Der Bericht für die Vereinten Nationen zeige, dass mit Hochwassern, Sturmfluten und mehr zerstörerischen Tropenstürmen schon jetzt die Folgen des Klimawandels zu spüren seien, sagte Umweltministerin Svenja Schulze (
SPD) am Mittwoch in Berlin. Er mache deutlich, was passieren würde, wenn das Pariser Klimaschutz-Abkommen nicht umgesetzt würde: «Es wäre wirklich eine Welt, die wir nicht wiedererkennen würden.»
Dem Weltklimabericht zufolge steigt der
Meeresspiegel doppelt so schnell wie im vergangenen Jahrhundert. Ganze Küstenstreifen könnten unbewohnbar werden, Wetterkatastrophen werden extremer. Die Welt müsse die Emission der
Treibhausgase unverzüglich drastisch reduzieren, mahnte der Vorsitzende des Weltklimarates IPCC, Hoesung Lee. Das sei die Botschaft der Wissenschaft an die Politik.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (
CDU) sagte am Mittwoch bei einem Kongress der Unionsfraktion im Bundestag, es brauche «Verhaltensänderungen in allen Bereichen, beim Konsumieren, beim Produzieren, bei der Mobilität und bei der
Ernährung genauso wie beim Städtebau». Angesichts von technologischen Möglichkeiten habe man «alle Chancen», Wohlstand und Klimafreundlichkeit zu vereinbaren.
In Norddeutschland rechnen Politiker mit höheren Kosten beim Küstenschutz. «So alarmierend das Szenario ist - mit unserer Küstenschutzstrategie sind wir grundsätzlich darauf vorbereitet», sagte Schleswig-Holsteins
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). In Mecklenburg-Vorpommern werden laut Umweltminister Till
Backhaus (SPD) Schutzbauten wie Ufermauern und Sperrwerke so gebaut, dass sie erhöht werden können. «Was bisher als Jahrhundert-Sturmflut galt, wird uns bald viel häufiger ereilen», sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Niedersachsen wolle die Höhe der Deiche überprüfen, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD).
Die Folgen der Erderhitzung bekommt Deutschland nicht nur an den Küsten, sondern auch in den Wäldern zu spüren. Nach schweren Schäden durch Trockenheit und
Borkenkäfer sollen sie mit Millionenhilfen aufgeforstet und besser gegen den
Klimawandel gewappnet werden. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) stellte auf einem «Nationalen Waldgipfel» in Berlin dafür zusätzliche Mittel von Bund und Ländern von bis zu 800 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren in Aussicht.
180.000 Hektar geschädigte Fläche - mehr als 250.000 Fußballfelder - seien wieder zu bepflanzen, sagte Klöckner. Umweltschützer mahnten eine «ökologische Waldwende» an. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) forderte 11.000 zusätzliche Forstkräfte. Der Grünen-Agrarpolitiker
Harald Ebner sagte der dpa, der Wald müsse auch eine Chance bekommen, sich selbst zu erneuern.
Unterdessen ebbt die Kritik an den Plänen der schwarz-roten Koalition für mehr
Klimaschutz bis 2030 nicht ab. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch formell die Eckpunkte des Klimaschutzprogramms, auf die Koalitionsspitzen und das Klimakabinett sich vergangene Woche geeinigt hatten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nannte das Paket eine «Katastrophe» und forderte
Bundestag und
Bundesrat auf, die Vorschläge abzulehnen. BUND-Chef
Hubert Weiger sprach von einem «Klimapäckchen», das nicht ausreiche.
Die derzeit wohl bekannteste Kämpferin gegen die Klimakrise, Greta Thunberg, wird in diesem Jahr mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, wie die Right Livelihood Stiftung am Mittwoch in Stockholm mitteilte. Die 16-jährige Schwedin hat gerade bei den Vereinten Nationen in New York den Staats- und Regierungschefs die Leviten gelesen - und sich auch mit Kanzlerin Merkel getroffen.