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13.05.2009 | 08:01 | Verbraucherschutz  

Junk-Food-Werbung dominiert Kinderprogramm

Amsterdam - Die Werbung zu Zeiten, in denen vor allem Kinder und Jugendliche vor dem TV-Gerät sitzen, ist zu stark von Junk-Food-Produkten dominiert.

Junk-Food-Werbung
(c) proplanta
Spots, die derartige Produkte bewerben, machen im Durchschnitt rund zwei Drittel des gesamten Werbeaufkommens im entsprechenden Fernsehprogramm aus. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung zum Thema Fettleibigkeit, die ein internationales Forscherteam kürzlich auf dem European Congress on Obesity http://www.easo.org/eco2009 in Amsterdam präsentiert hat.

Bei der Analyse der TV-Werbung in insgesamt elf verschiedenen Ländern der Welt stellte sich unter anderem auch heraus, dass die USA und Deutschland in puncto Junk-Food-Werbung im Kinderprogramm derzeit die größten Übeltäter sind. An die 90 Prozent der Clips sollen hier zu Fernsehzeiten von Kindern als ungesund betrachtete Lebensmittel bewerben. Demgegenüber findet sich der niedrigste Wert in Australien, wo lediglich die Hälfte der Werbezeit für solche Produkte aufgewandt wird.

"Die Zunahme der Fettleibigkeit ist mittlerweile ein Problem, das alle Staaten gleichermaßen betrifft. Die Annahme, dass TV-Werbung in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt, wurde durch verschiedene Studien aber bereits als völliger Unfug entlarvt", stellt Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) http://www.zaw.de, im Gespräch mit pressetext fest. Nach wie vor gebe es keinerlei Beweis dafür, dass Fernsehwerbung einen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten des Publikums hätte. "Bei dieser Debatte wird leider zumeist übersehen, dass Junk Food auch nur Lebensmittel sind. Ob sie zu Fettleibigkeit führen, kommt ganz auf die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Menschen an", betont Nickel.

"Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist nicht die TV-Werbung Hauptursache für eine ungesunde Ernährung, sondern die sozialen Bedingungen, in denen die Betroffenen aufwachsen", gibt Nickel zu bedenken. In erster Linie sei es nämlich Aufgabe der Eltern, ihren Sprösslingen ein gutes Vorbild zu sein und ihnen einen gesunden Umgang mit Lebensmitteln beizubringen. "Dieser tatsächlich viel komplexere Zusammenhag wird in der öffentlichen Diskussion gerne beiseite geschoben und durch populistische Argumente ersetzt", meint Nickel. Vor allem die Politik mache es sich in dieser Hinsicht oft sehr einfach und schiebe die Verantwortung für das Fettleibigkeitsproblem auf die Werbewirtschaft. "Tatsache ist aber, dass die Werbung nicht die Ursache für dieses Problem ist. Innerhalb der Branche ist man sich der besonderen Verantwortung in Bezug auf Werbung bei Kindern aber durchaus bewusst", so Nickel.

"International gesehen werden Kinder im Fernsehen einem sehr hohen Maß an Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke ausgesetzt", kritisiert Bridget Kelly, Ernährungswissenschaftlerin am Cancer Council New South Wales http://www.cancercouncil.com.au , gegenüber dem britischen Guardian. Eine Beschränkung der entsprechenden Werbeaktivitäten sei eine ungemein wichtige Präventivstrategie zur Vorbeugung gegen Fettleibigkeit bei Kindern. Weltweit gesehen würden derzeit insgesamt 177 Mio. Unter-18-Jährige unter diesem Problem leiden. (pte)
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