Öffentliche und private Waldbesitzer befürchten für das Ökosystem Wald durch steigende Wasserentnahmen gravierende Nachteile. Initiiert hatten die Tagung die Waldbesitzerverbände Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
„Die Versorgung der Bürger mit sauberem Trinkwasser muss gewährleistet sein. Dazu ist ein stabiler Zustand der Wälder, unter denen dieses Trinkwasser gewonnen wird, eine unabdingbare Voraussetzung“, stellte Norbert Leben, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen, klar. „Unentgeltliche Grundwasserentnahmen in großem Stil zur Gewinnmaximierung der Energie- und Wasserversorger sowie einer industriellen Nutzung sind allerdings die Tropfen, die das Fass buchstäblich zum Überlaufen bringen“, erläuterte Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt, die wachsende Problematik.
Schon heute sind in der Nähe von großen Städten, Kraft- und Wasserwerken sowie Industriebetrieben mit wasserintensiver Produktion gravierende Auswirkungen der ungehemmten Wasserentnahme Tatsache: Trockenschäden und Zuwachsverluste an Waldbäumen bis hin zum Absterben ganzer Wälder und eine Veränderung der Artenzusammensetzung im Wald wurden bereits beobachtet. Beispiele dafür gibt es in der Nordheide oder im hessischen Darmstadt. Weitere Schäden und eine Verarmung der
Artenvielfalt werden befürchtet; insbesondere auch durch den
Klimawandel, der mit zunehmend trockenen Sommern aufwartet.
Negativbeispiel hier sind die Hamburger Wasserwerke, die jährlich rund 20 Millionen Kubikmeter Trinkwasser unter der Nordheide abpumpen und dieses unter anderem an einen der weltgrößten Getränkehersteller oder die Hansestadt Lübeck mit Millionengewinnen verkaufen.
Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, erläuterte vor diesem Hintergrund auf der Tagung in Hannover seine Position: „Wir als öffentliches Unternehmen sind in mehrfacher Hinsicht gefordert: Unser Wald liefert sauberes Wasser, die Wälder dienen der Erholung und sind Lebensraum für viele bedrohte Arten. Gleichzeitig ist unser Wald ein nachhaltiger Rohstofflieferant, mit dem wir auch Gewinne erzielen wollen und müssen, um als Unternehmen zu bestehen. Deshalb ist es für uns nicht verständlich, wenn wir für unsere zweifelsohne erbrachten Leistungen finanziell doppelt belastet werden: Zum einen zahlen wir hohe Beiträge an die Unterhaltungsverbände, zum anderen erhalten wir keinerlei finanzielle Honorierung von den Wasserversorgern.“
Die unangemessen hohen Beiträge und das intransparente Gebaren der Gewässerunterhaltungsverbände werden von den Waldbesitzern und der Forstwirtschaft massiv kritisiert. Diese sind strikt flächenbezogen, d. h. hier zahlt der Waldbesitzer, aus dessen Wald natürlich gefiltertes und hochwertiges Trinkwasser abfließt, für genau die Leistung, die sein Wald erbringt, noch Abgaben und Beiträge.
Eine Berücksichtigung umwelt- und ressourcebezogener Kosten, wie in der EUWasserrahmenrichtlinie vorgeschrieben, findet aus Sicht der Forstbetriebe in beiden Fällen nicht statt. Dagegen wendet sich der Deutsche Forstwirtschaftsrat vehement. Dessen Geschäftsführer Dirk Alfter sagte auf der Waldwasser2-Tagung: „Die deutschen Wasserversorger erhalten für ihre Leistung, dem Verbraucher qualitativ hochwertiges Wasser in großer Menge zur Verfügung zu stellen, eine kostendeckende Bezahlung. Die deutsche Forstwirtschaft erhält für ihre Leistung, den Wasserversorgern qualitativ hochwertiges Wasser in großer Menge zur Verfügung zu stellen - nichts!“
Dies gilt es aus Sicht der öffentlichen und privaten Waldbesitzer zu ändern. Dafür gibt es aus Sicht von Dr. Henning Meesenburg, der sich an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen intensiv mit diesem Thema befasst hat, auch gute Gründe. Meesenburg: „Eines ist sicher und wissenschaftlich erwiesen: Für die Qualität und die nachhaltig nutzbare Trinkwassermenge gibt es keine bessere Landnutzungsform als den nachhaltig bewirtschafteten Wald, wie wir ihn dank einer nachhaltigen Forstwirtschaft seit mehreren Generationen in Deutschland auf einem Drittel der Landesfläche haben.“ (PD)