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30.09.2015 | 06:16 | Wetterrückblick September 2015 

September in der Schweiz fällt kühl aus

Zürich - Unter Einbezug der Prognosen bis zum Monatsende wird der September 2015 im landesweiten Mittel 0.8 Grad zu kühl ausfallen im Vergleich zur Norm 1981–2010.

Wetterrückblick Schweiz 2015
(c) proplanta
Auf der Alpennordseite und im Wallis war der Monat verbreitet zu trocken. Vor allem im östlichen Mittelland sowie im zentralen Wallis erreichten die Niederschlagsmengen nur 30 bis 50 Prozent der Norm 1981–2010. Überdurchschnittliche Mengen mit regional 180 bis 190 Prozent der Norm gab es in Graubünden und auf der Alpensüdseite.

Polarluft bringt Schnee in den Bergen



Gleich zum Monatsbeginn stellte die Strömung über der Schweiz von Südwest auf Nordwest und Nord um. Noch unter Südwest-Einfluss und bei wechselhafter Witterung bewegten sich die Tagesmitteltemperaturen am 1. September, auf der Alpensüdseite auch Tags darauf, 1.0 bis 2.5 Grad über der Norm 1981–2010. Mit dem anschliessenden Zustrom feuchtkühler Meeresluft aus West bis Nordwest fielen sie ab dem 3. in der ganzen Schweiz unter die Norm.

Am 5. September wurde die Schweiz aus Norden von feuchter Polarluft erfasst. Nördlich der Alpen sanken die Tagesmitteltemperaturen verbreitet 2 bis 4 Grad, in den Bergen 4 bis 7 Grad unter die Norm. In der kalten Luftmasse fiel Schnee bis auf 1.800 m ü.M. hinunter. Auf dem Säntis (2.502 m ü.M.) gab es insgesamt 4 cm, auf dem Weissfluhjoch (2.691 m ü.M.) 10 cm Neuschnee. Die Tages-Höchsttemperaturen lagen im Flachland der Alpennordseite bei 14 bis 17 Grad.

Auf der Alpensüdseite sanken die Tagesmitteltemperaturen dank Nordföhn nur 1 bis 2 Grad unter die Norm 1981–2010, und die Tages-Höchstwerte erreichten bei recht sonnigen Verhältnissen fast sommerliche 22 bis 24 Grad.

Wasserhose über dem Zürichsee



Der grosse Temperaturunterschied zwischen der eingeflossenen Kaltluft und dem noch warmen Seewasser führte am 5. September um ca. 09:30 Uhr zu einer gut sichtbaren Wasserhose über dem Zürichsee. Wasserhosen über dem Zürichsee sind selten. Die letzte Beobachtung stammt aus dem Sommer 2012, davor aus den Jahren 2007 und 2003. Aus dem 20. Jahrhundert sind Beobachtungen aus den Jahren 1920, 1950 und 1961 bekannt.

Mit Bise weiterhin kühl



Vom 7. bis zum 11. September zog ein Hochdruckgebiet von England nach Nordeuropa, womit die Schweiz in eine kühle Bisenströmung gelangte. Trotz viel Sonne verharrten die Tagesmitteltemperaturen verbreitet 1.5 bis 2.5 Grad unter der Norm. Am 10. wurde die Ost- und Südschweiz von Höhenkaltluft gestreift, was dort Schauer und Gewitter auslöste.

Südwest-Strömung mit Föhn und Rekordtemperaturen



Mit dem Zustrom milder Luftmassen aus Südwesten und bei zunächst recht sonnigen Verhältnissen stiegen die  Tagesmitteltemperaturen auf der Alpennordseite und im Wallis am 12. und 13. September verbreitet 2.5 bis 3.5 Grad über die Norm 1981–2010. In den Alpentälern gab es Föhnspitzen von 80 bis über 90 km/h. Die Alpensüdseite verschwand derweil unter einer kompakten Wolkendecke, und am 13. fielen hier kräftige Niederschläge.

Der Durchzug einer Kaltfront vom 13. auf den 14. brachte der ganzen Schweiz Niederschlag sowie kräftigen Südwestwind mit Böenspitzen von 80 km/h im Mittelland und 115 km/h in den Bergen.

