Selbst wenn einzelne Wirkstoffe für sich ungefährlich seien, könne das Zusammenwirken von derart vielen Stoffen weitreichende Folgen für Honig- oder Wildbienen haben, befürchtet Franz Botens vom Imkerverband Rheinland-Pfalz. «Bei 34 verschiedenen Wirkstoffen kann man gar nicht sagen, wie ein solcher Cocktail wirkt.»
Der auffällige Befund aus Ingelheim am Rhein ist Teil des bundesweiten Bienen-Monitorings mit Proben aus dem Jahr 2016. Bei dieser Erhebung der Universität
Hohenheim in Stuttgart unter Mitwirkung des Dienstleistungszentrums
Ländlicher Raum (DLR) Westerwald-Osteifel wurden im
Schnitt 7,9 Wirkstoffe festgestellt.
Nach dem Befund wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Mainz Zusatzuntersuchungen vorgenommen, die noch nicht abgeschlossen sind.
Der von Honigbienen im Stock eingelagerte
Pollen wird auch als Bienenbrot bezeichnet, weil er als Futter für die Brut dient. «Blütenpollen sind die «Babynahrung» für die Honigbienen, aber auch für alle Wildbienen und Hummeln», erklärt Botens.
Unter den Wirkstoffen in der Ingelheimer Pollenprobe sind nach Angaben des Ministeriums 20
Fungizide, also Wirkstoffe zum Schutz vor Pilzkrankheiten, und 9
Insektizide, also Mittel gegen Insekten, die in der Landwirtschaft als
Schädlinge eingestuft werden. «Das Spektrum der Funde in den Pollen bildet den bestimmungsgemäßen Einsatz der Pflanzenschutzmittel in den angebauten Kulturen ab», erklärt das Landwirtschaftsministerium. In der Region um Ingelheim gebe es viele verschiedene Kulturen wie Weinbau, Obst- und
Gemüsebau oder
Ackerbau auf relativ kleinen Flächen und auch auf engstem Raum.
«Grundsätzlich ist es so, dass in Gebieten, an denen viele verschiedene Kulturen bewirtschaftet werden, eine erhöhte Anzahl an Wirkstoffen vorkommt», erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Bisherige mehrjährige Ergebnisse des Deutschen Bienen-Monitoring zeigten, dass dies keine Auswirkungen auf die
Bienenvölker habe.
Imker und Landwirte, Gartenbauern und
Winzer, sind im Dialog, um zusammen mit der staatlichen Beratung die Pollenbelastung zu verringern. Als Ansätze für eine Lösung nennt das Ministerium die Beseitigung von blühendem Unterwuchs in Obstpflanzungen und in den Rebzeilen der Weinberge.
Für das bundesweite Bienen-Monitoring betreut das Fachzentrum für Bienen und Imkerei des DLR Westerwald-Osteifel derzeit sieben Standorte von Imkereibetrieben in Rheinland-Pfalz. Ein vom Imkerverband gefordertes flächendeckendes, landesweites Bienen-Monitoring hält das Ministerium für nicht erforderlich.
In ganz Rheinland-Pfalz gibt es rund 5.800 Mitglieder in Imkervereinen und mehr als 38.000 Bienenvölker - 2014 waren es noch weniger als 30.000. Ingelheim habe mit zwei Vereinen und insgesamt etwa 380 Mitgliedern eine besonders hohe Imkerdichte, sagt Botens.