«Der Urwald wird von den Rindern regelrecht aufgefressen», sagte der Greenpeace-Waldexperte Tobias Riedl am Donnerstag anlässlich des Weltsozialforums in der Amazonas- Stadt Belém. «Dieser Wahnsinn muss sofort gestoppt werden, andernfalls hat es katastrophale Folgen für das weltweite Klima und den Erhalt der Artenvielfalt.» Brasilien ist weltweit Nummer Eins im Rindfleischhandel. Rund 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Amazonasgebiet werden laut
Greenpeace als Rinderweiden genutzt.
Die Organisation präsentierte nach eigenen Angaben anhand der Internet-Karte «Google-Earth» in Belém, welche Auswirkungen der weltweit steigende Fleischkonsum auf die Urwälder Brasiliens hat. Dazu stellte Greenpeace einen Bericht über die Rinderhaltung im Bundesstaat Mato Grosso im Amazonasgebiet vor. Der Report zeige, wie Rinderzucht und Regenwaldzerstörung zusammenhängen. 75 Prozent der Treibhausgasemissionen Brasiliens stammen nach Greenpeace-Angaben aus der Vernichtung der Wälder.
Greenpeace kritisierte den stetigen Anstieg der Rinderproduktion in Brasilien. Die Züchter eigneten sich im Amazonasgebiet billig Land an. Zwischen 1996 und 2006 seien dort zehn Millionen Hektar Urwald für die Rinderproduktion vernichtet worden, was in etwa der gesamten Waldfläche Deutschlands entspreche. Der Schutz des Regenwaldes wird ein zentrales Thema bei der internationalen Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember sein.
Brasiliens Regierung legte Ende 2008 einen «Nationalen Plan zum Klimawandel» vor. Dieser enthält erstmals konkrete Ziele und sieht eine Reduzierung der Waldzerstörung bis 2017 um bis zu 72 Prozent vor. Von August 2007 bis Juli 2008 wurde nach offiziellen Angaben schätzungsweise rund 12.000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet. Das entspricht einer Fläche, die 13 mal so groß ist wie die Berlins. Laut Greenpeace hat Brasilien den viertgrößten Treibhausgasausstoß aller Länder - vor allem wegen der Zerstörung seiner Wälder. (dpa)