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15.01.2022 | 12:39 | Jagdausübung 

Wegen Corona fällt die Treibjagd häufig aus

Dortmund - Die Corona-Schutzmaßnahmen und der Klimawandel beeinflussen auch die Jagd. Um etwa die Hälfte ist die Zahl der erlegten Feldhasen im Ende März abgelaufenen Jagdjahr 2020/2021 in Nordrhein-Westfalen gesunken, wie aus der Bilanz hervorgeht.

Treibjagd
Deutlich weniger Feldhasen haben die Jäger in NRW in jüngster Zeit zur Strecke gebracht. Das hat nach Verbandsangaben etwas mit den Corona-Schutzmaßnahmen zu tun. Reh kam hingegen mehr auf den Tisch. (c) Wißmann Design - fotolia.com
Der Landesjagdverband berichtet von ausgefallenen Gemeinschaftsjagden auf Feldhasen, weil der Aufwand für solche Treffen in Corona-Zeiten deutlich gestiegen sei.

Teilweise seien durch Kontaktbeschränkungen die sogenannten Gesellschaftsjagden nur deutlich erschwert oder gar nicht möglich gewesen. Die Zahl der in aller Regel in Einzeljagd erlegten Rehe stieg hingegen um etwa ein Zehntel auf Rekordhöhe. Bei diesen Zahlen spielten aber auch noch weitere Faktoren eine Rolle.

Dass sich Jäger seltener zu Treibjagden zusammengefunden haben, macht sich nach Einschätzung des Landesjagdverbandes am deutlichsten bei der niedrigeren Zahl der erlegten Feldhasen bemerkbar. Laut der jüngsten Jagdstatistik sind es fast 27.000 Tiere weniger als im vorangegangenen Jagdjahr 2019/2020. Das entspricht einem Rückgang um fast 50 Prozent. Aus dem gleichen Grund wurden demnach auch deutlich weniger Stockenten und Fasanen in Nordrhein-Westfalen geschossen.

Bei Wildschweinen sind es ebenfalls fast 50 Prozent beziehungsweise rund 30 500 Tiere weniger. Hier sieht der Verband einen Zusammenhang mit hohen Zahlen in den Vorjahren und einem etwas geringeren Bestand durch eine intensive Bejagung. Auch Trockenheit dürfte durch ein schmaleres Nahrungsangebot die Population beeinflusst haben.

«Nichtsdestotrotz werden die Jäger weiter intensiv an den Wildschweinen jagen», versicherte ein Sprecher des Verbandes. Politik und Landwirtschaft forderten wegen der Gefahren durch afrikanische Schweinepest, dass die Wildschweinbestände weiterhin ausgedünnt werden. Die Tierseuche könnte beim Auftreten in NRW fatale Folgen auf zahlreiche Schweinehalter und auch die Fleischindustrie haben. Ein möglicher Ausbruch müsse schnell wieder zum Erliegen kommen.

Das Plus beim erlegten Rehwild um rund zehn Prozent beziehungsweise 10.268 Tiere geht nach Verbandsangaben mit einer gestiegenen Population einher. «Rehwild findet auf Kahl- und Aufforstungsflächen gute Lebensbedingungen», schilderte der Verbandssprecher. Diese Areale hätten mit dem Baumsterben und dem Waldumbau zugenommen. Zudem sei aber auch Rehwild deutlich intensiver bejagt worden, um den Waldumbau hin zu klimastabilen Wäldern sicherzustellen, betonte er.

Laut Umweltministerium ist beim Rehwild mit 115.362 erlegten Tieren ein absoluter Höchstwert verzeichnet worden. Beim Rotwild liege die Zahl mit 7.283 Tieren nur knapp unter der des Vorjahres. Auch beim Damwild sei mit 5.211 Tieren fast die Vorjahreszahl erreicht worden.

Die hohen Streckenzahlen bei Rotwild, Damwild und Rehwild zeigten, welchen wichtigen Beitrag die Jägerschaft bei der Wiederbewaldung leiste, hatte Umwelt-Staatssekretär Heinrich Bottermann Ende Dezember erklärt. Gerade Reh- und Rotwild nähmen die frischen Triebe und Baumsetzlinge sehr gerne als eine energiereiche Nahrung auf.

Das Wildfleisch erfreut sich laut Verband seit Jahren zunehmender Beliebtheit. «Da bleibt kein Jäger auf seinem Wildfleisch sitzen», sagt der Sprecher des Landesjagdverbandes. Es werde zumeist direkt vom Jäger in seinem eigenen Umfeld sowie im Bekanntenkreis verkauft.
dpa/lnw
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