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19.04.2015 | 09:41 | Rindergesundheit 

Bakterien kaum an Magengeschwüren von Rindern beteiligt

Wien - Wie beim Menschen gibt es auch beim Rind Magenentzündungen, die zu Geschwüren führen können.

Forschung zu Labmagengeschwüren
(c) proplanta
Ob die Geschwüre beim Rind ebenso wie mein Mensch mit bestimmten Bakterien in Zusammenhang stehen, haben WissenschafterInnen der Vetmeduni Vienna untersucht. Sie analysierten Bakterien gesunder und kranker Rindermägen.

Die Bakterienvielfalt in den Mägen unterschied sich dabei kaum. Bakterien dürften also bei der Entstehung der Labmagengeschwüre nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die große Bakterienvielfalt der Rinderlabmägen wurde nun erstmals im Journal Veterinary Microbiology veröffentlicht.

Gastritis und Magengeschwüre beim Menschen werden häufig vom Bakterium Helicobacter pylori verursacht. Aber auch andere Faktoren wie beispielsweise Stress und Ernährung beeinflussen die Gesundheit des Magens. Bei Rindern spielt ebenso der Stress, die Ernährung aber auch Haltungsformen und das Wetter eine wichtige Rolle.

Ob Bakterien auch zu den Mitverursachern des Labmagengeschwürs zählen, hat die Tierärztin Alexandra Hund von der Universitätsklinik für Wiederkäuer gemeinsam mit dem Mikrobiologen Stephan Schmitz-Esser vom Institut für Milchhygiene untersucht.

Der Labmagen der Rinder ist der letzte von vier hintereinander liegenden Rindermägen. Die drei Vormägen, Pansen, Netzmagen und Blättermagen dienen der Vorverdauung. Der Labmagen ist der eigentliche Magen und ähnelt in seinem Aufbau und seiner Funktion dem Magen des Menschen. In ihm können für das Tier schmerzhafte Entzündungen und Geschwüre entstehen, die die Tiere schwächen, zu Magendurchbrüchen und sogar zum Tode führen können“, erklärt die Erstautorin Alexandra Hund.

Mikrobiom kranker und gesunder Mägen fast gleich



Magenproben von geschlachteten Rindern dienten dem Mikrobiologen Schmitz-Esser als Untersuchungsmaterial. Dabei stammte etwa die Hälfte der Proben von gesunden Rindern, die andere Hälfte kam von Rindern mit geringgradigen Labmagengeschwüren. „Schwer erkrankte Tiere werden nicht mehr zur Schlachtung zugelassen“, erklärt Alexandra Hund.

Die Bakterien-DNA aus den Magenproben wurde isoliert und sequenziert. Über die verschiedenen DNA-Sequenzen konnten die Bakterien bestimmt werden. „Am häufigsten kamen Helicobacter, Acetobacter, Lactobacillus und neuartige Mycoplasma-Stämme vor. Der im Menschen häufig gefundene Helicobacter pylori war nicht dabei. Da wir nahezu die gleiche Bakterienzusammensetzung in gesunden und in kranken Tieren gefunden haben, liegt es nahe, dass Bakterien nur eine geringe Rolle bei der Entstehung der Labmagengeschwüre spielen“, so Schmitz-Esser. „Allerdings möchten wir das in zukünftigen Studien noch bestätigen.“

Andere Bakterien in Kälbermägen



Kälbermägen besitzen ein wenig ausgereiftes Mikrobiom. Das bedeutet, die Vielfalt an Bakterien muss sich erst entwickeln. Über die Milch kommen hauptsächlich Milchsäurebakterien, die zu den Lactobacillen gehören, in die Mägen. Und genau diese haben Hund und Schmitz-Esser auch vermehrt in den Kälbermägen gefunden.

Labmagengeschwüre sind schwer erkennbar



„Da sich die Symptome eines Labmagengeschwürs sehr subtil äußern, sind sie für den Laien kaum erkennbar. Der Labmagen liegt hinter den vier Vormägen und ist für eine Gastroskopie beispielsweise nicht zugänglich. Wir sind gerade dabei, eine Diagnosemöglichkeit zu entwickeln, mit der Labmagengeschwüre früh und schnell erkannt werden können. In jedem Fall beugen stressfreie Haltungsbedingungen Magengeschwüren beim Rind vor“, betont Alexandra Hund.

Service: Der Artikel „Characterization of mucosa-associated bacterial communities in abomasal ulcers by pyrosequencing” von Alexandra Hund, Monika Dzieciol, Stephan Schmitz-Esser und Thomas Wittek wurde im Fachmagazin Veterinary Microbiology veröffentlicht. doi:10.1016/j.vetmic.2015.02.023, http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378113515000784 (vetmeduni)
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