Doch wie es um das Thema im Südwesten bestellt ist und welche Maßnahmen zum Schutz von Insekten und Co. nötig sind, darüber gingen die Meinungen am Mittwoch im Stuttgarter Landtag auseinander.
Die grün-schwarzen Regierungsfraktionen verwiesen darauf, dass Baden-Württemberg beim
Artenschutz schon viel weiter sei als das benachbarte Bayern. Dort hatten fast 1,75 Millionen Menschen ein Volksbegehren zur
Artenvielfalt unterzeichnet und somit einen stärkeren Natur- und Artenschutz gefordert.
Die SPD-Abgeordnete Gabi Rolland warf der Landesregierung von Ministerpräsident
Winfried Kretschmann (Grüne) vor, nicht genug für den Artenschutz zu tun. So komme man mit der Reduzierung von Pestiziden in der Landwirtschaft nicht voran.
Der FDP-Abgeordnete Andreas Glück vermisste eine genaue Diagnose dazu, wo genau und warum es weniger Insekten gebe.
Der AfD-Abgeordnete Udo Stein hielt den Grünen vor, mit dem Eintreten für die Energiewende selbst zum
Artensterben beizutragen. So fielen viele Fledermäuse, Vögel und Insekten den zahlreichen Windkraftanlagen zum Opfer. Er warnte davor, die Landwirte und Bürger in Sachen
Naturschutz zu bevormunden.
Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte, Baden-Württemberg sei der Lebensraum für 50.000 Tier- und Pflanzenarten. Davon seien rund 40 Prozent in einem unterschiedlichen Ausmaß gefährdet. Untersteller sprach sich dafür aus, die Verbraucher stärker in die Pflicht zu nehmen: Nur, wenn diese bereit seien, für Produkte vernünftige Preise zu zahlen, könnten die Landwirte davon leben.
Mehr Umweltqualität und mehr
Biolebensmittel bedeuteten immer auch höhere Preise, meinte auch
Agrarminister Peter
Hauk (CDU). Er warnte davor, Pflanzenschutzmittel zu verteufeln. «Ein Pflanzenschutzmittel ist ein Mittel zum Schutz der Pflanze. Es ist nicht per se ein Insektenvernichtungsmittel.» Wer sich ernähren wolle, brauche Kulturpflanzen - und damit eben auch Pflanzenschutzmittel.
Bauernpräsident Heidl zeigt sich offen für mehr ArtenschutzZum Auftakt des Runden Tischs für mehr Artenschutz in Bayern hat sich
Bauernpräsident Walter Heidl kompromissbereit gezeigt. «Uns geht es darum, dass der Artenschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und nicht nur Sache der Landwirte», sagte er am Mittwoch in der Staatskanzlei in München.
Rote Linien sehe er im
Gesetzentwurf des Volksbegehrens zunächst keine, es sei aber wichtig, dass die
Bauern nicht weiter an den Pranger gestellt würden. Die Bauern stünden zu ihrer Verantwortung für den Schutz der Tiere, «gleichzeitig erwarten wir jedoch, dass diese Leistungen anerkannt und honoriert werden sowie die
Diskussion nicht beim Thema Landwirtschaft stehen bleibt».
Auf Einladung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) treffen sich an diesem Mittwoch erstmals Vertreter aus Politik, Gesellschaft und von Verbänden, um über eine Strategie für mehr Artenschutz zu beraten. Anlass ist das erfolgreiche Volksbegehren für mehr Artenvielfalt. Fast 1,75 Millionen Menschen forderten darin mit ihren Unterschriften einen stärkeren Natur- und Artenschutz in Bayern - oftmals mit direkten Konsequenzen für Landwirte. Damit ist der Weg für einen Volksentscheid im Herbst frei. Wie oft sich der Runde Tisch treffen wird, ist offen.