Temperatur: Auch auf den Bergen mildere Winter
Alle Gipfelstationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen eine Erwärmung der Winter. In den langfristigen Anstieg sind manchmal mehrjährige Phasen der Abkühlung eingelagert. So verzeichnete in Österreich das Sonnblick-Observatorium der ZAMG in 3106 Meter Seehöhe in den letzten 30 Jahren eine leichte Abkühlung. Die gesamte 134-jährige Messgeschichte am Sonnblick zeigt aber eine statistisch signifikante Erwärmung im Winter von 1,9 Grad.
In Deutschland ist es in den Wintermonaten sowohl in den Alpen wie auch in den Mittelgebirgen wärmer geworden. In der deutschen Alpenregion wie auch den östlichen Mittelgebirgen (Erzgebirge, Thüringer Wald, Fichtelgebirge, Bayrischer Wald und das Lausitzer Gebirge) ist es seit 1881 um 1,4 °C wärmer geworden, im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb stiegen im gleichen Zeitraum die mittleren Temperaturen um 1,7 °C an. An der Station Hohenpeißenberg im Alpenvorland sind heute die mittleren Wintertemperaturen zwei Grad höher als Mitte des 19. Jahrhunderts.
In der Schweiz ist in den langen Datenreihen seit 1864 die Wintererwärmung aufgrund des Klimawandels deutlich erkennbar, zum Beispiel an der Bergstation Säntis (2501 Meter Seehöhe) mit 1,7 °C. Die Wintertemperatur von 1900 bis in die 1980-er Jahre zeigte einen ruhigen Verlauf ohne klare langfristige Änderung. Ende der 1980-er Jahre erfolgte insbesondere in Berglagen ein Wechsel zu einer markanten Warmwinterphase.
Natürliche Schwankungen führen dazu, dass zwischenzeitlich kühlere Winter auftreten können, wie zum Beispiel ab dem Jahr 2000. In jüngster Zeit ist die ausgeprägte Winterwärme in Berglagen wieder präsent.
In hohen Lagen hat die Niederschlagsmenge einen größeren Einfluss auf die Schneelage als die Temperatur, da es hier trotz
Klimaerwärmung meist kalt genug für Schneefall ist.
Schnee: Winter beginnen später und enden früher
In tiefen Lagen ist es genau umgekehrt. Hier haben die Temperaturen im Winter einen deutlich größeren Einfluss auf den Schnee als die Wetterlagen.
Daher ist durch die Klimaerwärmung langfristig die Zahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke in tiefen Lagen deutlich zurückgegangen. Zu Beginn des Winters bildet sich später eine Schneedecke und am Ende des Winters schmilzt der Schnee früher.
Besonders stark ist der Effekt am Ende des Winters, weil die Klimaerwärmung in den Frühlingsmonaten stärker ist als in den Herbstmonaten. Zum Beispiel hat in Österreich die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Wien, Innsbruck und Graz in den letzten rund 90 Jahren um rund 30 Prozent abgenommen.
Im Mittelland der Schweiz hat die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in den letzten 90 Jahren zwischen 25 und 35 Prozent abgenommen, wobei der wesentliche Einbruch Ende der 1980-er Jahre mit der kräftigen Wintererwärmung erfolgte. Kurz nach 2000 gab es vorübergehend schneereichere Wintern im Schweizer Mittelland. In den letzten Jahren ist hingegen wieder eine ausgeprägte Schneearmut zu beobachten.
In Deutschland hat ebenfalls die mittlere Anzahl der Schneedeckentage abgenommen. In München zum Beispiel finden sich heute im Mittel rund neun Tage weniger mit Schnee als zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in Berlin sind es 10 Tage weniger als im Mittel des Zeitraums 1951-1980. Dieser Trend ist allerdings von einer hohen Variabilität überlagert. So gab es auch in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Winter mit flächendeckend vielen Tagen mit einer geschlossenen Schneedecke, wie zum Beispiel in den Jahren 2009/10 und 2012/13.
Ambitionierter Klimaschutz kann Auswirkungen halbieren
Diese Trends setzen sich in den nächsten Jahrzehnten mit großer Wahrscheinlichkeit fort. Offen ist aber, wie stark die Änderungen ausfallen. Im Falle von tiefgreifenden Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, könnte die Erwärmung deutlich gedämpft werden. Dann würde auch die Abnahme der Tage mit Schneedecke geringer ausfallen.
Untersuchungen für Österreich zeigen: Bei ungebremsten Emissionen von Treibhausgasen nimmt die Schneedeckendauer bis 2.100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent ab, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um etwas mehr als 50 Prozent. Bei Einhaltung des Paris Abkommens sind die Auswirkungen nur etwa halb so stark.
Am Alpennordhang der Schweiz ist die winterliche Nullgradgrenze in den letzten 150 Jahren bereits um etwa 600 Meter auf heute über 900 Meter Seehöhe angestiegen und wird gemäß Klimaprojektionen auch in Zukunft weiter ansteigen. Unterhalb von 1.000 Meter Seehöhe wird deshalb die Schneebedeckung in der Schweiz ohne weiteren Klimaschutz bis 2060 im Vergleich zu heute um über 80 Prozent, in Höhenlagen über 1.500 Meter Seehöhe um etwa 30 bis 50 Prozent schwinden. Bei Einhaltung des Paris Abkommens wären die Auswirkungen bis 2060 nur etwa halb so stark.
Sonderfall Kunstschnee
Auf künstlich bewirtschafteten Flächen, wie zum Beispiel auf Skipisten, hängt die weitere Entwicklung der Schneesicherheit stark von den lokalen Gegebenheiten (Höhenlage, Mikroklima, Anzahl an Schneekanonen, verfügbare Wassermenge, Effizienz) und der weiteren technologischen Entwicklung der Beschneiungstechnik ab. Zudem sorgt der langfristige Anstieg der Wintertemperaturen in allen Höhenlagen für kürzere und seltenere Zeitfenster in denen technische Beschneiung möglich ist. Hier sind daher spezifische Studien für die jeweiligen Regionen notwendig.