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27.09.2010 | 14:08 | Brandschutz  

Müssen Tiere bei Feuern in Großmast-Anlagen verbrennen?

Hamm - Auf den aktuellen Stopp etlicher Genehmigungs-Verfahren für agrarindustrielle Masthühner- und Schweine-Großanlagen durch den Landkreis Emsland hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hingewiesen.

Schweinemast
Örtliche Bürgerinitiativen hatten über ihren Anwalt unter anderem den fehlenden Brandschutz in den Bauvorhaben bemängelt und auf Tausende verbrannter Tiere in Großanlagen hingewiesen. Eine Evakuierung der Tiere in solch riesigen Mastanlagen sei nicht möglich. § 20 der Niedersächsischen Bauordnung schreibe aber vor, dass die baulichen Anlagen so beschaffen sein müssten, dass bei einem Brand die Rettung von Menschen und auch Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich seien. Derlei Brandschutzvorkehrungen fehlten in den Antragsunterlagen, die Tiere würden dabei überhaupt nicht berücksichtigt und somit sogar als entzündbare Brandlast gewertet.

Die AbL begrüßte es, dass der emsländische Landrat Bröring dieses Tierschutzproblem nunmehr gründlich prüfen lasse, bevor der Landkreis über die Genehmigung weiterer Großanlagen und über eine eventuelle Anwendung auf bereits genehmigte Ställe entscheide. Die Einschätzung des niedersächsischen Agrarministeriums, wonach die geltenden Rechtsvorschriften ausreichen würden und dessen Empfehlung, für den Fall eines Brandes „eingezäunte Flächen und Notunterkünfte bereit zu halten“, reichten als Antwort bei weitem nicht aus.

„Die Landesregierung sollte die Äußerungen des Landrats zur Überbelastung der Region und zu fehlenden Steuerungsmöglichkeiten gegenüber Großanlagen von Agrarindustrie und Kapitalgesellschaften endlich ernst nehmen“, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann. Die AbL teile auch die im NDR geäußerte Kritik des Landrats, wonach bislang „alles was nach Landwirtschaft riecht“, beim Bauen im Außenbereich privilegiert werde. Agrarindustrielle Anlagen verbauten ansässigen Landwirtschaftsbetrieben den späteren Ausbau einer bäuerlichen Tierhaltung.

Die AbL verwies auf die bereits vorhandenen 30 Millionen Hähnchenmastplätze und 840.000 Schweinemastplätze im Emsland, auf die zusätzlich in diesem Jahr genehmigten 46 Geflügel- und 35 Schweinemast-Großanlagen und auf weitere 10 Millionen beantragte agrarindustrielle Hähnchenmastplätze. Auf Anraten des Landrats hätten bereits 25 Kommunen versucht, über die Bauleitplanung solche Anlagen zu verhindern, unterstützt von zahlreiche Bürgerinitiativen und einem neu gegründeten Aktionsbündnis gegen Agrarfabriken im Emsland. „Ein Bauverbot von Großmastställen“, so AbL-Sprecher Niemann, „nützt der bäuerlichen Landwirtschaft, dem Ausbau einer artgerechten Haltung und dem Tierschutz im Fall von Bränden.“ (AbL)
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Kommentare 
Meier schrieb am 29.09.2010 14:49 Uhrzustimmen(119) widersprechen(82)
Der Beitrag meines Vorredners ist faktisch falsch. Menschen werden nicht "resistent" gegen Antibiotika, sondern die pathogenen Bakterien, die Krankheiten auslösen. Da dies aber ein eher kurzfristiger Prozess ist können so gar keine Resistenzen entstehen. Gefährlich sind aber z.B. Schaderreger beim Tier, die resistent werden und diese Resistenzen an verwandte, humanpathogene Arten weitergeben.
Antonietta schrieb am 28.09.2010 06:46 Uhrzustimmen(87) widersprechen(63)
Größer - schneller - billiger: Unter diesem Motto der Agrarindustrie leiden heute rund 150 Mill. Nutztiere in deutschen Ställen. Ob Schwein, Rind, oder Legehenne, ob Pute, Kaninchen oder Ente - sie werden verstümmelt, in enge Ställe oder Käfige gepfercht und mit Medikamenten vollgepumpt. Auf der Strecke bleiben nicht nur das Wohl der Tiere und ihre artgemäße Haltung, sondern auch Qualität, Geschmack und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte. Mediziner warnen seit Jahren die Verbraucher vor Medikamentenanreicherungen in Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Es gilt als gesichert, daß Antibiotikaanreicherungen im Fleisch, speziell im Schweinefleisch, die Hauptursache für die hochbrisante Antibiotikaresistenz beim Menschen sind. Immer mehr Menschen sprechen selbst auf hohe Antibiotikadosen nicht mehr an.
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