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12.06.2017 | 07:30 | Nitratbelastung  
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Massentierhaltung treibt Trinkwasserpreis

Berlin - Wenn sie zu Hause den Wasserhahn aufdrehen, denken wohl die wenigsten Bundesbürger an Riesenställe und Güllewagen auf den Feldern. Dabei hängt es auch mit den ausgebrachten Mengen an Mist und Mineraldünger zusammen, wie rein das Trinkwasser ist - und wie teuer für Versorger und die Endkunden.

Nitrat Grundwasser
Beim Kochen und Duschen verlassen sich alle auf sauberes und gesundes Trinkwasser - doch das gibt es nicht zum Nulltarif. Können strengere Düngeregeln für die Bauern mögliche Mehrkosten noch unnötig machen? (c) proplanta
Umweltschützer und die Branche warnen schon länger vor happigen Mehrkosten, wenn die Nitratbelastung nicht bald heruntergeht und größeren Aufwand nötig macht. Nun mahnt das Umweltbundesamt (UBA): «Vorsorge ist billiger als Reparatur.»

Was ist das Problem?

Für die Wassergewinnung in Deutschland ist Grundwasser mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent das wichtigste Reservoir. Dabei sind zu hohe Nitratwerte kein flächendeckendes Problem. Kritisch ist es aber häufig in Regionen, in denen viele Tiere gehalten werden und viel Obst und Gemüse angebaut wird. Angesichts langer Zeitspannen, in denen sich Grundwasser erneuert, kämen mancherorts sogar erst jetzt «Sünden» systematischer Überdüngung seit den 1970er Jahren zutage, erläuterte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Wie wird gegengesteuert?

Versorger setzen schon jetzt auf Schutzvorkehrungen, um Belastungen zu vermeiden. Dazu gehören Prämien für Bauern für gewässerschonende Fruchtfolgen oder bestimmte ungenutzte Flächen. Aufwändiger ist es, Brunnen zu vertiefen oder gleich ganz zu verlegen. In Wasserwerken kann außerdem belastetes mit unbelastetem Wasser vermischt werden. Solche Methoden lösen das Problem aber nicht, sondern schieben alles nur auf, wie das UBA warnt. Mancherorts könnte es daher nötig werden, das Wasser eigens zu reinigen, wofür es verschiedene Methoden gibt.

Was kostet das?

«Nitrat aus dem Wasser zu entfernen, ist teuer», erläuterte das Bundesamt und rechnete in einer Studie verschiedene Szenarien hoch. In betroffenen Regionen könnte eine Extra-Wassernachbereitung die Kosten um 55 bis 76 Cent je Kubikmeter treiben. Zugrundegelegt wurde dabei, den Grenzwert von 50 Milligramm je Liter mit unterschiedlich großem «Sicherheitsabstand» zu unterschreiten. Und eine praktische Umrechnung präsentierten die Experten gleich mit: Eine vierköpfige Familie könnte dadurch bis zu 134 Euro pro Jahr draufzahlen.

Wie geht es weiter?

Gerade erst sind - nach jahrelangem Gezerre - strengere Regeln in Kraft getreten. «Der Dünger muss bei den Pflanzen ankommen, aber nicht im Grundwasser», sagt Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU). Vorgesehen sind etwa Stickstoff-Obergrenzen, längere Zeiten mit Düngeverboten und größere Abstände zu Gewässern. «Wichtig sind jetzt eine konsequente Umsetzung und verstärkte Kontrollen in den betroffenen Regionen», mahnt UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Dabei zahle sich Vorsorge auch volkswirtschaftlich aus, argumentiert die Studie. So dürften die strengeren Düngeregeln Landwirte bis zu 112 Millionen Euro mehr kosten. Nachträgliche Nitratreinigung schlüge dagegen womöglich mit bis zu 767 Millionen Euro pro Jahr zu Buche.
dpa
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der Unbelehrbare schrieb am 17.06.2017 21:19 Uhrzustimmen(5) widersprechen(9)
Ich bin zwar auch kein Freund von Massentierhaltung, aber was hat die mit Nitrat im Trinkwasser zu tun? Ob nun 1000 Tiere in einen Stall oder je 100 in 10 stehen wo ist da der unterschied?
Das Größere Problem dahingehend dürften da wohl Biogasanlagen sein.
Zum einen hat Mais einen hohen N bedarf und wird reichlich Gedüngt,zum anderen wollen die Betreiber so viel Gewinn wie möglich machen und da Transport Geld kostet werden die Gärreste in der umgebung Entsorgt.
Da schert sich kein Mensch drum wie viel kilo n pro Hektar ausgebracht wird, auf dem Auge sind die Behörten blind.
kurri Altbauer 86 schrieb am 14.06.2017 15:41 Uhrzustimmen(22) widersprechen(5)
Nachtrag zu Anonym vom 12.06
Aus der einschlägigen Literatur ist bekannt, im Raum Dörverden, ist das Sickerwasser unter einem Nadelwald aufgefangen worden. (Lysiemeter) Der Nitratgehalt betrug 100 mg/l. Da fragt man sich doch, wie so was möglich ist? Ohne Gülle und sonstige Düngemittel, es muss aus der kompostierten Nadelstreu gekommen sein!!!
cource schrieb am 13.06.2017 08:33 Uhrzustimmen(14) widersprechen(20)
die entsorgung der gülle auf mageren sandäckern/industriemaisanbau macht nicht nur das trinkwasser unbrauchbar auch die in der feldflur liegenden badeseen werden auf einmal, wegen der blaualgen für den menschen toxisch und müssen gesperrt werden---die anordnung der gülleentsorgung/sondermüll auf sandäckern/industriemaisanbau durch die entscheider der EU muss als vorsätzliche trinkwasserverseuchung bestraft werden
Anonym schrieb am 12.06.2017 18:12 Uhrzustimmen(36) widersprechen(5)
Auch mich ärgert der zur Zeit mal wieder von wenig Sachkenntnis geprägte und von der BUA unters Volk gebrachten Vorwürfe in Sache Nitrat!
Es sind doch unsere Berater die in den Wochenblättern für einen gezielten Düngemitteleinsatz plädieren. Ob deren Empfehlungen immer richtig sind, wird von mir stark bezweifelt. Wer hat denn die im Südoldenburger Raum stattgefundenen Großtierhaltungen zugelassen?? War es nicht mal wieder die politisch gesteuerte Bürokratie?
Ob die Zeit von 1970 erfolgten „Sünden“ erst jetzt zum Vorschein kommen, ist eine typische Mutmassung der „Experten“. Es kommt immer auf die unterschiedlichen Bodenarten an, auf unseren Böden, die Urstromtal der Weser liegen, geht es viel schneller. Wir hatten vor Jahren mal innerhalb von 24 Stunden 180 Liter pro m² , das diese gewaltigen Wassermassen ihre Zeit brauchen um zu versickern,und natürlich auch den im Boden vorhandenen Stickstoff mitnehmen, sollte wohl jedem klar sein
Unsere Atemluft besteht zu 78 % aus Stickstoff, 21 % Sauerstoff, der Rest sind Edelgase. Unser gewaltig zugenommene Straßenverkehr entlässt nach der erfolgten Verbrennung NO in die Luft. Dort erfolgt durch weitere Oxidation die Bildung von Nitrit und dann zu Nitrat. Auf diese Weise gehen pro Jahr /ha 50 kg Stickstoff auf die Böden und Meere mit den Niederschlägen nieder! Auch dies wird bei der Diskussion über das Nitratproblem gerne unter den Teppich gekehrt. Ich habe mich schon länger damit beschäftigt, auch eine Anfrage beim BUA wurde mit Verweis auf die Literatur beantwortet! Auch bei der Lufa, die unseren eigenen Brunnen auf deren Qualität untersucht, gab mir keine Auskunft! Ich war, während meiner aktiven Zeit, auf Kreisebene, in der Wasserkooperation tätig. Dort habe ich sehr viel erlebt und neue Erkenntnisse bekommen! Da gibt es die verschiedenen Brunnenarten, Horizontalfilterbrunnen, den einfachen Kiesschüttungsbrunnen, die am häufigsten benutzten Form. Auch ist die Art der Entnahme von besonderer Wichtigkeit. Wird wie bei den kleinen Wasserwerken, mit dem Bedarf angepassten Druckbehältern gearbeitet, erfolgt durch das ständige ein und aus der Pumpen, wird der Nitratgehalt erheblich beeinflusst. Der beim Pumpvorgang entstehende Absenkungstrichter, wird nach Ende mit dem oberflächennahe Grundwasser, das erheblich höher Nitratwerte enthält, wieder aufgefüllt. Man ersetzt diese Entnahmeart jetzt mit Drehzahlgesteuerten Pumpen. Dadurch wird der Nitratwert des geförderten Wassers gesenkt! Der entstandene Absenkungstrichter wird damit konstant gehalten!

