Was im ersten Moment wenig erscheint, würde sich massiv auf die Natur auswirken. «Viele Organismen, die an bestimmte Temperaturen angepasst sind, könnten ihre Lebensmöglichkeit verlieren», sagt Eckhard Jedicke vom Kompetenzzentrum
Kulturlandschaft der Hochschule Geisenheim am Rhein. Die Studie wurde von den Hochschulen in Koblenz, Bingen und Geisenheim gemeinsam erarbeitet.
Zugleich können nach Jedickes Worten neue Pflanzen und Tiere hier Fuß fassen, die womöglich einheimische Arten verdrängen und Krankheiten einschleppen. Als im Rhein schon zu beobachtende Beispiele nannte Jedicke die Grobgerippte Körbchenmuschel, die in großer Zahl die Verschlammung fördere, und den aus Nordamerika stammenden Kamberkrebs, der die Krebspest übertrage. Das Tier selbst sei dagegen immun, bedrohe aber so den Europäischen Flusskrebs.
Die drei Hochschulen haben sich in der Studie mit möglichen Antworten auf den
Klimawandel im Welterbe Oberes Mittelrheintal beschäftigt. «Die Sommer werden trockener und die Winter milder», heißt es darin. Die Niederschläge im Winter nähmen zu - und im Sommer auch die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad Lufttemperatur.
In Rheinland-Pfalz wirke der Klimawandel noch etwas intensiver als in ganz Deutschland. Das Mittelrheintal ist laut der Studie die wärmste Region im Bundesland. Im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts wird demnach im Unesco-Welterbegebiet bis zum Jahr 2100 eine Zunahme der Lufttemperatur um 2,5 bis 6 Grad erwartet.
Die drei Hochschulen teilen zum Klimawandel im Welterbetal mit: «Sowohl die in 2029 geplante (Bundes-)Gartenschau als auch die Kommunen, ihre Bewohnerinnen und Bewohner müssen sich auf mögliche Extremereignisse wie Hitze,
Dürre, Stürme,
Starkregen und Sturzfluten, Niedrig- und Hochwasser einstellen.»
Schon heute seien bei einer Fahrt durchs Mittelrheintal großflächig die Spuren von Trockenheit und baumschädigenden Borkenkäfern zu sehen. Vor allem kleine bis mittelhohe Hochwässer könnten sich künftig häufen - und auch längere Phasen mit Niedrigwasser im Sommer.
«Starkregenereignisse und Sturzfluten haben in den letzten Jahren zu Hangrutschen und Murenabgängen geführt», heißt es weiter. «Gerade die steilen Hänge des Oberen Mittelrheintals sind für
Erdrutsche besonders anfällig. In Kestert kam es im Jahr 2011 zu einem Erdrutsch, der sogar eine Zugentgleisung zur Folge hatte.»
Ein Felssturz in derselben Region nahe dem weltberühmten Loreley-Felsen im März 2021 blockierte dort sieben Wochen lang die laut Deutscher Bahn meistbefahrene Güterzugstrecke zwischen Genua und Rotterdam.