Iglo verknüpfte den Rückzug mit heftiger Kritik an dem Spitzenverband der deutschen
Lebensmittelwirtschaft BLL (Bund für
Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde).
Dem Verband fehle eine strategische Ausrichtung für die Herausforderungen der Branche, und er vernachlässige die Bedürfnisse von mittelständischen Mitgliedern, heißt es in einer am Donnerstag in Hamburg verbreiteten Mitteilung von Iglo. Er verharre im Gestern und betreibe Symbolpolitik anstelle eines aktiven europäischen Gestaltungswillens.
Hintergrund des Konflikts ist der Streit um die Kennzeichnung von
Lebensmitteln für Verbraucher. Iglo will gegenwärtig für seine gesamte Produktpalette aus 140 Produkten von Fischstäbchen bis Spinat den sogenannten Nutri-Score einführen, der die gesamte Nährwertqualität der
Lebensmittel in einer fünfstufigen Farbskala von A bis E auf der Verpackung zusammenfasst. Das System ist Frankreich und Belgien etabliert und breitet sich auch in anderen europäischen Ländern aus.
In Deutschland haben neben Iglo auch
Danone und Bofrost sowie weitere kleinere Unternehmen begonnen, ihre Produkte mit dem «Nutri-Score» zu kennzeichnen. Andere Unternehmen der Lebensmittelbranche haben sich jedoch gegen den «Nutri-Score» positioniert. Der BLL hat ein eigenes System zur Lebensmittel-Kennzeichnung veröffentlicht und empfohlen.
Zuletzt hatte das Landgericht Hamburg im April die Kennzeichnung von Iglo-Verpackungen mit dem «Nutri-Score» per einstweiliger Verfügung vorläufig gestoppt.