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26.10.2014 | 08:42 | Fahrzeug-Vernetzung 

Automobilbranche im Umbruch

Stuttgart - Jeder deutsche Autofahrer verbringt laut einer Studie 118 Stunden jährlich im Stau - oder zumindest mit dem Umkurven der Kolonne.

Verkehrsfluss
(c) proplanta
Wäre es da nicht schön, währenddessen entspannt im Netz surfen zu können? Oder noch besser: gar nicht erst im Stau zu stehen?

Was noch nach Zukunftsmusik klingt, könnte in einigen Jahren Realität sein. Denn die Autobranche drückt beim Zusammenwachsen von Fahrzeugen und Internet derzeit kräftig aufs Tempo.

Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, erklärte nun, die Unternehmen wollten in den kommenden Jahren 16 bis 18 Milliarden Euro in die Vernetzung investieren. Bis 2016 sollen demnach 80 Prozent der Neuwagen einen Internetzugang haben.

Neben Annehmlichkeiten für Autofahrer geht es dabei auch um Umweltschutz und Spritsparen. «Vernetzung macht das Fahren effizienter», erklärt der VDA. «Reisezeiten werden kürzer, damit spart man Zeit, Emissionen und Kohlendioxid.» Letzteres ist für die Branche auch wichtig, um die strengeren CO2-Vorgaben der EU einhalten zu können.

Allein durch vernetztes Fahren könnte nach Berechnungen des britischen Forschungsinstituts Centre for Economics and Business Research (CEBR) ein Fünftel der Staus in Deutschland vermieden werden. Daraus ergäben sich Einsparungen von 233 Millionen Litern Kraftstoff und 600.000 Tonnen CO2 im Jahr. Das CEBR hatte in dem Zusammenhang auch die vielen Stau-Stunden der Deutschen ermittelt.

Beispiele für eine stärkere Verzahnung von Internet und Auto sind Dienste wie Echtzeit-Staumeldungen oder Tipps für günstiges Tanken in der Umgebung. «Vernetzung kann Stau mindern und den Verkehrsfluss verbessern», betont der Autoverband.

Wissmann sieht die Entwicklung als «Revolution im Auto». Derzeit haben nach VDA-Angaben nur 20 Prozent der Neuwagen einen Internetzugang. Das hochautomatisierte Fahren, bei dem das Auto im Stau selbst fährt, dürfte demnach aber bereits zum Ende des Jahrzehnts verbreitet sein. Später sollen Autos dann auch ohne Stau selbstständig auf der Autobahn fahren.

Im Zuge der Vernetzung halten derzeit auch von Smartphones bekannte Bedienoberflächen auf den Bordmonitoren vieler Pkw-Modelle Einzug. Apple konkurriert mit seiner Plattform CarPlay dabei etwa mit Googles Betriebssystem Android Auto. Smartphones sollen sich dadurch leichter mit dem Infotainment-System eines Fahrzeugs verbinden lassen.

Die beiden Anbieter liegen derzeit bei der Zahl ihrer Kunden nahezu Kopf an Kopf. Einige Hersteller wie Audi, Opel, Ford und Volvo setzen zudem parallel auf Android und CarPlay.

Mit dieser neuen Dynamik wollen sich viele IT-Konzerne den Platz im vernetzten Auto sichern. Nokia bietet mit der Integration seines Kartendienstes HERE ebenfalls eine Software-Plattform an. Microsoft arbeitet mit Ford beim System Sync zusammen und setzt dabei einen Schwerpunkt auf Sprachsteuerung. Im Kern vieler Infotainment-Anlagen steckt das zu Blackberry gehörende Betriebssystem QNX.

Die Internet-Revolution bringe neue Spieler auf den Markt, sagt auch Wissmann. Die Autobranche sehe IT-Konzerne aber als Partner. Sie habe lange Erfahrung im Autobau - Google nicht. Es gehe dabei vor allem um eine «saubere Aufteilung» der Daten, betont Wissmann: «Wir haben den Ehrgeiz, im «driver seat» zu bleiben.» (dpa)
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