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26.03.2023 | 10:49 | Precision Farming 

Teilflächenspezifische Düngung muss stärker in die Praxis

Kippenheimweiler - Die Möglichkeiten einer teilflächenspezifischen Düngung sind schon seit längerem vorhanden. Die Landwirte wenden sie in der Praxis aber in der Breite noch nicht an.

Teilflächenspezifische Düngung
BayWa-Digitalexperte Bosch sieht noch erhebliches Potential auf den Höfen - Die Kosten für den Kartenkauf belaufen sich auf 5 Euro pro Hektar - Mehrerträge von bis zu 8 Prozent. (c) proplanta
Das ist am Donnerstag (23.3.) auf dem Ackerbauforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) berichtet geworden, das unter dem Motto „Effizienz - wichtiger denn je“ stand. Dort zeigte der Lead Expert Digital Farming von der BayWa AG, Dr. Josef Bosch, dass eine Düngung ohne Stickstoffüberschüsse möglich ist.

Er verwies dazu auf satellitenbasierende Ertragspotentialkarten, anhand derer die Praktiker die benötigte Stickstoffmenge an verschiedenen Stellen des Ackers ermitteln könnten. Die Kosten für den Kartenkauf belaufen sich laut Bosch auf 5 Euro pro Hektar. „Für diesen Preis bekommen Sie keine so exakte Bodenanalyse hin“, erklärte Bosch in Richtung Praxis, wo nach seinen Worten landläufig die Meinung vorliegt, dass es auf einem Schlag einen homogenen Boden gebe. Dem sei aber nicht so.

Je besser die spezifische Ertragsfähigkeit der Böden bei der Düngung beachtet werde, umso ökonomischer und ökologischer wären die Maßnahmen. Anhand von Praxisbeispielen legte der Experte dar, dass sich durch die teilflächenspezifische Stickstoffausbringung Mehrerträge von 5 % bis 8 % erzielen ließen. Weitere Vorteile lägen neben den höheren Erträgen im Umweltschutz und in Einsparungen für Düngemittel. Bosch stellte fest, dass das neue System vorhanden sei, aber bislang feststecke.

„Es kommt draußen weder in der Praxis noch in der Politik an“, beklagte der Precision-Farming-Experte. Eine Ausnahme bilde hier Baden-Württemberg, das als einziges Bundesland eine teilflächenspezifische Düngung fördere. „Die Zeit dafür ist reif“, stellte Bosch klar. Dr. Kurt Möller vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg empfahl den Landwirten eine konzentrierte Ablage der Dünger.

Politik muss fördern

Bosch zufolge sind die Ertragspotentialkarten bereits seit sieben Jahren verfügbar. Allerdings seien die Landwirte mit der Auswertung der Karten überfordert. Zudem scheitere der Einsatz an der fehlenden Konnektivität unterschiedlicher Systeme und an mangelnder Schulung. Die Landwirte könnten auch nicht einordnen, ob die Karten stimmig seien. „Das Material ist absolut belastbar“, stellte Bosch indes klar.

Derzeit liegt der Anteil derjenigen Landwirte, die eine teilflächenspezifische Düngung nutzen, nach seinen Angaben im einstelligen Prozentbereich, jedoch gibt es eine Dunkelziffer. Tendenziell nutzten große Betriebe diese Technik eher. Nach Boschs Einschätzung bilden die Kosten für die Investitionen für den Berufsstand eine hohe Hürde. Somit bleibe abzuwarten, ob die Firmen, die diese Techniken bislang anböten, solange durchhielten, bis diese in der Breite in der Praxis ankämen. Daher hält der Experte es für umso wichtiger, dass die Politik die teilflächenspezifische Düngung „in Schwung bringt“.

Schnell verdientes Geld

Möller berichtete, dass eine konzentrierte Ablage der Düngemittel die Stickstoff- und Phosphateffizienz um 10 % bis 15 % steigere. Der Leiter des LTZ-Referats für Pflanzenbau zeigte anhand eines Praxisvergleichs in Mais mit einer betriebsüblichen Düngung und der aus einem Pilotprojekt auf, dass es trotz einer deutlich geringeren Stickstoffdüngung keine Unterschiede bei den Trockenmasseerträgen gegeben habe. Bei einer Stickstoffdüngung von nur 70 % bis 80 % gegenüber der betriebsüblichen Ausbringungsmenge sei es zu keinen Ertragsverlusten gekommen.

„Eingesparte Düngemittel sind schnell verdientes Geld“, gab Möller den Landwirten mit auf den Weg. Er erläuterte, dass in Europa die Wasserverfügbarkeit das Wachstum der Pflanzen bestimme. Dagegen könne nicht „angedüngt“ werden: Wo es im Vegetationsverlauf nicht genügend Wasser gebe, könne der Landwirt die zu erwartenden Mindererträge nicht mit mehr Stickstoff ausgleichen.

Möller zeigte sich mit Verweis auf entsprechende Forschungsvorhaben überzeugt, dass es bereits in zwei Jahren ein Modell in der Praxis geben werde, das den optimalen Düngebedarf für einen Acker ermittelt. Bei der Berechnung würden die Wetterdaten, der Standort, die Vorfrucht oder die Bodenverhältnisse einbezogen.
AgE
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Kommentare 
Thorsten Holtmeier schrieb am 26.03.2023 17:00 Uhrzustimmen(12) widersprechen(15)
Die BayWa hat dort wohl viel Geld investiert. Leider kennen die Landwirte ihre Flächen so gut das man auf dieses teure digitale Tool gut verzichten kann. Jetzt fordert er eine Förderung für etwas das unsere gut ausgebildeten Landwirte nicht brauchen, am besten noch verpflichtend für alle, nur um ein tolles reinvest zu bekommen.
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