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06.07.2007 | 07:33 | Allergien 

Birkenpollenallergiker können auf Sojaprodukte besonders empfindlich reagieren

Berlin - Die Zahl der Sojaprodukte im Handel hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Soja gilt als gesundes Lebensmittel.

Soja
(c) Norman Chan - fotolia.com
Nicht nur Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, greifen häufig auf Sojaprodukte zurück. Auch Patienten mit Lactoseunverträglichkeit oder Milcheiweißallergie kaufen Sojaprodukte als Ersatz für Milcherzeugnisse. Wer das tut wird kaum damit rechnen, dass auch die Soja-Alternative ein Allergierisiko birgt: Rund 0,4 Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf diese Produkte. Entweder wird die Reaktion durch das Sojaeiweiß selbst ausgelöst – man spricht dann von einer Primärreaktion – oder es handelt sich um eine Kreuzallergie. Hier sind andere Allergene wie zum Beispiel Pollen ursprünglich für die primäre allergische Reaktion verantwortlich.

Birkenpollenallergiker sind von solchen Kreuzreaktion besonders häufig betroffen. Auslöser der Kreuzallergie auf Soja ist ein Eiweiß (das PR-10 Stressprotein Gly m 4), das in Sojabohnen enthalten ist und in seiner Struktur dem Birkenpollenallergen Bet v 1 ähnelt. Typische Symptome der allergischen Reaktion auf das Gly m 4-Protein sind Juckreiz und Schwellungen auf der Mund- und Rachenschleimhaut unmittelbar nach dem Verzehr von Sojaprodukten. Mit zeitlicher Verzögerung können auch Hautausschläge oder Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Bei besonders empfindlichen Personen kann es zu schweren allergischen Reaktionen kommen, in Einzelfällen sogar zum anaphylaktischen Schock mit schweren Kreislaufstörungen.

Das Sojaprotein Gly m 4 kann durch Erhitzen auf hohe Temperaturen an Aktivität verlieren oder zerstört werden. Die meisten Produkte mit Soja-Bestandteilen, die während der Weiterverarbeitung erhitzt wurden, können Allergiker deshalb verzehren, ohne dass es zu gesundheitlichen Beschwerden kommt.

Zusätzliche Warnhinweise für Allergiker auf Verpackungen von Sojaprodukten hält das BfR nicht für sinnvoll. Nicht alle Sojaprodukte enthalten das Allergie auslösende Protein Gly m 4. Eine amtlich anerkannte Nachweismethode existiert derzeit noch nicht. Außerdem gibt es neben Soja zahlreiche weitere Nahrungsmittel, auf die vor allem Birkenpollenallergiker mit einer Kreuzallergie reagieren. Dazu gehören zum Beispiel Äpfel, Erdbeeren, Haselnüsse, Karotten und Sellerie. Besonders schwere kreuzallergische Reaktionen sind im Zusammenhang mit dem Verzehr von Erdnüssen bekannt. Ein Warnhinweis allein auf Sojaprodukten würde einem Birkenpollenallergiker deshalb keine Sicherheit vor einer Kreuzallergie bieten.

Da die Kreuzallergien von Birkenpollenallergikern auf Sojaprodukte mit schweren allergischen Symptomen einhergehen können, empfiehlt das BfR Ärzten, Verbraucherinitiativen und Selbsthilfegruppen, Soja in die allgemeine Aufklärung über Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln einzubeziehen und Birkenpollenallergiker darüber hinaus gezielt über dieses Risiko aufzuklären. Da Sojabestandteile auf allen Lebensmitteln gekennzeichnet werden müssen, haben betroffene Verbraucher die Möglichkeit, solche für sie kritischen Lebensmittel zu meiden. (BfR)
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