Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.08.2007 | 17:27 | Neozoen 

Der Asiatische Marienkäfer siedelt sich in der Region La Côte an

Changins-Wädenswil - Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), zu Beginn der 80er-Jahre in den Gewächshäusern mehrerer europäischer Länder als biologisches Bekämpfungsmittel eingesetzt, breitet sich seit mehreren Jahren in der Natur aus.

Asiatischer Marienkäfer
(c) proplanta

Nebst der Tatsache, dass er die einheimischen Arten direkt konkurriert, stellt er insofern ein Problem dar, dass er sich unter gewissen Bedingungen vor der Weinlese in den Trauben aufhält und so bei der Verarbeitung den Weingeschmack negativ beeinflusst. Bei einer von der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wàdenswil ACW durchgeführten Versuchskontrolle wurde in einem Maisfeld der Region „La Côte" eine bedeutende Population dieser Marienkäfer-Art aufgedeckt.

Der Asiatische Marienkäfer, ursprünglich in Ostchina beheimatet, ist bekannt für seine Gefräßigkeit. Ab dem 20. Jahrhundert wurde er daher in Nordamerika und ab 1980 in Europa im geschützten Anbau als biologisches Bekämpfungsmittel gegen Blattläuse eingesetzt. 1988 breitete sich diese Art in den USA, 2002 in Europa (Belgien) außerhalb der Gewächshäuser aus.

Heute hat sich der Asiatische Marienkäfer in den meisten US-Staaten und in den Länder Nordeuropas (England, Niederlande, Belgien, Deutschland, halb Nordfrankreich) niedergelassen. Obwohl seine Einführung in der Schweiz nie zugelassen wurde, hat eine in den Jahren 2005 und 2006 durchgeführte Untersuchung gezeigt, dass die Art im ganzen Norden der Schweiz präsent war, insbesondere auf Laubbäumen in den städtischen Gebieten.

Bei einer biologischen Bekämpfungs-Versuchskontrolle gegen den Maiszünsler wurde Anfang August in einer Maisparzelle der Gemeinde Bursins (VD) eine bedeutende Population Asiatischer Marienkäfer entdeckt. Eine weitere Population wurde in einer Sonnenblumenparzelle der Forschungsanstalt Changins gefunden. Diese beiden Funde zeigen, dass der Asiatische Marienkäfer in der Region „La Côte" bereits gut angesiedelt ist.

Die Farben und Muster dieses großen, 5 bis 8 mm langen Marienkäfers sind äußerst vielfältig. Die Deckflügel können orange- bis rotfarbig und mit 0 bis 19 hell- bis dunkelschwarzen Punkten versehen sein, oder schwarz mit 2 oder 4 roten Punkten sein. Der Thorax ist hell und weist eine schwarze Zeichnung, meist in Form eines charakteristischen « M » auf.

Der Asiatische Marienkäfer ernährt sich im Wesentlichen von Blattläusen und sein Heißhunger macht ihn zu einem besonders wirksamen biologischen Bekämpfungsmittel. Die Kehrseite der Medaille ist, dass er bei ungenügendem Läuseangebot auch Eier und Larven der einheimischen Marienkäferarten verschlingt, die so tendenziell verdrängt werden. Im
Herbst treten die Marienkäfer in Massen auf und wandern zur Überwinterung an schattige, geschützte Plätze. Nicht selten dringen sie in Häuser ein und führen zu Belästigungen für deren Bewohner.

In den USA konnte ein Massenauftreten des Asiatischen Marienkäfers auch in Weintrauben, deren Beeren geschädigt sind, festgestellt werden. Werden diese Käfer bei der Weinlese, beziehungsweise Verarbeitung zerdrückt, können sie den Weingeschmack negativ beeinflussen. Die Gefahr, dass dieses Verhalten auch bei uns in der Region „La Côte" vorkommen könnte, wo Rebberge und Maiskulturen oft dicht nebeneinanderstehen, ist nicht auszuschließen.

Es handelt sich um den ersten Fall, wo in Europa ein Nützling zum möglichen Schädling für die Landwirtschaft wird. Dieser Fall macht deutlich, wie wichtig es ist, Risiken bezüglich Ökologie und Agronomie zu prüfen, bevor ein exotischer Organismus als biologisches Bekämpfungsmittel eingesetzt wird. (PD)


Asiatischer MarienkäferBild vergrößern
Der Asiatische Marienkäfer kann sich mit sehr unterschiedlichen Farben schmücken, daher wird er manchmal auch Harlekin-Marienkäfer genannt
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken