Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

03.08.2017 | 00:02 | 2. DBV Erntebericht 

Ernte wegen schlechtem Wetter unterbrochen

Berlin - Die Getreide- und Rapsernte verlief in den vergangenen Tagen und Wochen nur schleppend. Zwar sind in den meisten Regionen Deutschlands die im Anbau bedeutenden Winterweizen- und Winterrapsflächen erntereif, jedoch zwingen die wiederkehrenden Niederschläge immer wieder zu Ernteunterbrechungen.

2. DBV-Erntebericht
Regnerisches Wetter behindert Fortgang der Ernte - 2. DBV-Erntebericht: Ernte bei Wintergerste durchschnittlich, bei Raps unterdurchschnittlich. (c) proplanta
Einzig die Ernte der Wintergerste konnte abgesehen von wenigen Restflächen bis dato abgeschlossen werden. Ein zügiger Erntefortgang wäre für die Vermeidung von Qualitätsverlusten bei den Brotgetreidearten dringend erforderlich.

Die weiterhin eher unbeständigen Wetteraussichten sorgen bei den Landwirten daher für Anspannung in der Ernte. Dies geht aus dem 2. Erntebericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor, der auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge beruht.

Ausgehend von knappen Regenmengen im vergangenen Winter und Frühjahr waren die Landwirte in weiten Teilen Deutschlands besorgt, ob dies zulasten der Ernteerträge geht. Ausgenommen hiervon war lediglich der Norden/Nordosten Deutschlands. Anschließend barg die extrem heiße und trockene Witterung in der zweiten Juni-Hälfte vor allem für den Winterweizen und den Winterraps die Gefahr von Ertragseinbußen durch die sogenannte Notreife.

Mit Beginn der Wintergerstenernte setzten Ende Juni/Anfang Juli wechselhafte Witterungsverhältnisse mit verbreitet hohen Niederschlagsmengen ein. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Juli 2017 sogar einer der zehn niederschlagsreichsten Julimonate seit Messbeginn 1881. So erreichte der Juli mit bundesweit rund 130 Litern Regen pro Quadratmeter 163 Prozent seines Durchschnittswertes von 78 Litern Niederschlag pro Quadratmeter.

Das Monatsende war zudem insbesondere in Niedersachsen und Thüringen von ergiebigem Dauerregen geprägt. Die Befahrbarkeit vieler Flächen ist infolge der reichlichen Niederschläge nun stark eingeschränkt.

In Deutschland wird zuerst die Wintergerste erntereif, wobei die Ernte in den Küstenregionen und in Höhenlagen etwas später einsetzt. Die Wintergerstenernte konnte zwischenzeitlich bis auf wenige Restflächen abgeschlossen werden. Auf Grundlage der Ertragsmeldungen der Landesbauernverbände geht der Deutsche Bauernverband von einem deutschlandweiten Durchschnittsertrag von knapp 7,2 Tonnen pro Hektar aus. Regional wie einzelbetrieblich streuen die erzielten Erträge jedoch erheblich.

Der durchschnittliche Wintergestenertrag liegt somit geringfügig über dem Vorjahresertrag von rund 7,1 Tonnen pro Hektar und entspricht dem Durchschnittsertrag der zurückliegenden fünf Jahre. Wie die jüngst vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten vorläufigen Ergebnisse der Bodennutzungshaupterhebung zeigen, wurde Wintergerste zur Ernte 2017 auf einer Fläche von 1,23 Millionen Hektar (- 3 Prozent gegenüber 2016) angebaut.

Folglich beläuft sich die diesjährige Wintergerstenernte auf 8,8 Millionen Tonnen. Damit wird das Vorjahresergebnis in Höhe von 9 Millionen Tonnen lediglich um 2 Prozent verfehlt; der fünfjährige Durchschnitt von 8,7 Millionen Tonnen kann jedoch geringfügig übertroffen werden.

Winterweizen ist mit einer Anbaufläche von 3,14 Millionen Hektar die im Anbau wichtigste Getreideart. Da die unbeständige Witterung die Mähdrescher immer wieder zum Stillstand zwingt, ist die Ernte des Winterweizens abgesehen von Regionen entlang des Rheins nicht sehr weit vorangeschritten. Dies trifft insbesondere auf Bundesländer mit großen Weizenanbauflächen zu, so Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.

