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26.08.2012 | 15:40 | Vegetarisch leben 

Fleischlos glücklich?

Berlin - Fast jeder zehnte Bundesbürger gilt als Vegetarier. Rund sieben bis acht Millionen sollen es sein, wie die Deutsche Vegetarier Union schätzt.

Vegetarisches Essen
(c) proplanta
Und das in einem Land, das wie kaum ein anderes traditionell auf seine Fleischspezialitäten und seine Wursttheken schwört.

Noch vor 25 Jahren lag die Zahl derer, die nur von Obst, Gemüse und Getreideprodukten lebten, bei unter einer Million. Doch immer mehr Fleischesser scheinen umzuschwenken. Kein Wunder: Die Ärzte raten zu weitgehendem Verzicht.

«Fleischlos glücklich?» - Diese Frage hat sich auch die TV-Autorin Sigrid Faltin gestellt und hat zu Jahresbeginn 2011 den Tier-Konsum eingestellt.

«Fleischlos glücklich?» hat die 56-Jährige auch ihre filmische Selbstbetrachtung genannt, die 3sat an diesem Freitag (20.15 Uhr) ausstrahlt und mit dem Untertitel «Und Fisch gibt's auch nicht!» versehen hat.

Dieser Beitrag muss unter anderem gegen den Fußball-Bundesligaauftakt mit dem Spiel Borussia Dortmund gegen Werder Bremen in der ARD bestehen.

Neben ihrem Selbstdreh führte Faltin Tagebuch. «Ich werde Vegetarierin auf Zeit und verzichte (zumindest erst einmal) ein halbes Jahr lang auf Fisch und Fleisch», schrieb sie auf.

«Kein Tier soll wegen mir mehr sterben. Die Massentierhaltung findet ab jetzt ohne mich statt, und alles wird dokumentiert im Ernährungs-Tagebuch. Mein Metzger wird eine gute Kundin verlieren, mein Fleisch essender Mann knurrt, mein Arzt rät mir dazu.»

Nicht nur die eigene Gesundheit profitiert von der Abstinenz, auch das weltweite Klima könnte sich verbessern, wenn alle Menschen an einem Strang zögen.

18 Prozent der globalen Klimagase werden durch die Fleischproduktion verursacht, berichtet Faltin in ihrer Reportage. Ein Wert, der sogar über dem Gasausstoß des Autoverkehrs liegt.

Für die Rindfleischproduktion werde der Amazonas gerodet, schildert die Autorin. Mehrere Millionen Hektar Regenwald verschwinden derzeit jährlich. Ein Großteil der gerodeten Wälder in Brasilien wurde in Weideflächen für Rinder umgewandelt.

Der Blick in andere europäische Länder zeigt: Auch die Nachbarn denken allmählich um. Der Anteil der fleischlos Glücklichen in England beträgt sechs Prozent, in der Schweiz neun Prozent. In Indien sind es laut 3sat sogar 40 Prozent.

Faltin trifft sich laut 3sat mit einer Ökoberaterin, die ausrechnet, was sie der Umwelt an Kohlendioxid erspart. Und sie trifft einen Ernährungsberater, der ihr sagt, worauf sie achten muss bei der Umstellung und einen veganen Koch, der sie davon überzeugen will, dass eine Soja-Ersatz-Roulade genauso schmeckt wie eine echte Rinderroulade.

Faltin, die bereits 2008 den Dokumentarfilm «Der Kunde als Knecht - Warum wir alles selber machen», auch eine Art Selbstversuch, drehte, schildert sich heute als «überzeugte 90-Prozent-Vegetarierin», wie sie der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Sie sei keine lupenreine Vegetarierin, übe aber Verzicht so gut es gehe. Schrecklich jedoch seien die Situationen, wenn sie eingeladen sei und nur Fleisch serviert werde. (dpa)
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