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16.11.2010 | 01:59 | EuroTier 2010  

AbL: EuroTier - Spiegel agrarindustrieller Dominanz über Bauernhöfe

Hamm - Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung „Eurotier 2010“ hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) allen landwirtschaftlichen Besuchern einen erfolgreichen und aufschlussreichen Aufenthalt auf dem Messegelände gewünscht.

Rinderhaltung
(c) proplanta
Dazu gehörten sowohl Informationen über das Angebot an Futtermitteln, Geräten und Anlagen als auch die Erkenntnis, in welchem Ausmaß große agrarindustrielle Konzerne bereits die Geflügel- und Schweinehaltung dominierten.

In der Geflügelmast nutzen laut AbL einige wenige oligopolistische Futtermittel- und Schlacht-Unternehmen ihre Macht über abhängige Vertragsmäster, um diesen das Investitions- und Produktionsrisike aufzudrücken und um gleichzeitig von der Selbstausbeutung der allermeisten von ihnen zu profitieren. Trotz der unübersehbar wachsenden Überproduktion und des bevorstehenden Zusammenbruchs des Marktes werde auf der Eurotier mit Unterstützung von Landesregierungen und Bauernverband abermals versucht, weitere Vertragsmäster anzuwerben. Am Beispiel der immer noch fehlenden Vertragsmäster selbst für die erste Schicht des geplanten Mega-Schlachthofs der Firma Rothkötter in Wietze zeige sich aber, dass die allermeisten Landwirte nicht in diese ruinöse und nicht gesellschaftfähige Qualhaltung einsteigen wollten. Die AbL zeigte sich überzeugt, dass diese „besonders hässliche Variante der agrarindustriellen Produktion“ bald verboten werde, genau wie zuvor die Käfighaltungs-Anlagen der Eierkonzerne.

“Auch in der Schweinehaltung“, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, „werden die preisdrückenden Überschüsse von umsatz- und weltmarkt-orientierten Schlachtkonzernen perspektivlos weiter forciert und verstetigt.“ Große Schweinekonzerne mit mehreren hunderttausend Tieren, hinter denen oft Futtermittel-, Genetik- und neuerdings sogar Geflügel-Industrielle ständen, verdrängten immer mehr mittelständische Schweinehalter. Das eigentlich für Landwirte gedachte Privileg des Stallbaus im Außenbereich werde mittlerweile missbräuchlich von agrarindustriellen Investoren genutzt - dies gefährde dramatisch die gesellschaftliche Akzeptanz und die Erhaltung dieses Baurechts für Landwirte. Wo Agrarfabriken mit ihren Geruchs- und Keim-Emissionen gebaut würden, bleibe zumeist ohnehin kein Raum mehr für die Genehmigung bäuerlicher Ställe.

Die AbL verweist auf den außerordentlich erfolgreichen Widerstand gegen agrarindustrielle Großställe durch das bundesweite „Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken“, in dem sich 100 Bürgerinitiativen mit Verbänden wie AbL, BUND, PROVIEH, Deutschem Tierschutzbund oder dem Evangelischen Entwicklungsdienst zusammengeschlossen hätten. Der vom Landkreis Emsland verhängte Genehmigungsstopp für Großmastanlagen und die dabei geforderten Brandschutz- und Keimschutz-Gutachten müssten endlich auch landes- und bundesweit gelten. In Ställen bäuerlicher Dimension könnten Tiere im Brandfall evakuiert werden, in Großanlagen werde das Verbrennen der Tiere immer noch hingenommen. Die Forderungen des Netzwerks nach einem Bauverbot für Agrarfabriken und nach europaweiten Vorschriften für eine artgerechte Tierhaltung mit ausreichend Platz, Auslauf, Flächenbindung, Strohhaltung und heimischer Futtergrundlage hätten bereits die parlamentarische Ebene erreicht und müssten jetzt rasch umgesetzt werden. (AbL)
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