Jetzt gibt es eine weitere ausführliche, zweiteilige TV-Dokumentation zu sehen: «Terra X: Der Rhein» wird an diesem und am darauf folgenden Sonntag jeweils um 19.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
Der Rhein ist etwa 1.235 km lang (die Angaben gehen etwas auseinander) und entspringt im schweizerischen Graubünden, genauer im Tomasee am Oberalppass bei Sedrum im Gotthardgebiet. Er streift Liechtenstein und Frankreich als Grenzfluss; auf seinem weiteren Weg durch Österreich, Deutschland und die Niederlande wird er unterteilt in Alpenrhein, Hochrhein, Oberrhein, Mittelrhein und Niederrhein.
Er wird gespeist durch so ansehnliche Nebenflüsse wie Neckar, Main und Mosel, ehe er im Rhein-Maas-Delta in die Nordsee mündet. Sein Name geht vermutlich auf eine indogermanische Sprachwurzel zurück; die Römer nannten ihn den «Vater aller Flüsse».
Die Autoren Florian Breier und Christian Stiefenhofer zeigen vor allem, wie der Rhein früher von Naturgewalten und sodann vom Menschen gezähmt worden ist und so zu einem der wichtigsten Verkehrswege in Europa wurde. Einst lebten am Ufer des Rheins sogar Tapire, und im Wasser tummelten sich Krokodile.
Im 18. Jahrhundert transportierten Händler tausende Tannen- und Eichenstämme aus dem Schwarzwald mit Holländerflößen (bis zu 330 Meter lang und 65 Meter breit) über den Fluss nach Holland. Diese Gefährte gibt es längst nicht mehr, auch die Pferde, die bis zur Erfindung der Dampfschifffahrt die Schiffe mit Seilen flussaufwärts trendelten, sind verschwunden. Heute befinden sich große Städte wie Duisburg und Köln am Rheinufer, und auch riesige Firmen wie die
BASF in Ludwigshafen.
Eine Paläontologin erklärt im detailverliebten Film ziemlich genau, was sie bei Grabungen in Sandsegmenten bei Bingen gefunden hat, und ein Vorgeschichtler erläutert anhand von entdeckten Schädeln, zu welchen Menschen sie einmal gehört haben. Ein Historiker berichtet von einstigen Wegezöllen und Stapelrechten in den Häfen; der Direktor des Siebenbergsmuseums von Bestechungen der Zöllner und hohem
Bierkonsum der Flößer.
Den Kulturkoordinator der Stadt Worms hört man sagen: «Der Rhein ist so etwas wie ein begnadeter Geschichtenerzähler» - erstaunlicherweise kommt der gar nicht zu Wort. Das bleibt vielmehr dem Erzähler (Martin Umbach) vorbehalten, der von der Historie über die Natur bis hin zur heutigen Zeit ständig hin- und herspringt. Ein Hirtenjunge, der sein karges Dasein am Rheinufer fristet, darf dekorativ Wildlachs aus dem Fluss fischen.
Sätze wie «Die große Symbolkraft des Rheins wurzelt sicher auch in seiner Vielfalt» findet man öfter im vollgepackten Film. Dazu kommen eingeblendete Trickaufnahmen von Tieren und Pflanzen, die es damals am Rheinufer wohl gegeben hat - und willkürlich eingeblendete Spielszenen mit Jägern und Sammlern sowie reichlich Schlachtszenen, die dem Zuschauer lebendig machen sollen, wie damals gelebt und gekämpft wurde.
Auch die Nibelungensaga mit Szenen aus alten Filmen und die Burgen am Mittelrhein bleiben selbstverständlich nicht unerwähnt. Sehr störend am Film: die Musik.