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15.01.2012 | 14:30 | Sturmschäden 
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Fünf Jahre nach Kyrill: Der Wald ist einfach nur jünger

Schmallenberg/Arnsberg - Vor fünf Jahren fegte der Orkan Kyrill mit bis zu 225 Kilometern pro Stunde über Europa. In Deutschland starben elf Menschen. Wo Bäume umknickten, wächst neuer Wald - doch nicht immer der gewünschte.

Sturmschäden
Windwurf (c) Proplanta

Es war zwar nicht der stärkste, aber der verheerendste Sturm, der über das Land zog. Am 18. Januar 2007 veränderte der Orkan Kyrill vor allem die Landschaft im Sauerland nachhaltig. Zunächst war die Bilanz erschreckend: Allein in Nordrhein-Westfalen starben sechs Menschen, die Schäden summierten sich auf mehrere Milliarden Euro. Der Wind drückte ungefähr 25 Millionen Bäume zu Boden.

Aus der Luft sahen viele Wälder so aus, als hätten Riesen Mikadostäbchen geworfen. Orte waren von der Außenwelt abgeschlossen, die Wälder monatelang nicht begehbar. Tausende von Forstleuten aus ganz Europa halfen mit schwerem Gerät bei den Aufräumarbeiten. Auch dabei gab es 700 Unfälle, sechs Waldarbeiter kamen ums Leben.

Heute wächst auf den meisten Flächen, auf denen sich Kyrill austobte, wieder neuer Wald. Zum Leidwesen vieler Forstexperten allerdings nicht der von der Politik gewünschte Mischwald sondern größtenteils wieder die weit verbreitete Fichte. Außerdem wurden viele Windwurf-Flächen zu Weihnachtsbaum-Plantagen.

An einigen Stellen haben die Förster nicht aufgeräumt. Dort liegt der Wald noch so, wie Kyrill ihn niedergedrückt hat. Am Kyrill-Pfad bei Schmallenberg-Schanze ist Ranger Ralf Schmidt häufig mit Besuchern unterwegs: «Die sind beeindruckt von der Kraft eines Sturmes und denken erst einmal, hier ist alles kaputt. Aber der Wald ist ja noch da. Er ist einfach nur jünger.»

Stellenweise sprießen wieder vier Meter hohe Fichten aus dem Durcheinander. Mittlerweile müssen die Waldwächter den Pfad durch die 35.000 Quadratmeter große Windwurf-Fläche teilweise wieder frei schneiden. «Wir haben Kräuter, Gräser, und viele Bäume - das ist ein kleiner Dschungel», sagt Schmidt. Und auf der Fläche herrscht ein anderes Klima. «Hier ist es spürbar wärmer und es ist weniger Wind als einige Meter weiter.»

Schmidt findet es spannend, den neuen Urwald wachsen zu sehen. Wenn er über den Kyrill-Pfad spricht, leuchten seine Augen. «Kyrill hat viel Gutes gebracht», sagt er. Nicht für die Waldbesitzer, aber für die Natur. «Wir haben mehr Artenvielfalt.» Die Landschaft und der Tourismus hätten ebenfalls profitiert. Viele der dunklen Hochwälder auf den Berggipfeln im Sauerland hatte der Orkan weggefegt. «Da hat man jetzt herrliche Fernsichten.»

Dass auf den meisten Kyrill-Flächen wieder Fichten gepflanzt wurden, kann Schmidt verstehen. «Das ist wirtschaftlicher, als Buchen zu pflanzen.» Doch wenn er die eingezäunten Christbaum-Plantagen mit jungen Nordmanntannen sieht, wird er nachdenklich. «Die Fläche ist für das Wild weg und die Plantagen werden mit der chemischen Keule gespritzt.»

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Kommentare 
Radovin Zips schrieb am 16.01.2012 16:43 Uhrzustimmen(45) widersprechen(76)
Habe mir gerade die Bilder von den Kyrillschäden angesehen und festgestellt, daß der Winter genauso war, wie dieser. Ich habe dabei blühenende Ringelblumen und Scharfgarbe fotografiert. Das war am 18. Januar 2007. Milde Winter sind demnach nicht ungewöhnlich.
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