«Anfang März haben die Hennen angefangen zu legen, die Saison ging sehr zeitig los.» Grund sei der milde Winter. «Da sind die Tiere ganz durcheinander», sagt der Exotenhalter in Lübz bei Parchim. Vorsichtig, den wild balzenden Hahn und die Flügel schlagenden Hennen stets im Auge behaltend, wagt sich der Landwirt mutig ins Gehege und holt rasch das kiloschwere «Osterei» heraus. «Das Eiersammeln ist nicht ungefährlich, ein Abenteuer.» Manchmal bleibe nur die Flucht vor den angriffslustigen Großvögeln über den mannshohen Zaun, erzählt er.
Die Mecklenburger «Straußen-Savanne» erstreckt sich über 18 Hektar trockenes Grasland. In der ehemaligen Kieskuhle ziehen die Züchter die afrikanischen Laufvögel eigentlich wegen ihrer muskulösen Keulen groß. Das tief rote, wildartige Straußenfleisch gilt als fett- und cholesterinarme Delikatesse, wie Löhr berichtet. Vor elf Jahren gründete er zusammen mit Ehefrau Monika Helfrich die Farm und betreibt das Unternehmen im Nebenerwerb. Frank Löhr arbeitet als Melker in einem Milchviehbetrieb. Doch seine gefiederten Sprinter, die es locker auf sportliche 50 bis 70 Stundenkilometer bringen, seien ihm lieber als träge Kühe, gibt der Landwirt zu.
Seit dem Ausbruch der
Vogelgrippe in Südafrika und dem 2011 verhängten EU-Importstopp für Straußenfleisch vom Kap der Guten Hoffnung befänden sich die europäischen Exotenfarmen im Aufwind, erklärt Ralph Schumacher, Präsident des Bundesverbandes deutscher Straußenzüchter. Auch die Preise für Fleisch, Leder und Eier seien deutlich gestiegen. Der Verband gehe von rund 200 Straußenhaltern in Deutschland aus, wenngleich das bis zu 2,80 Meter große Freilandgeflügel ein absolutes Nischenprodukt bleibe. Pro Jahr würden bundesweit nur rund 2000 Strauße geschlachtet und ausschließlich direkt vermarktet.
Auch die Mecklenburger Farmer wollen vom Ei, über das Ausbrüten der Küken und die Aufzucht der Tiere bis hin zur Verarbeitung alles in eigenen Händen halten. Für das gerade neu gebaute Schlachthaus des kleinen Betriebes stehe nur noch die amtliche Genehmigung aus, sagt Löhr. Dann könne flexibel nach dem Bedarf der Kunden geschlachtet und Steaks, Filet, Gulasch von jährlich rund 50 Straußen direkt nach Auftrag geliefert werden.
Auf den hügeligen steppenartigen Weiden am Rande der Kleinstadt Lübz tummeln sich derzeit 130 Großvögel, darunter meist junge ein- bis zweijährige Schlachttiere sowie 14 wertvolle Zuchthennen und fünf erwachsene Hähne. Wenn die Saison erst einmal begonnen habe, laufe das Eierlegen wie am Schnürchen, meint Löhr. Jede ausgewachsene Henne allein schaffe pro Jahr mindestens 40 bis 50 Eier, wenn der Züchter diese regelmäßig wegsammele und damit ein natürliches Ausbrüten verhindere.
Am begehrtesten aber seien die frischen, unbefruchteten Frühlingseier, die vor Ostern in den Wiesen der Farm zu finden und stets binnen kurzem ausverkauft seien, sagt der Landwirt. Ein einziges Straußenei bringe mit eineinhalb Kilo Gewicht so viel wie rund 25 Hühnereier auf die Waage und reiche für das üppige Frühstück einer ganzen Großfamilie. So ein hartschaliges XXL-Ei lasse sich am besten mit einem Bohrer öffnen. Die Hülle kann dann - ganz ostergerecht - bunt bemalt werden. (dpa)