Diese Entwicklung zeigt die gestiegene Nachfrage nach heimischem, gentechnikfreiem Soja. Die Ölmühlenindustrie hat diesen Trend erkannt und Verarbeitungskapazitäten für gentechnikfreie
Sojabohnen geschaffen. Aktuelle Zahlen von
OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland geben einen Überblick zur erzeugten Sojamenge und des Bedarfs in Deutschland.
Gegenwärtig verbraucht Deutschland 4,2 Millionen Tonnen Sojaschrot. Dies wird zum Großteil über Importe von Sojabohnen aus Nord- und Südamerika abgedeckt. In den deutschen Ölmühlen werden die Bohnen zu Öl und Schrot weiterverarbeitet. Das Schrot eignet sich besonders für die Fütterung von Schweinen und Geflügel, da es qualitativ hochwertiges Eiweiß mit wertvollen Aminosäuren sowie viel Energie liefert. Aus den in Deutschland selbst geernteten Mengen an gentechnikfreien Sojabohnen könnten nach Berechnungen von OVID rund 0,03 Millionen Tonnen Sojaschrot gewonnen werden.
„Diese Mengen bilden damit einen neu geschaffenen Markt, um die Nachfrage nach „ohne Gentechnik“ im
Tierfutter zu decken. Im Moment können sie aber nur etwa 1 Prozent unseres Gesamtbedarfes an Eiweißfuttermitteln hierzulande decken“, sagt Petra Sprick, Geschäftsführerin von OVID. „Und um es plastischer zu machen: Unsere Soja-verarbeitenden Ölmühlen bräuchten rein theoretisch gerade einmal vier Tage, um die deutsche Sojabohnenernte komplett zu verarbeiten“.
Gleichwohl stellt die Sojabohne vor allem in Süddeutschland für Landwirte eine zunehmend wirtschaftlich interessante Ackerkultur dar. Im Gegensatz zu anderen stickstoffbindenden Leguminosen liefert sie zusätzlich Öl. Durch die vorhandenen Ölmühlenkapazitäten für gentechnikfreies Soja stehen dem Landwirt - anders als bei Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen - gesicherte Absatzwege zur Verfügung. Damit ist ein heimischer Markt für
Futtermittel zur Erzeugung tierischer
Lebensmittel „ohne Gentechnik“ entstanden.
In der Europäischen Union ist der
Sojaanbau weiter voran geschritten. Im Jahr 2016 wurden nach Angaben von Oil World 2,5 Millionen Tonnen Sojabohnen geerntet. Dies entspricht 2,0 Millionen Tonnen Sojaschrot. Hauptanbauländer sind Italien, Frankreich und Rumänien; sie produzieren mehr als zwei Drittel der europäischen Ernte. Laut OVID könnte die komplette EU-Ernte etwa 48 Prozent des deutschen Sojabedarfs decken – sofern die Mengen voll-ständig dem deutschen Futtermittelmarkt zur Verfügung stehen würden.
Petra Sprick dazu: „Trotz Steigerungen beim deutschen Sojaanbau bleiben Importe weiterhin die tragende Säule für die
Versorgung mit Eiweißfuttermitteln. Deshalb muss die Losung lauten: Bei importiertem Soja auf
Nachhaltigkeit setzen! Dieser Realität sollte sich auch die Politik stellen und die Errungenschaften der agrarwirtschaftlichen
Wertschöpfungskette mit ihren zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen wie zum Beispiel den FEFAC-Leitlinien für mehr nachhaltig zertifiziertes Soja anerkennen“.