Insofern sind derzeit noch keine fundierten Aussagen über die Winterweizenernte möglich. Da die erntereifen Winterweizenbestände immer wieder Niederschlägen ausgesetzt sind, sind viele Landwirte in Sorge um Ertrags- und Qualitätsverluste. So ist zu befürchten, dass die Fallzahlen – ein wichtiges Qualitätskriterium zur Bestimmung der Backqualität – aufgrund des zunehmenden Auswuchses absinken.

Darüber hinaus sind die Getreidefelder örtlich ins Lager gegangen. Diese trocknen nach den Regenfällen nur langsam ab und der mit der Ernte verbundene Aufwand für den Landwirt steigt. Unter Umständen ist eine zusätzliche Trocknung des Getreides erforderlich.

Roggen wird mittlerweile nur noch auf einer Fläche von 538.000 Hektar angebaut. Gegenüber der letztjährigen Ernte ist die Anbaufläche damit um knapp 33.000 Hektar (- 6 Prozent) zurückgegangen, im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2016 lag die Roggenfläche noch bei 662.000 Hektar. Wichtige Anbauregionen für Roggen sind Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Vergleichbar dem Winterweizen leidet die Qualität der erntereifen Roggenbestände unter den aktuellen Ernteverzögerungen.

Mit einer Anbaufläche von 1,31 Millionen Hektar (- 15.000 Hektar gegenüber Vorjahr) ist Winterraps die wichtigste in Deutschland angebaute Ölpflanze. Zu den bedeutendsten Regionen im Rapsanbau gehören die ostdeutschen Bundesländer sowie Bayern und Niedersachsen.

Auch hier haben widrige Erntebedingungen einen bisher nur mäßigen Erntefortschritt zugelassen, sodass verlässliche Aussagen über Hektarerträge und Erntemengen bisher nicht möglich sind. Die bisher gemeldeten Erträge lassen jedoch darauf schließen, dass der Durchschnittsertrag der Jahre 2012 bis 2016 in Höhe von 3,9 Tonnen pro Hektar in diesem Jahr nicht erreicht werden wird.

Eine abschließende Bilanz der Ernte 2017 wird der Deutsche Bauernverband am 22. August vorlegen.
dbv
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 03.08.2017 08:01 Uhrzustimmen(41) widersprechen(32)
Bis jetzt haben unsere „verlässlichen“ Papierernten doch alles andere als „Apocalypse now“ prognostiziert!? - Die fatalen Realitäten hingegen sind allerdings längstens auf den deutschen Äckern mehrheitlich angekommen. Wie ich schon einmal jüngst nicht unberechtigt feststellte, verrottet unsere gesamte Ernte sprichwörtlich auf den Halmen. Nicht nur den Beständen, die ins Lager gegangen waren, steht ein Desaster mit erheblichem Ungemach ins Haus.

Damit werden uns zweifelsohne Erzeugerpreiskonstellationen um die Ohren gehauen, dass jedes Bauerngebiss nur so klappert. Das steht uns schon bald für die jetzt schon gesichert als „absoluten Dreck“ abqualifizierte gelieferte Ware, so es selbige denn noch überhaupt geben kann, auf unseren Bauernkonten in Erwartung!?

Das nun wiederholte Jahr in Folge, wo desaströse Einkommenssituationen auf unseren Höfen wegzustecken sind. - Demgegenüber stellt aber eine herausragende Weitsicht unseres Statistischen Bundesamtes für sämtliche Sofamelker gebetsmühlenartig in hehre Erwartung, dass ein bundesweites Pachtzinsniveau dato nie erahnte Höhenflüge durchlebt, gerade bei anstehenden Neuverpachtungen. Aus welchen manikürten Fingerchen werden solche Unwahrheiten gesaugt? Wann dürfen wir solche Lügenkonstrukte ganz legitim vor den Kadi zerren. Meint ihr tatsächlich, ein tumbes Bäuerlein erfasst diese statistischen Verfahren und Berechnungen nicht, weil er damit selbst nicht umgehen kann!? - Liebe Schönwetter-Propheten, raus aus euren bequemen Offices, schlüpft rein in den Arbeitsoverall. LEARNING BY DOING(!!!), dann entgleiten vielleicht euch selbst sehr zügig eure gehässig verschmitzt grinsenden Gesichtszüge.

