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16.02.2017 | 08:32 | Medikamentenreste 

Informationskampagne zur richtigen Entsorgung von Arzneimitteln gestartet

Kiel - Umweltminister Robert Habeck hat gemeinsam mit der Ärzte-, Tierärzte- und Apothekerkammer eine Informationskampagne zur richtigen Entsorgung von Arzneimitteln gestartet.

Arzneimittelentsorgung
Habeck: „Alte Medikamente gehören nicht in die Toilette und nicht in die Spüle, sondern in den Abfall.“ (c) proplanta
„Medikamente gehören nicht in die Toilette und nicht in die Spüle, sondern in den Abfall. Sonst landen die Stoffe über das Abwasser in den Gewässern und schaden Tieren und Pflanzen“, sagte Minister Habeck gestern (15. Februar 2017) in Kiel, wo er gemeinsam mit den Kammern einen Informationsflyer sowie Poster vorstellte.

Hintergrund der Kampagne ist, dass in nahezu allen Gewässern in Deutschland Arzneimittelrückstände nachgewiesen werden können. Nach bisherigen Erkenntnissen ist mit keinen Auswirkungen für den Menschen zu rechnen. Aber Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tier- und Pflanzenwelt bereits bei geringen Konzentrationen nachweislich beeinträchtigt wird. So kann es zu Nierenschäden, Verweiblichungen oder Kiemenschäden bei aquatischen Tierarten kommen.

Die Arzneimittel gelangen durch Ausscheidungen oder unsachgemäße Entsorgung ins Abwasser. So entsorgen einer Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung nur 15 Prozent der Verbraucher und Verbraucherinnen ihre Medikamente immer richtig. 47 Prozent der Befragten dagegen geben die flüssigen und 20 Prozent die festen Medikamentenreste fälschlicherweise zur Entsorgung in die Spüle oder in  die Toilette.

„Wir müssen Einträge da, wo es irgend geht, vermeiden. Dazu können wir alle etwas beitragen“, sagte Habeck. Der nächstliegende Weg sei dafür die richtige Entsorgung: Grundsätzlich müssen alte Medikamente in den Abfall. Je nach Kreis kann das schlicht der Hausmüll sein oder etwa auch der Recyclinghof. Das hängt von den verschiedenen Entsorgungswegen des Restabfalls in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten ab. In dem nun entwickelten Flyer werden für jeden Kreis die richtigen Wege aufgelistet.

Die nicht mehr benötigten Medikamente sollten in den Flaschen oder Blistern bleiben und dann über den im Flyer angegebenen Weg entsorgt werden.

„Im Laufe der Jahre sammelt sich eine Vielzahl von Arzneimitteln im Medikamentenschrank an. Diese sind häufig verfallen oder werden aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr benötigt. Häufig stellt sich dann die Frage wie eine sachgerechte Entsorgung erfolgen kann. Hier gilt es zu beachten, dass Arzneimittel nicht ins Abwasser gehören“, so der Geschäftsführer der Apothekerkammer, Frank Jaschkowski.

„Aus Gründen der Vorsorge ist es geboten, Wirkstoffe aus Arzneimitteln vom Wasserkreislauf  fern zu halten. Dazu gehört, neben der richtigen Entsorgung, Medikamente möglichst  nur dann  anzuwenden,  wenn es tatsächlich erforderlich ist “, sagte der Präsident der Ärztekammer, Dr. Franz Bartmann. Denn manche Wirkstoffe werden auch mehr oder weniger unverändert über die Nieren ausgeschieden.

“Die Entsorgung der Arzneimittel über unser Abwasser schadet den Lebewesen in unseren Gewässern. Hiergegen müssen wir angehen“, bestärkte die Vizepräsidentin der Tierärztekammer Dr. Evelin Stampa.

Die rund 110.000 Flyer und rund 4.400 Poster sollen in den kommenden Wochen bei Ärzten, Tierärzten und in Apotheken aufgehängt und ausgelegt werden. Das soll ein erster gemeinsamer Schritt sein. Weiterhin sollen Gespräche zwischen den Kammern und dem Umweltministerium stattfinden. Einzelne Stoffe sollen in dem Zusammenhang diskutiert werden, um eine Problemlösung für diese Stoffe zu ermitteln. „Nur ein ausführlicher Informationsaustausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, wie bisher zwischen den Kammern und dem Umweltministerium, ist zielführend“, sagte Umweltminister Robert Habeck.

Zudem wird das Land exemplarisch Kläranlagen untersuchen, um zu prüfen wie die Reinigungsleistung der Kläranlagen in Schleswig Holstein ist und welche Arzneistoffe in welchem Umfang bereits aus dem Wasser entfernt werden können. Basierend auf den Untersuchungen soll eine Strategie entwickelt werden, ob und wie unsere Kläranlagen optimiert werden können.
melur-sh
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Kommentare 
cource schrieb am 17.02.2017 09:21 Uhrzustimmen(50) widersprechen(43)
"...Denn manche Wirkstoffe werden auch mehr oder weniger unverändert über die Nieren ausgeschieden..." genau, wir pullern uns die babypille direkt ins trinkwasser und dann wundern wir uns alle dass die alten männer aussehen wie ihre eigene großmutter nur eben noch mit bauch
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