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26.08.2019 | 17:17

Wespen- und Hornissen-Berater haben Hochsaison

Hornisse
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Hochsaison für Wespen- und Hornissen-Berater noch bis Herbst. (c) proplanta

Hornissen-Berater mit Gespür für Damen mit Streifen und Stachel



Ein ruhiges Händchen, Gelassenheit und die richtige Ausrüstung - das sind die Zutaten, um auch als Wespen-, Hummel- und Hornissenberater gefahrlos durch den Tag zu kommen. In Hamburg gibt es wenige Experten dafür. Einer von ihnen sieht hohe Leitern als die größere Gefahr.

Im Lüftungsrohr des Kinderzimmers brummt es verdächtig. Bent Schubert zieht langsam die Abdeckung ab und schaut ruhig durch das Loch. «Ah, da ist die Dame», sagt der 68-Jährige als er die mächtige Königin in ihrem Nest erkennt.

Unmittelbar danach ergänzt er: «Oh, es sind sogar schon mehrere Damen da». Schubert ist Wespen-, Hummel- und Hornissenumsetzer. Seit mehr als 30 Jahren schon gibt er den Tieren ein neues Zuhause an einem Ort, an dem sie weniger stören.

Anfang Juli hat für ihn die Hauptsaison begonnen. Mehrmals täglich bitten Menschen aus Hamburg und Schleswig-Holstein den Experten um Hilfe. Die meisten haben ein Nest von Hornissen oder Wespen gefunden und wollen es gern wieder loswerden, weil Kinder oder ältere Menschen in der Nähe wohnen oder spielen, sie allergisch sind oder einfach nur Angst vor den Tieren haben. Und die Anrufe werden jährlich mehr, wie Schubert feststellt.

Er ist inzwischen Rentner und kann die Aufträge deshalb auch tagsüber entgegennehmen. Meist ist er in Hamburg und Umgebung unterwegs. Besonders kniffelig sind seine Fälle üblicherweise von Juli bis September. Dann können die Nester so groß wie Fuß- und Medizinbälle werden. Dann braucht Schubert mehr als nur ein ruhiges Händchen, zwei Plastikdosen und einen Schraubendreher.

In dem Kinderzimmer im Hamburger Stadtteil Sasel reicht dem Hornissenflüsterer das noch. Mit einer geschickten Handbewegung verschließt er das Lüftungsrohr erst auf der einen Seite, zieht es dann in der gesamten Länge aus der Wand und verschließt auch die zweite Öffnung blitzschnell mit einem Becher.

«Haben Sie alle Hornissen jetzt da drin?», fragt der zweifache Familienvater Roman Palauro nach. Hundertprozentig sicher ist Schubert sich nicht. Deshalb wartet er noch etwa 15 Minuten am Lüftungsrohr. «Statistisch gesehen dauert der Ausflug einer Hornisse eine Viertelstunde.»

Auch 20 Minuten später kommt niemand zurück, Schubert kann das kleine Nest im Rohr einpacken und in die Natur fahren. Mindestens fünf Kilometer entfernt will er das Nest in einen Baum bei einer Bekannten hängen. «Die Hornissen haben sozusagen ein eingebautes Navi und finden auf fünf Kilometern den Weg immer wieder zurück ins Nest.»

Nicht immer setzt Schubert das Nest auch um. Manchmal reicht auch einfach eine Beratung und der Hinweis auf ein Fliegenschutzgitter. «Das ist über Jahre die bessere Investition und hält auch noch die Mücken fern», sagt er dazu gern. Das Töten der Völker kommt für ihn dagegen gar nicht in Frage. «Ich bin nicht zum Töten da. Das ist nicht mein Job», sagt der Elmshorner.

Abgesehen davon stehen Hummeln, Hornissen und Wespen unter Naturschutz - durch das Bundesnaturschutzgesetz. Das besagt, dass wildlebende Tiere nicht grundlos getötet werden dürfen. Hornissen stehen als Wespenart gar auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten. Wer ein Nest von Hornissen zerstört, riskiert hohe Strafen. Im Norden können - zumindest auf dem Papier - bis zu 50.000 Euro dafür fällig sein.

Die Hamburger Umweltbehörde verweist in ihren Broschüren zum Umgang mit Wespen und Hornissen auf mehrere Insektenfachberater. Deren Kontaktdaten gibt auch die Feuerwehr weiter, wenn sie über ein Nest informiert wird. Die Einsatzkräfte selbst siedeln die Nester nicht um, wie ein Sprecher sagt. Wie oft bei der Feuerwehr angerufen und um Hilfe wegen Hornissen- oder Wespennestern gefragt wird, konnte er nicht sagen. Das werde nicht statistisch erfasst.

Im Moment ist Hochsaison für die Hornissen- und Wespenumsetzer in der der Region. Bezahlt wird Schubert von seinen Kunden. «Zwischen 50 und 150 Euro - je nach Aufwand.» Am Ende des Jahres hat er üblicherweise um die 200 Einsätze hinter sich gebracht.

Riskant findet Schubert seinen Job nicht, sagt er, obwohl er schon oft gestochen wurde. «So 50 Stiche im Jahr sind das schon. Das juckt drei Tage und dann ist wieder gut.» Stattdessen findet er, dass das Arbeiten in der Höhe viel schwieriger ist. «Wenn ich auf einer Leiter ganz weit oben stehe, dann ist es schon gefährlich.»

Doch einige Zeit nach seinem Einsatz in Hamburg-Sasel gibt es einen anderen Grund, dass Schubert erst einmal eine Zwangspause einlegen muss. Wegen eines Verkehrsunfalles auf dem Weg zu einem Wespennest muss er derzeit mehrere gebrochene Knochen auskurieren. Ganz an den Nagel hängt der 68-Jährige seine Arbeit für die Zeit der Reha aber nicht. «Ich bin derzeit vor allem beratend tätig», sagt Schubert. Ab Mitte September will er wieder fit für seine Außeneinsätze sein.
dpa/lno
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