Unserem „genossenschaftlichen Weltkulturerbe“ ist in Zeiten wie diesen das eigene Hemd im übrigen sehr viel näher als der Bauern Arbeitskittel!

Geliefert werden dürfen nur Erzeugnisse bis maximal 15,5 % Feuchte derzeit. Pünktlich um 21.00 Uhr werden die dortigen Pforten geschlossen. Es juckt nicht wirklich nur die Bohne, wie die Bauern ihrem gesellschaftlichen Versorgungsauftrag nachkommen sollen. Jede zur Verfügung stehende Minute wird seitens der Bauern ausgeschöpft, um unter widrigsten Umständen das Getreide von den durchnässten Feldern zu klauben und dennoch stößt man hernach an ein solches schier unfassbar begrenzendes Moment, das selbst unter solchen widrigen Gegebenheiten unüberwindbare Nadelöhr!? Das notwendige Zwiegespräch findet augenscheinlich jedoch nur noch zwischen den Bauern und unserem Wettergott direkt statt. Es mutet an, als sei man in Reihen der aufnehmenden Hand vollkommen abgerückt, enorm weit weg von den aktuellen Geschehnissen. Durchdringt man geistig nicht mehr, in welchen direkten Abhängigkeiten man selbst vom Wohl und Wehe des Bauernstandes steht!? Warum liefert man ansonsten selbige schmerzbefreit ans betriebswirtschaftliche Schafott, ohne dass man selbst eine Schlinge um den eigenen Hals überhaupt wahrnimmt!?

„Herr Bauernfürst Rukwied, hören Sie auf, hier noch irgendwie schönfärben zu wollen!!! Ihr Jammergestammel im heutigen Morgenmagzin war mehr als erbärmlich. Wichtig aber war der eingespielte Technikgigant im Background. VARIO GRÜN; dieses technische Highlight rückt heuer für die meisten Bauern in sehr weite Ferne.“ - „Könnte eventuell“ ist somit längstens Geschichte im diesjährigen Erntemodus, wir haben furchtbare Qualitätseinbußen hinzunehmen und wohl auch erhebliche Quantitätsproblemchen, wenn unser Wettergott sich weiterhin so erzürnt. - Wie krass muss ein Strukturbruch innerhalb des Bauernstandes noch vonstatten gehen, damit diese Ausläufer selbst vom letzten Bauernfeind in ihrem ganzen Ausmaß erfasst werden?

„Vergessen Sie“, hochverehrter Herr Rukwied, „einmal Ihr stets gut gefülltes Champus-Edelkristall und kommen Sie mit Ihrer gesamten berufsständischen Gefolgschaft endlich dem erteilten Wählerauftrag nach! Dahinter steht in erster Linie eine Für- und Vorsorgepflicht für Ihr gerne und oft verhöhntes niedriges Fußvolk!!!“

Liefert anstelle verlogener Ernteprognosen mit immer noch verhaltenen Wahrheiten lieber ehrliche Wetterberichte!!! - Ansonsten seid einfach nur noch still!!!

Der direkte heiße Draht nach China sollte vorsorglich schon einmal wegen der dort gelagerten immensen Vorräte von herausragender Bilderbuchqualität, alles was der heimischen Müller und Bäcker Herzen begehren, wohlwohllend zum Glühen gebracht werden...! Die hierfür notwendige Bittstellerposition will geübt sein; bislang eher eine ungewohnte Körperhaltung.
  Weitere Artikel zum Thema

 Erntejahr 2023 war in Niedersachsen zu nass und zu warm

 Kleinere Getreideernte in Russland erwartet

 Globale Rapsproduktion auf hohem Niveau stabil

 Deutsche Rapsimporte über Vorjahr

 Agrarhandel rechnet mit größerer EU-Getreideernte 2024

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken