Neben einer staatlich geförderten Gefahrenversicherung sollte es auch eine Risikorücklage geben, die Landwirte mit einem Teil ihrer Gewinne steuerfrei für schlechte Zeiten bilden könnten, verlangte der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, am Montag bei der Vorstellung der diesjährigen Ernteergebnisse in Mellingen.
Landwirtschaftsministerin Birgit Keller (Linke) kündigte dazu eine entsprechende Bundesratsinitiative mit ihren Ressortkollegen nach der
Agrarministerkonferenz Ende September an. «Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf», sagte Keller. Instrumente der Risikovorsorge seien notwendiger denn je, damit
Betriebe künftig Extremwetterereignisse besser kompensieren könnten. Außerdem müsse die Forschung zu Anbau und
Züchtung von robusteren Sorten vorangetrieben werden. Die Zunahme der Extremsituationen habe zum Teil existenzbedrohende wirtschaftliche Auswirkungen für die Landwirte.
Bei großer Hitze und Trockenheit haben Thüringens
Bauern in diesem Jahr nur eine äußerst durchwachsene Ernte eingefahren. Die Erträge seien zwar etwas besser ausgefallen als im ebenfalls von
Dürre geprägten Vorjahr. Allerdings lägen sie weit unter dem langjährigen Durchschnitt, sagte Verbandspräsident Wagner.
Nach ersten vorläufigen Ergebnissen wurden in Thüringen rund 2,5 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Trotz gewachsener Anbaufläche lag der Ertrag damit knapp zwei Prozent unter dem sechsjährigen Mittel.
Eine stark unterdurchschnittliche Ernte gab es ebenfalls beim Raps. Aufgrund der schlechten Aussaatbedingungen im vergangenen Jahr wurde Raps auf einer fast 30 Prozent kleineren Fläche als noch 2018 angebaut. Auch die Obsternte fiel in diesem Jahr durchwachsen aus.
Die Erdbeeren hätten unter dem kühlen Frühjahr gelitten,
Sauerkirschen und Pflaumen bildeten aufgrund der Trockenheit kleinere Früchte. Beim Wein wird allerdings eine besondere Qualität erwartet.
Regional gebe es bei Ertrag und Qualität große Unterschiede. Während die Landwirte im Nordwesten Thüringens und im Altenburger Land noch zufrieden seien, sieht es laut Wagner im Thüringer Becken schlechter aus. Auch hätten die geringeren Erträge nicht durch höhere Preise kompensiert werden können. Die Folgen des Klimawandels würden ökologisch und konventionell wirtschaftende Landwirte gleichermaßen treffen.