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23.08.2010 | 17:06 | Gewässerschutz  

Rückstände von Arzneimitteln belasten Gewässer

Koblenz - Rückstände von Medikamenten verschmutzen Experten zufolge permanent die deutschen Flüsse.

Gewässerschutz

«Wir sehen jedoch einen Wandel der Belastung», sagte der Direktor der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), Michael Behrendt, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Während über Jahre vor allem Schmerzmittel gefunden wurden, habe man zuletzt zunehmend Psychopharmaka und das Grippemittel Tamiflu in Proben nachgewiesen. Durch neue Analysetechnik sei klar, «dass sich solche Stoffe in Kläranlagen und bei Bodenkontakt in sogenannte Transformationsprodukte verwandeln und diese dann in Fließgewässern, aber auch im Grundwasser auftauchen».

Schäden durch Arzneimittelrückstände seien in erster Linie für die Umwelt zu erwarten und in einzelnen Fällen auch schon nachgewiesen worden. «Es ist gefährlich, das zu dramatisieren», sagte Behrendt. Früher seien diese Substanzen jedoch häufig als unschädlich abgetan worden. «Ich würde das so nicht unterschreiben», betonte der BfG- Direktor. Auch im Trinkwasser seien schon einige Arzneistoffe oder deren Transformationsprodukte nachgewiesen worden. «Wir müssen fit darin bleiben, das zu finden», forderte Behrendt.

Ein Großteil der Stoffe gelangt nach Angaben der BfG über menschliche Ausscheidungen in die Gewässer, der Rest findet den Weg dorthin, weil er einfach über die Toilette entsorgt wird. «Wenn sich diese Stoffe an Sedimente binden oder sich anderweitig konzentrieren, müssen wir das wissen.» Denn diese Ablagerungen gerieten beim Ausbaggern, um die Flüsse schiffbar zu halten, dann wieder in Bewegung und belasteten das Wasser erneut.

Der sogenannte Sedimenthaushalt der Flüsse ist ein wesentlicher Grund für die Bundesanstalt, sich mit diesen Qualitätsfragen zu befassen. Die BfG mit Sitz in Koblenz berät die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Laut Behrendt leistet die BfG auch einen wissenschaftlichen Beitrag dazu, «dass die deutschen Flüsse immer sauberer werden». Dazu zähle etwa die Beteiligung an europäischen Forschungsprojekten, in denen es um Techniken gehe, mehr Stoffe schon in der Kläranlage zu eliminieren. (dpa)

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