Zwar sei die Situation noch nicht so dramatisch wie vor sechs Jahren, als ganze Landstriche tagelang unter Wasser standen. Doch erinnerten vielerorts Bestände und Bodenverhältnisse an das Jahr 2011.
Die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden sei erreicht, die Befahrbarkeit der Felder fast überall nicht mehr gewährleistet, erklärte
Backhaus am Mittwoch in Schwerin. Erst am Dienstag war eine neuerliche Regenfront über Mecklenburg-Vorpommern hinweggezogen.
Nach Ansicht des Ministers müssen die bisher optimistischen Ernteschätzungen nach unten korrigiert werden. Sollte die nasse Witterung noch länger anhalten, seien partielle Totalausfälle nicht auszuschließen. Auf einigen Getreide- und Rapsschlägen breiteten sich als Folge der anhaltenden Nässe zunehmend Schwärzepilze aus.
Da die
Feldfrüchte feucht gedroschen würden, drohten den
Bauern hohe Kosten für die nachträgliche
Trocknung mit Gebläsen. Qualitätsabstufungen und damit geringere Preise seien zu befürchten.
«Sobald es die Wetterlage irgendwie zulässt, fahren die Landwirte mit ihren Maschinen auf die Felder und versuchen, die Arbeit eines ganzen Jahres zu retten», sagte Backhaus. Er appellierte an Einheimische und Touristen, Verständnis und Rücksicht zu zeigen, wenn Landwirte auf den Straßen unterwegs sind und bis spät in die Nacht arbeiten. «Hier geht es um unsere
Lebensmittel und für viele Landwirte um die Existenz», betonte der Minister.
Bereits zu Wochenbeginn hatte das Statistikamt in Schwerin in seiner ersten amtlichen
Ernteschätzung für dieses Jahr die noch vor kurzem überschwänglichen Erwartungen gedämpft. Während die
Wintergerste zum Großteil noch vor dem Dauerregen mit überdurchschnittlichen Erträgen von 76 Dezitonnen pro Hektar eingebracht worden sei, zeichne sich für Weizen und Raps, den dominierenden Feldfrüchten im Nordosten, bestenfalls ein durchschnittliches Ertragsniveau ab.
Insgesamt wurden im Nordosten auf 362.000 Winterweizen, auf 223.800 Hektar
Raps und auf 121.600 Hektar Wintergerste ausgebracht. Dazu kommen beim Getreide Roggen und Hafer. In Westmecklenburg und Vorpommern sind laut Backhaus die Gerstenbestände bis auf Restflächen abgeerntet.
Auch im
Futterbau sei die Lage ernst. Viele Niedermoorflächen sind nach Angaben des Ministers überschwemmt und so für Wochen nicht befahrbar und auch nicht als Rinderweiden nutzbar. Besonders Mutterkuhhalter könnten größere Versorgungsengpässe beim
Grundfutter bekommen.