23.03.2008 | 06:42 | Osterhase
Das wilde Leben der HasenHamburg - Der Hase hat es, salopp gesagt, faustdick hinter den Löffeln. |
(c) proplanta Er ist das Symboltier des christlichen Osterfestes, doch an die religiöse Sexualmoral hält sich das Tier deshalb nicht. Der fruchtbare Feldhase ist keineswegs treu. Innerhalb kurzer Zeit paart sich eine Häsin mehrmals. Junghasen eines Wurfs können deshalb sogar verschiedene Väter haben. In weiten Teilen Deutschlands gibt es Feldhasen immer öfter, wie Zählungen belegen.
«Der Feldhase hat im Laufe der Evolution eine Besonderheit entwickelt, um den Bestand zu erhöhen», sagt der Feldhasen-Experte Andreas Kinser von der Wildtier Stiftung in Hamburg. «Häsinnen können während ihrer etwa 40-tägigen Tragezeit noch mal trächtig werden.» So könnten sich Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in der Gebärmutter befinden. «Für diese sogenannte Superfötation ist nicht einmal eine erneute Paarung notwendig. Die Spermien überleben in der Gebärmutter wochenlang.» Dadurch kann sich die Vermehrung, die mit drei bis vier Würfen im Jahr sowieso recht hoch ist, weiter erhöhen oder kurz hintereinander stattfinden.
Laut Deutschem Jagdschutzverband in Bonn kann die Häsin ab dem 38. Tag ihrer Trächtigkeit erneut befruchtet werden. Sie trägt dann in einem Gebärmutterhorn die geburtsreifen Föten, im anderen Horn die neuen Embryonen. Mehr als 60 Prozent der Junghasen verenden im ersten Lebensjahr. Meistens sterben die Jungtiere am nasskalten Wetter oder weil Füchse oder Greifvögel sie fressen, erläutert der Biologe Torsten Reinwald vom Jagdschutzverband. In freier Wildbahn werden Hasen etwa vier Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu neun Jahre alt. Sie fressen zum Beispiel gerne Kamille oder Schafgarbe.
Jedes Jahr zu Ostern im März und April erreicht die Paarungszeit(Rammelzeit) ihren Höhepunkt. Zur «Hasenhochzeit» treffen sich die Rammler mit den Weibchen. Das Fortpflanzungsritual ist alles andere als zärtlich. Vor allem das Hasen-Vorspiel ist eine Art Kampf. Die Rammler jagen und schlagen einander. «Die Rammler müssen sich bei den wählerischen Häsinnen durchsetzen, um Kraft und Stärke zu beweisen», sagt Kinser. Auch die Häsinnen bekommen manche Brutalität ab.
Reinwald erklärt, dass die Kelten bereits zu vorchristlicher Zeit den Hasen als Fruchtbarkeitssymbol kannten. Sie deuteten die Hasen- Kämpfe als Freudentanz. Sie dachten, dass auch die Hasen den Frühlingsbeginn feiern würden. Die Legende, dass Hasen Eier bringen, soll auch in diesem Zusammenhang entstanden sein. Oft fanden die Kelten, wo die Hasen auf dem Feld «getanzt» hatten, die Eier von zum Beispiel Rebhühnern. Diese Entstehungsgeschichte ist aber unsicher.
In Deutschland lebten im vergangenen Herbst laut Jagdschutzverband 16 Hasen auf einem Quadratkilometer des typischen Hasen-Lebensraumes, also Feldern und Wiesen. Fünf Jahre zuvor waren es etwa sechs Tiere weniger. Zwar ist Meister Lampe überall in Deutschland heimisch, seine Zahl schwankt jedoch je nach Region. Die meisten Langohren pro Quadratkilometer leben in Hamburg (57) und in Nordrhein-Westfalen (40), die wenigsten in den ostdeutschen Bundesländern. Für die Zählung waren in mehr als 700 Gebieten speziell geschulte Jäger unterwegs. Entlang festgelegter Strecken suchen sie mit Scheinwerfern in der Dunkelheit die Felder ab und zählen die unverwechselbaren Augenreflexionen der Hasen. «Diese Scheinwerferzählung macht den Tieren nichts aus», sagt Experte Reinwald. «Sie sind keine Angsthasen». (dpa)
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