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24.08.2013 | 15:25 | Knoblauchwürze im Ostseeraum 

Knoblauch war schon vor 6.000 Jahren ein beliebter Geschmacksstoff

Schleswig / York - Die Menschen im Ostseeraum haben schon vor mehr als 6.000 Jahren ihre Speisen mit einer Art Knoblauchsenf gewürzt.

Knoblauchsrauke
Knoblauchsrauke (c) proplanta
Ein internationales Forscherteam fand in Keramikgefäßen, die überwiegend von der Küste bei Neustadt in Holstein stammen, Spuren der Knoblauchrauke Alliaria petiolata. Dies sei der älteste direkte Beleg für den Einsatz von Gewürzen in der prähistorischen europäischen Küche, schreiben die Forscher um Hayley Saul von der englischen Universität York in der Zeitschrift «PLOS ONE».

Sie betrachten die Entdeckung als Meilenstein: Lange Zeit wurde angenommen, dass die Kulturen der Jäger und Sammler beim Übergang zum Ackerbau in diesen Breiten Pflanzen nur als Kalorienlieferanten nutzten.

Da der Nährwert der Knoblauchrauke gering ist und in den Gefäßen auch Rückstände von Tieren und anderen Pflanzen gefunden wurden, gehen die Forscher davon aus, dass die Menschen den pfeffrig-knoblauchartigen Geschmack zum Verfeinern von Speisen verwendeten. Schon damals habe dort also eine Art Kochkultur existiert, sagte Co-Autorin Aikaterini Glykou, die an der Universität Kiel für die Keramikanalysen zuständig war, der Nachrichtenagentur dpa.

Die Keramikscherben, die aus Schleswig-Holstein und Dänemark stammen, sind mindestens 6.100 Jahre alt. Die Wissenschaftler analysierten die an verkohlten Speiseresten gefundenen sogenannten Phytolithen und fanden heraus, dass sie denen von Samen der Knoblauchrauke ähnelten. Phytolithen sind Silikatablagerungen, die von Pflanzen gebildet und auch dann nicht zerstört werden, wenn die Pflanze verrottet oder verbrannt wird.

Die Samen der mit Senfpflanzen verwandten Knoblauchrauke dienten offenbar dazu, die in den Keramikgefäßen gekochten Fleisch- und Fischspeisen geschmacklich zu verfeinern. Unklar ist, ob diese Würztechnik im Ostseeraum entstanden ist oder aus Asien eingeführt wurde.

Die Gefäße wurden unter anderem vor der Küste von Neustadt von Co-Autor Sönke Hartz von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen bei Unterwasserausgrabungen gefunden. (dpa)
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