Für den Rest des Jahres lebe die Menschheit von den Reserven des Planeten, teilte die Umweltstiftung
WWF mit. Damit ist das Öko-Konto noch ein wenig früher ins Minus gerutscht als 2015, als die Ressourcen bis zum 13. August reichten. Die Folgen überfischter Ozeane, gerodeter Wälder und dem hohen Kohlendioxid-Ausstoß sind laut Umweltschützern unter anderem der Rückgang der
Artenvielfalt und der Klimawandel.
«Seit über dreißig Jahren häufen wir jährlich neue Schulden an», warnt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. «Wir müssen endlich einen Weg finden, in den natürlichen Grenzen unseres Planeten zu leben und zu wirtschaften. Das ist die größte Herausforderung unserer Zeit.»
Die Berechnungen zum Erdüberlastungstag gehen auf das Konzept des Ökologischen Fußabdrucks zurück. Er weist aus, wie groß die Erde sein müsste, um alle momentanen Bedürfnisse der Menschheit dauerhaft zu befriedigen und daraus entstehende Abfallprodukte sowie
CO2 biologisch zu verarbeiten. Um es auf den Punkt zu bringen: Nach diesen Berechnungen ist die Erde zu klein.
Großen Einfluss auf den Ökologischen Fußabdruck haben zum Beispiel der Wasserverbrauch, die Lebensmittelproduktion, Wohnen und Brennstoffe. Da die Fläche der Erde endlich ist, kann der Blaue Planet nur einen bestimmten Ressourcenverbrauch im Jahr ohne Schäden verkraften. Ab Montag hat der globale Verbrauch diese Schwelle überschritten.
Deutschland hat sein ökologisches Länderkonto in diesem Jahr bereits am 28. April überzogen. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Germanwatch lag das vor allem am hohen Kohlendioxid-Ausstoß bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für Energie und Verkehr. Dem erzeugten Kohlendioxid wird bei den Berechnungen die Fläche der deutschen Wälder und Meere gegenübergestellt, die das entstandene Gas aufnehmen können. Für Schulden auf dem heimischen Öko-Konto sorge darüber hinaus die industrielle Landwirtschaft mit ihrem hohen Flächenbedarf, vor allem für die Fleischproduktion.
Würden alle Menschen so leben und wirtschaften wie die Deutschen, wären drei Erden notwendig, um den Bedarf an Ressourcen zu decken, errechneten die Umweltschützer. Bei einem weltweiten Konsum- und Lebensstil wie in den USA wären sogar 4,8 Erden nötig - bei einem Leben wie in Indien dagegen nur 0,7.
Die Folgen der Konten-Überziehung in den Industriestaaten seien schon zu spüren, bilanzieren Umweltschützer. So sei die biologische Vielfalt in den vergangenen 40 Jahren stark zurückgegangen. Im Durchschnitt habe sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische halbiert. Dazu komme Wassermangel, Meeresverschmutzung und der
Klimawandel, der zu mehr
Überschwemmungen oder Dürren führe.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte in der Landwirtschaft und im Verkehrssektor ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit. «Mit der Energiewende zeigen wir, dass eine Entwicklung möglich ist, die die Belastungsgrenzen unserer Erde respektiert», sagte Hendricks der Deutschen Presse-Agentur. «Jetzt kommt es darauf an, auch in der Verkehrspolitik und der Landwirtschaft die Wende zu organisieren.» Zugleich mahnte sie: «Wir dürfen nicht länger auf Kosten der Armen und auf Kosten nachfolgender Generationen leben.» Das Klimaschutzabkommen von Paris und die global vereinbarten Ziele zur
Nachhaltigkeit zeigten, dass die Welt begonnen habe, dies zu verstehen.
Die Grünen im
Bundestag warfen der großen Koalition Versagen beim Umwelt- und
Klimaschutz vor. «Mit unserem verschwenderischen Energie- und Rohstoffverbrauch bedrohen wir die Lebensgrundlagen von uns und unseren Kindern», sagte Fraktionschef Anton Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur. «Hier muss auch die Bundesregierung energisch gegensteuern - doch Union und
SPD denken nur bis zur nächsten Wahl und verschlafen die nötige Trendumkehr.»