet bei uns gesorgt hat.»


Hat das ganze etwas mit dem Klimawandel zu tun?

Die Trockenheit habe vermutlich nichts mit der Klimaerwärmung zu tun, sagt Müller-Westermeier. «Wenn, dann wäre das ein sehr komplexer Zusammenhang, den man jetzt noch nicht überblicken kann. Wir können im Prinzip nur vorhersagen, dass es wärmer wird - alles andere wird dann schon unsicher.» Zwar war dieser Monat etwas wärmer als im Schnitt - vor allem auf den Bergen, wo es zum Teil der wärmste November überhaupt war. Aber trotzdem sollte es im Winterhalbjahr in Deutschland mehr Niederschläge geben als im Sommer - und nicht umgekehrt.

Der Klimawandel sollte das Verhältnis sogar noch verstärken. «Aber so ein Ausreißer kann immer dabei sein», sagt der DWD-Mann. «Unsere Messreihen gehen nur 130 Jahre zurück. Da haben wir noch längst nicht alles erlebt, was klimatologisch möglich sein kann.»


Wie lässt sich erklären, dass es in Deutschland trocken und in Südeuropa zu nass ist?

Um ein Hoch herum ziehen immer Tiefs, eben auch im Mittelmeerraum, wo so stark geregnet hat. «Das ist dort und in dieser Jahreszeit aber nichts besonderes», sagt Müller-Westermeier. «Da regnet es normalerweise über das ganze Jahr gerechnet mehr als bei uns. Aber es konzentriert sich im Winter.» Dann liegen die Tiefs mehr im Süden Europas, dazu kommen das warme Mittelmeerwasser und die hohen Berge wie der Apennin in Italien, an dem die Wolken abregnen können. «In diesem Jahr war es etwas extremer», sagt der Meteorologe. «Aber dass es da viel regnet um die Zeit, ist eigentlich Standard.»


Die Trockenheit fällt genau auf den Monat November. Inwieweit ist der Rekord also nur ein statistisches Phänomen?

Im Prinzip ist es reiner Zufall. «Man kann sicher noch trockenere monatslange Perioden finden, wenn man sich nicht auf die Kalendermonate konzentriert, sondern vielleicht von Mitte Oktober bis Mitte November geht», sagt Müller-Westermeier. Das macht aber kaum jemand, weil die Daten mühsamer herauszulesen sind.


Es gab auch kaum Wind im November. Wie war die Windsituation für Windkraftanlagen und Stromnetze?

Ein Hochdruckgebiet und relativ kalte Luft am Boden führen laut Müller-Westermeier zu sogenannten Kaltluftseen am Boden. In denen gibt es kaum Luftbewegung und damit fast keinen Wind. Das hatte großen Einfluss auf die Windkraftanlagen. So wurden nach Angaben der Leipziger Strombörse EEX am 23. November um 11 Uhr nur 377 Megawatt Windstrom in die Hauptnetze eingespeist. Das entspricht nur gut einem Viertel der Leistung eines AKW. Die Maximalleistung aller Windräder liegt jedoch bei fast 28.000 Megawatt - was etwa 20 Atomkraftwerken entspricht.

Weil die Sonne mit 95 Stunden aber deutlich länger schien als im Schnitt (53 Stunden) wurde mehr Strom durch Solarenergie produziert: 774 Millionen Kilowattstunden sind - bei allerdings mehr Anlagen - fast doppelt so viel wie im November 2010. (dpa)
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