Ich habe unsere Politiker in Verdacht, das die Einnahmen auf diese Art und Weise dem Verbraucher verkauft werden sollen. Sollte da auch vielleicht der „Wahlkrampf“ eine Rolle mitspielen? Hier haben die „Grünen“ letztlich, zur Landtagswahl, auch eine derartige Kampagne veranstaltet . Dazu hatte man den am höchsten belasteten Grundwasserkontrollpunkt sich ausgesucht. In der lokalen Presse wurde darüber berichtet. Das aber die Werte der im Kreisgebiet befindlichen über 70 Kontrollpunkte wurde nichts gesagt. Es ging nur um Wählerstimmenfang, Seht her, wir tun was für Euch!
User10 schrieb am 12.06.2017 16:03 Uhrzustimmen(29) widersprechen(6)
Sowohl das UBA als auch der Bund der Wasserversorger haben einen ganz wesentlichen Aspekt bei der "Nitratproblematik" vergessen: Die Denitrifikation, also die Umwandlung überschüssigen Nitrats in Luftstickstoff ist ein natürlicher Vorgang der seit hunderten von Millionen Jahren innerhalb des globalen Stickstoffkreislaufs problemlos funktioniert. Jede Kläranlage mit Biostufe funktioniert nach demselben Prinzip: Zur Nitrifikation wird Sauerstoff hinzugefügt, zur Denitrifikation wird der Sauerstoff entzogen, so dass anaerobe Bakterien mit Hilfe von Eisen und Schwefel das Nitrat in seine Bestandteile zerlegen können. Die Natur macht exakt dasselbe. Nun haben aber die Wasserversorger, damit auch unsere Klospülung mit bestem Trinkwasser betrieben werden kann, den Grundwasserspiegel allerorten abgesenkt. Mit der Folge, dass das Sickerwasser viel zu schnell in die unteren Bodenschichten gelangt und zudem noch schädlichen Sauerstoff in tiefergelegene Bereiche hineinzieht - mit fatalen Folgen für die Denitrifikation! Mein Fazit: Der geamte riesige Medienzirkus, den die Wasserversorger mit unserem Wassergeld inszeniert haben, dient einzig und alleine der Ablenkung vom eigenen Versagen!!!
agricola pro agricolas schrieb am 12.06.2017 09:09 Uhrzustimmen(29) widersprechen(5)
Bei aller Ernsthaftigkeit der vorliegenden Problematiken erneut billige mediale Rattenfängerei auf Kosten der Gesamtheit des deutschen Bauernstandes über alle Gazetten hinweg. Der Amtsschimmel wiehert zu Wochenbeginn lauthals in oberster Instanz. Unleidige Ausblendmechanismen selbiger Instanz enttarnen dabei wieder einmal alleinig den ausgemachten Sündenbock der Nation in Generalverdacht: Das kleine tumbe Bäuerlein!

Nitrat ist seit jeher schon ein windiger Bursche. Was müssen demnach in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ganzzeitig gemütlich schlafende Geister in ihren Amtsstuben das Zepter geschwungen haben!? - Wird unsere nächste Generation über den Häuptern unserer heutigen Administrationskoryphäen hinweg ein ähnlich gnadenloses Resümee ziehen müssen!? - Sicherlich wird man Nitrat dereinst eine ähnliche Rehabilitation angedeihen lassen müssen, wie aktuell wissenschaftlich belegt einzugestehen ist, dass die menschliche Ernährung ohne ein gesundes Maß an Fetten undenkbar wäre!

Nun, nach obiger Berechnung liegt also der durchschnittliche Wasserverbrauch einer vierköpfigen Familie bei um die 180 Kubikmeter, man lasse sich das auf der Zunge zergehen; demnach 180.000 l pro Jahr, d.h. um die 500 Liter TÄGLICH, was einem Frischwasserbedarf pro Kopf von 125 Liter gleichkommt.

Die Düngeproblematik möchte ich dabei zunächst nicht generell in Frage stellen. Als konventioneller Ackerbauer erachte ich eine Reduzierung des Einsatzes auf ein maßvolles Niveau als durchweg angezeigt. Auch in der Tierhaltung ist ein zügig fortzuentwickelndes Umdenken nicht von der Hand zu weisen. - Ich freue mich heute schon, wenn nach dem Greifen einer neu justierten DüV über die Reduzierung der jeweiligen Aufwandsmengen unser Qualitätsgetreide ENDLICH wieder längst überfällig angemessenes Geld kostet!!! Den Bauern, die aktuell 100 dt/ha Weizen und Raps jenseits der 5 t/ha einfahren wollen, wird man dabei gehörig auf die Füße treten. Diese sollten sich mit offenen Öhrchen der Kritik des UBA stellen, denn ein von selbiger Seite gegenüber sämtlichen Kollegen automatisch erzeugter massiver Kompensationsdruck belastet nicht nur sträflichst unsere Ökologie sondern weitreichend sinnbefreit insbesondere auch in ökonomischer Hinsicht auf vielen unserer Höfe. Die derzeit ruinösen Erzeugerpreiskonstellationen sind gerade diesem nicht nachgefragten Massedruck geschuldet. WEN freut‘s, wenn die Bauern frei nach dem Motto „viel hilft viel!“ düngen!? Ächzen darüber nicht einzig empfindlich so manche gnadenlos abschmelzende Bauernkonten?

Nach Abhandlung der realen bäuerlichen Verantwortlichkeiten die kleine dringend notwendige Nachhilfestunde für‘s UBA höchstpersönlich:

Etwa 1/3 der Flächen innerhalb der BRD sind mit Wald bedeckt, kein Bauer zeichnet hier für Nitrateinträge verantwortlich. Straßennetz und versiegelte Flächen sind bei ca. 15% angesiedelt mit weiterhin nachhaltig steigender Tendenz. Auch auf selbigen Flächen wird NICHT von Bauernhand gedüngt. Somit kann nach dem unleidig medial verselbstständigten Prinzip auf ca. 50 % unserer Flächen kein Verschuldungsnachweis in Richtung „Bauer“ glaubhaft greifen. Auf den in Rede stehenden 15 % geht im übrigen kaum zu unterbinden, weil natürlichen Bedürfnissen folgend, nichts anderes vonstatten als in der Massentierhaltung auch. Unsere menschlichen Exkremente lösen sich nun einmal nicht soeben in Luft auf(!) und leisten somit gleichwohl ein nicht zu vernachlässigendes eigenes Scherflein zur gegenwärtigen Nitratproblematik. Das überteuerte nitratbereinigte Frischwasser in der Toilettenspülung wird also WIE wieder entsorgt und in das System zurückgeleitet!? - Sauber im vom UBA definierten Sinne?

Beispielgebende kleine Zahlenkunde noch direkt aus Berlin: Dort stehen jedem Baum um die 75 kg an Ausscheidungen von unseren häuslichen Vierbeinern zur Verfügung. Keine Signalwirkung diesbezüglich aus dem UBA!!! Hier ist einfach der Ton weggedreht.

Als Positivum liefert die obig angedachte drohende Preiserhöhung von Frischwasser allenfalls u.a. einem prominenten Gastwirt aus der Hamburger Spitzengastronomie DIE Steilvorlage fürwahr, seinen schon jetzt als „Wucherpreis“ seitens der Kunden empfundenen Trinkwasserpreis von 4 Euronen/Liter auf sodann sagenhafte 5,00 Euronen/Liter anheben zu dürfen. - Die einzig positive Signalwirkung einer UBA-Präsidentin Krautzberger?

„Hochverehrte Frau Krautzberger, arbeiten Sie endlich störfeuerfrei MIT DEN BAUERN und diskriminieren Sie uns nicht gebetsmühlenartig in solch perverser Art und Weise über die Medien. Wir sind realiter ein Problemfeld, jedoch nicht Ihr einziges!!!“
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