In Helsinki haben am Mittwoch Regierungen, Unternehmen, Institute, Stiftungen und auch Einzelpersonen Selbstverpflichtungen zur Rettung des akut belasteten Gewässers veröffentlicht. Unter anderem sagten die Hafenstädte Kopenhagen und St. Petersburg zu, Anlagen zur Reinigung der Abwässer aus Kreuzfahrtschiffen bereitzustellen. Staats- und Regierungschefs fast aller Anrainerländer nahmen an dem Gipfel teil, unter ihnen Russlands Ministerpräsident Wladimir
Putin und König Carl XVI. Gustaf aus Schweden.
Finnlands Präsidentin Tarja Halonen sagte bei dem eintägigen Treffen auf Initiative der privaten «Baltic Sea Action Group»: «Wir können keine Wunder erwarten. Aber jeder muss seinen ganz konkreten Beitrag leisten.» Putin lobte das von Umweltschützern unter anderem in Deutschland kritisierte Projekt der geplanten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream. Hier seien Umweltgesichtspunkte maßgeblich und mit großer Offenheit berücksichtigt worden.
Die Bundesregierung ließ sich in Helsinki von
Agrarministerin Ilse
Aigner (CSU) vertreten. Sie sagte: «Das große Interesse an dieser Konferenz stimmt mich zuversichtlich, dass wir den hohen Ansprüchen gerecht werden können.» In der Liste der 138 Ankündigungen tauchte als einziger deutscher Name der Siemens-Konzern auf: Dessen finnische Unternehmenstochter bietet kostenfreie Dienstleistungen im Wert von 50.000 Euro für Umweltverbesserungen in finnischen und baltischen Häfen an.
Als größtes Problem für die Ostsee mit mehr als 90 Millionen Menschen in ihrem Einzugsbereich gilt die Einleitung von Nährstoffen wie Schwefel und Phosphor durch die Landwirtschaft der Anrainerländer. Neben der Überfischung nehmen auch die Belastungen durch den massiven Schiffsverkehr vor allem von und nach Russland zu. Das russisch geführte Konsortium Nord Stream kündigte in Helsinki an, man wolle die für den Bau der Pipeline erhobenen Umweltdaten aus der Ostsee allgemein zugänglich machen. Dazu sagte in Stralsund der Ostsee-Experte der Umweltorganisation WWF, Jochen Lamp: «Das ist doch sowie eine Selbstverständlichkeit». Zwar sei die finnische Initiative im Prinzip zu begrüßen. Sie habe aber zu einem «ziemlichen Kramladen von Versprechungen geführt.»
Der
WWF hat ebenfalls am Mittwoch zusammen mit dem Umweltverband
BUND Klage gegen die Bundesregierung wegen der Zustimmung zum Bau von Nord Stream eingereicht. Die Pipeline verursache erhebliche neue Umweltbelastungen für die Ostsee. (dpa)