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20.02.2019 | 13:35 | Artenschutz 
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Artenvielfalt ja - Aber über die Wege gehen die Meinungen auseinander

Stuttgart - Artenvielfalt ist wichtig - darüber sind sich alle Fraktionen im Landtag einig.

Agrarminister Hauk
(c) proplanta
Doch wie es um das Thema im Südwesten bestellt ist und welche Maßnahmen zum Schutz von Insekten und Co. nötig sind, darüber gingen die Meinungen am Mittwoch im Stuttgarter Landtag auseinander.

Die grün-schwarzen Regierungsfraktionen verwiesen darauf, dass Baden-Württemberg beim Artenschutz schon viel weiter sei als das benachbarte Bayern. Dort hatten fast 1,75 Millionen Menschen ein Volksbegehren zur Artenvielfalt unterzeichnet und somit einen stärkeren Natur- und Artenschutz gefordert.

Die SPD-Abgeordnete Gabi Rolland warf der Landesregierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor, nicht genug für den Artenschutz zu tun. So komme man mit der Reduzierung von Pestiziden in der Landwirtschaft nicht voran.

Der FDP-Abgeordnete Andreas Glück vermisste eine genaue Diagnose dazu, wo genau und warum es weniger Insekten gebe.

Der AfD-Abgeordnete Udo Stein hielt den Grünen vor, mit dem Eintreten für die Energiewende selbst zum Artensterben beizutragen. So fielen viele Fledermäuse, Vögel und Insekten den zahlreichen Windkraftanlagen zum Opfer. Er warnte davor, die Landwirte und Bürger in Sachen Naturschutz zu bevormunden.

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte, Baden-Württemberg sei der Lebensraum für 50.000 Tier- und Pflanzenarten. Davon seien rund 40 Prozent in einem unterschiedlichen Ausmaß gefährdet. Untersteller sprach sich dafür aus, die Verbraucher stärker in die Pflicht zu nehmen: Nur, wenn diese bereit seien, für Produkte vernünftige Preise zu zahlen, könnten die Landwirte davon leben.

Mehr Umweltqualität und mehr Biolebensmittel bedeuteten immer auch höhere Preise, meinte auch Agrarminister Peter Hauk (CDU). Er warnte davor, Pflanzenschutzmittel zu verteufeln. «Ein Pflanzenschutzmittel ist ein Mittel zum Schutz der Pflanze. Es ist nicht per se ein Insektenvernichtungsmittel.» Wer sich ernähren wolle, brauche Kulturpflanzen - und damit eben auch Pflanzenschutzmittel.

Bauernpräsident Heidl zeigt sich offen für mehr Artenschutz

Zum Auftakt des Runden Tischs für mehr Artenschutz in Bayern hat sich Bauernpräsident Walter Heidl kompromissbereit gezeigt. «Uns geht es darum, dass der Artenschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und nicht nur Sache der Landwirte», sagte er am Mittwoch in der Staatskanzlei in München.

Rote Linien sehe er im Gesetzentwurf des Volksbegehrens zunächst keine, es sei aber wichtig, dass die Bauern nicht weiter an den Pranger gestellt würden. Die Bauern stünden zu ihrer Verantwortung für den Schutz der Tiere, «gleichzeitig erwarten wir jedoch, dass diese Leistungen anerkannt und honoriert werden sowie die Diskussion nicht beim Thema Landwirtschaft stehen bleibt».

Auf Einladung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) treffen sich an diesem Mittwoch erstmals Vertreter aus Politik, Gesellschaft und von Verbänden, um über eine Strategie für mehr Artenschutz zu beraten. Anlass ist das erfolgreiche Volksbegehren für mehr Artenvielfalt. Fast 1,75 Millionen Menschen forderten darin mit ihren Unterschriften einen stärkeren Natur- und Artenschutz in Bayern - oftmals mit direkten Konsequenzen für Landwirte. Damit ist der Weg für einen Volksentscheid im Herbst frei. Wie oft sich der Runde Tisch treffen wird, ist offen.
dpa/lsw
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 20.02.2019 15:48 Uhrzustimmen(28) widersprechen(3)
Ein kleines Paradebeispiel, eines nur von vielen:

Vor 20 Jahren noch war der fröhliche kleine Goldzeisig, ein Kälte liebender Artgenosse unter seinesgleichen, hier in unseren Räumen noch sehr weit verbreitet, speziell in Baden-Württemberg, wo er sich schließlich zunächst in den Hochschwarzwald zurückgezogen hat.
Selbst dort sind mittlerweile die letzten Bestände in diesem Rückzugsgebiet nicht mehr zu sichten, obgleich da keine Landwirtschaft betrieben wird.

Einzig den Klimawandel kann man hier als ursächlich enttarnen; ...kein Bauer weit und breit in Sicht, auf den man diesbezüglich verbal eindreschen könnte.

Warum führe ich ein solches Einzelbeispiel an?

Nun, ganz einfach, weil es schlechthin Sinn macht, jede Ursächlichkeit ggf. zunächst tiefgründiger zu hinterleuchten, bevor man das Ansehen eines ganzen Berufsstandes fahrlässig wollentlich vollends zerstört.

Böse Worte, unlautere Meinungen, erst einmal ausgesprochen, sodann leicht wie Federn im Wind, ungemein problematisch, diese wieder einholen zu können. - Dabei sollte man niemals ausblenden, welche mitmenschlichen Verletzungen ein solch oftmals unbedachtes Handeln auslösen kann, tiefe Wunden schlägt, die vielleicht niemals so ganz heilen. Die Bauern schlechthin sind aktuell wieder eine bewusst gesellschaftlich gefährlich gebrandmarkte Minderheit, ein Restvölkchen von kaum mehr 2% Bevölkerungsanteil, die sich einer solchen gesellschaftlichen Dynamik nur schwerlich entziehen können. Aktuell hat sich zu allem Übel auch noch in Reihen dieses Bauernvölkchens ein von außen initiierter tiefer Graben zwischen der ökologischen und der konventionellen LW aufgetan... - Wie sollen wir unter derart miserablen Voraussetzungen die Jugend auf unseren Höfen für eine Landwirtschaft, gelebt wie bisher mit Herz und Leidenschaft in und mit der Natur, überhaupt noch begeistern können?

Als konventioneller Ackerbauer würde ich es mir sehr wünschen, wenn man wieder zu einem respektvolleren Umgang in einem gegenseitigen Für- und Miteinander zurückfände...! - Und ich vertraue darauf, dass es nicht nur bei dieser sehnsuchtsvollen Hoffnung bleibt, weil der Fachverstand letztendlich obsiegt.
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