In der anhaltenden Südwest-Strömung stellte sich vom 15. bis zum 17. eine weitere Föhnphase ein. In den Alpentälern erreichten die Böenspitzen 100 bis 120 km/h, in Gipfellagen bis 150 km/h. Der Föhn trieb die Tagesmitteltemperaturen in den Alpentälern am 16. auf 20 bis 25 Grad. Sie lagen damit 7 bis 10 Grad über der Norm 1981–2010.

In Meiringen war der 16. mit einer Tagesmitteltemperatur von 23.8 Grad der wärmste Septembertag seit Messbeginn im Jahr 1889. Ähnlich warm mit 23.5 Grad war es an diesem Messstandort letztmals am 17. September 1975. Altdorf und Engelberg registrierten mit 24.8 Grad bzw. mit 20.5 Grad den drittwärmsten Septembertag seit Messbeginn im Jahr 1864. An diesen Messstandorten brachte der 17. September 1975 als September-Rekordhalter mit 27.9 Grad in Altdorf und 22.8 Grad in Engelberg deutlich höhere Tagesmitteltemperaturen. Es handelte sich auch damals um ein kräftiges Föhnereignis.

Im Tessin fielen innerhalb dieser drei Föhntage regional 200 bis knapp 250 mm Niederschlag. Für das Niederschlagsregime auf der Alpensüdseite sind dies zwar durchaus beachtliche, aber keineswegs extreme Mengen.

Wieder kühl und Schnee in den Bergen



Vom 19. bis zu 21. September gelangte die Schweiz unter Hochdruckeinfluss, wobei aus Norden kühl-trockene Luft zu den Alpen floss. Am 20. war es zunächst auf der Alpensüdseite, am 21. dann in der ganzen Schweiz sonnig. Die Tagesmitteltemperaturen bewegten sich meist 1 bis 2 Grad unter der Norm.

Am 22. und 23. führte ein kräftiges Tiefdruckgebiet über der Nordsee kühl-feuchte Atlantikluft aus Nordwesten zu den Alpen. Am 23. sank die Tagesmitteltemperatur verbreitet 3 bis 4 Grad, in den Bergen meist 5 bis 7 Grad  unter die Norm 1981–2010. Die Schneefallgrenze bewegte sich auf der Alpennordseite zwischen 1.400 und 1.600 m ü.M., auf der Alpensüdseite zwischen 1.800 und 2.000 m ü.M., während in Mittelbünden mit intensiverer Niederschlagstätigkeit Schnee bis auf 1.200 m ü.M. hinunter fiel. In einigen Tälern der Ostalpen wurde mehrere Zentimeter Neuschnee gemessen.

Bise bringt die Sonne zurück



Ab dem 24. September löste ein von England zur Nordsee wanderndes Hochdruckgebiet eine anhaltende Bisenströmung aus. Viel Sonne erhielten dabei vor allem die Alpensüdseite und das Wallis. Auf der Alpennordseite machte sich herbstlicher Nebel oder Hochnebel bemerkbar, welcher sich gegen Mittag meist auflöste. Hartnäckig hielt sich der Hochnebel am 27. entlang des Alpennordhangs.

Die Tagesmitteltemperaturen lagen im Flachland der Alpennordseite 1 bis 2 Grad, im Jura und in den Alpen zum Teil 3 bis 7 Grad unter der Norm 1981–2010. Auf der Alpensüdseite hingegen trieb der Nordföhn die Tagesmitteltemperaturen vielerorts 0.5 bis 1 Grad, lokal aber auch mehr als 2 Grad über die Norm. Die Höchstwerte erreichten hier 21 bis 23 Grad, während sie auf der Alpennordseite meist zwischen 15 und 19 Grad lagen.

Erste Bäume verfärben ihre Blätter



Die Herbstzeitlosen blühten in diesem Jahr über eine Woche früher als im Mittel 1981–2010. An vielen phänologischen Standorten wurden ihre Blüten im August beobachtet, aber auch im September trafen neue Meldungen ein. Blattverfärbungen von Birken, Rosskastanien, Sommerlinden und Vogelbeeren wurden verteilt über die ganze Schweiz vereinzelt beobachtet, im Vergleich zum Mittel zu einem normalen bis frühen Zeitpunkt. Im langjährigen Durchschnitt beginnt die Blattverfärbung der Buchen im Flachland im Oktober, in höheren Lagen teilweise schon Ende September.

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