Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.10.2016 | 02:26 | Infektionskrankheit 

WHO fordert stärkere Bekämpfung der Tuberkulose

Washington - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert stärkere Anstrengungen im Kampf gegen Tuberkulose. Das Gesamtausmaß der Epidemie sei einer verbesserten Erhebung zufolge größer als bislang gedacht.

Infektionskrankheit
In Deutschland ist die Tuberkulose selten geworden - trotz eines Anstiegs durch Menschen, die aus Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung einreisten. Viel drastischer ist die Situation in manchen Ländern Afrikas, Asiens und Osteuropas. (c) proplanta
Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Tuberkulose-Reports 2016, den die WHO am Donnerstag in Washington und Genf vorstellte. Die Erkrankungsraten gehen nach jüngsten Daten zwar zurück, aber nur ganz langsam. Dem Bericht liegen Daten aus 202 Ländern und Regionen zugrunde.

Etwa 10,4 Millionen Menschen erkrankten 2015 demnach weltweit an Tuberkulose. 2014 hatte die WHO die Gesamtzahl noch auf 9,6 Millionen geschätzt. Vor allem in Indien waren jedoch nicht alle Fälle erhoben und gemeldet worden.

2015 starben schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen an TB, 400.000 davon waren auch HIV-infiziert. Obwohl die Zahl der Todesopfer seit der Jahrtausendwende um 22 Prozent zurückging, zählt die Infektionskrankheit immer noch zu den zehn häufigsten Todesursachen auf der Welt.

Die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» nannte die Zahlen schockierend. «Den betroffenen Ländern gelingt es nicht, Millionen Menschen mit Tb zu diagnostizieren und zu behandeln», kritisierte Greg Elder, Koordinator der Medizinkampagne von «Ärzte ohne Grenzen».

«Es muss einen massiven Anstieg der Bemühungen geben, oder Staaten werden weiterhin der tödlichen Erkrankung hinterherlaufen», sagte WHO Generaldirektorin Margret Chan.

Indien, aber auch Indonesien, China, Nigeria, Pakistan und Südafrika machten 2015 insgesamt 60 Prozent aller Neuerkrankungen aus. «Der weltweite Fortschritt hängt vor allem von der Weiterentwicklung der Behandlung und Vorsorge der Tuberkulose in diesen Ländern ab», schreibt die WHO.

Mehr als die Hälfte der neuen TB-Fälle betrafen Männer (5,9 Mio), ein Drittel Frauen (3,5 Mio) und ein Zehntel Kinder (1 Mio). Rund 1,2 Millionen Neuerkrankte waren zugleich HIV-positiv, das Gros von ihnen aus Afrika.

Die WHO schätzt, dass fast 600.000 der Erkrankten Resistenzen gegen den gängigen Antibiotika-Mix entwickelt haben, mit denen die durch Mykobakterien hervorgerufene Tuberkulose normalerweise therapiert wird. Deshalb müssen in diesen Fällen - fast die Hälfte von ihnen stammt aus Indien, China und der Russischen Föderation - Notfall-Antibiotika zum Einsatz kommen.

Die Erkrankungsrate sank dem Report zufolge von 2014 auf 2015 um 1,5 Prozent. Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu verwirklichen, müsse bis 2020 jedoch ein Rückgang von 4 bis 5 Prozent pro Jahr erreicht werden, hieß es. Diese Ziele sehen vor, bis 2030 die Zahl der Todesfälle durch TB um 90 Prozent, die der Neuerkrankungen um 80 Prozent im Vergleich zu 2015 zu reduzieren.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hoffnung auf baldiges Pandemie-Abkommen noch nicht aufgeben

 Gefahr von Hungersnot im Gazastreifen besteht weiterhin

 Vogelgrippe-Risiko für öffentliche Gesundheit noch gering

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland leicht gestiegen

  Kommentierte Artikel

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker