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05.03.2020 | 10:27 | Lebensmittelkontrolle 

Lebensmittelüberwachung: Zu wenige Kontrollen wegen Personalmangel?

Frankfurt/Main - Ob Reaktionen auf Verbraucherbeschwerden oder Nachkontrollen nach Mängeln - in vielen hessischen Kommunen können derzeit nicht alle geplanten Lebensmittelkontrollen vorgenommen werden.

Lebensmittelkontrollen Fachpersonal Hessen
Verbraucher wollen sicher sein, dass ihr Essen in Ordnung ist - vor allem nach Lebensmittelskandalen. Nicht alle Plankontrollen können aber stattfinden. Auch, weil Fachpersonal fehlt. (c) proplanta
«Fertig ausgebildete Lebensmittelkontrolleure sind absolute Mangelware, auf dem Stellenmarkt nicht verfügbar», sagte ein Sprecher der Ordnungsamts Frankfurt. Das führe dazu, «dass wir unsere Beschäftigten selbst ausbilden müssen.»

Insgesamt habe sich die Aufmerksamkeit für den Bereich Lebensmittelsicherheit in den letzten Jahren stark erhöht. Skandale um Gammelfleisch oder Keimbelastungen in Lebensmitteln führten zu mehr Anfragen. In Frankfurt könne nur die Hälfte aller Plankontrollen bewältigt werden. Amtshilfe von anderen Kommunen oder Behörden gebe es nicht. «Es gibt leider keinen "Hessenpool Lebensmittelkontrollen«, aus dem sich die einzelnen Veterinärbehörden bei Bedarf bedienen können», bedauerte der Sprecher des Ordnungsamts.

Frankfurt ist kein Einzelfall. «Der Erfüllungsgrad der planmäßigen Lebensmittelkontrollen lag im Jahr 2018 im Regierungsbezirk Darmstadt bei rund 62 Prozent», sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums. Die neuesten Zahlen für 2019 lägen noch nicht vor. Die Problematik, dass in zahlreichen südhessischen Landkreisen und kreisfreien Städten weniger planmäßige Lebensmittelkontrollen durchgeführt werden, als nach der aktuellen Risikoeinstufung der Betriebe erforderlich wären, seien dem Regierungspräsidium Darmstadt bekannt.

«Landkreise und Städte, bei denen die Erfüllungsquote unter 70 Prozent liegt, werden regelmäßig um entsprechende Stellungnahmen und die Mitteilung der vorgesehenen Korrekturmaßnahmen gebeten», sagte der Sprecher. Wenn auch über längere Zeit keine grundlegende Verbesserung der Situation eintritt, würden sie aufgefordert, beispielsweise ihr Personal für Kontrollen aufzustocken.

Etwas besser war die Situation in Mittelhessen. Die Erfüllungsquote in Mittelhessen dürfte sich bei den Plankontrollen um etwa 80 Prozent bewegen, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Gießen. Die Lage sei aber von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich.

Allerdings dürfe man die Qualität der Überwachung nicht nur an den bloßen Zahlen bewerten, sondern müsse auch die Intensität der Kontrollen berücksichtigen, sagte der Sprecher. Dabei gelte: «Der Aufwand pro Kontrolle ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen.» Die Kontrolleure prüften in den Betrieben nicht nur Räume und Geräte, sondern auch die innerbetrieblichen Kontrollmaßnahmen und werteten sie aus.

«Das stellt gerade kleine Unternehmen vor größere Herausforderungen,» hieß es beim Gießener Regierungspräsidium. «Wir sehen all diese Erschwernisse und setzen deshalb zur Verbesserung der Situation inzwischen auf Beratung der Kreise sowie auf Schulungsmaßnahmen für die Beschäftigten der kommunalen Behörden.»
dpa/lhe
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