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08.08.2018 | 19:30

Weizenpreis boomt bei 216,25 EUR/t - Die Dürre Nordeuropas und der Futternotstand treiben den Preisboom auf die Spitze

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Weizenmarkt legte nochmals zu, zogen die Preise in den USA, in der EU-28 und am Schwarzmeer noch einmal an, getrieben durch die extreme Hitze und Trockenheit in Teilen West- und Nordeuropas.
Matif-Weizenpreis
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Weizenpreise MATIF (c) proplanta

In den USA drückten zwar Gewinnmitnahmen am Vortag die Weizenkurse, aber der US-Handel rechnete mit Blick auf den am Freitag erscheinenden WASDE-Report mit leicht geringem Ausgang der US-Weizenernte, senkte Informa Economics die Ernteprognose für US-Weizen von 1,869 Mrd. Bushel um 2,4 % auf 1,825 Mrd. Bushel. Zudem verschlechtere sich die Bonitierung für US-Weizen um 2 % -Punkte auf 74 % gut-exzellenter Pflanzen.

Der Export entwickelte sich in den USA wenig spektakulär, blieb der US-Export letzte Woche mit 382.500 t gegenüber 385.900 t in der Vorwoche stabil. Und lag die wöchentliche Zollkontrolle bei US-Weizen mit 325.486 t unter dem Vorwochenergebnis von 380.000 t.

Während Kanadas Ernteprognosen mit 30,6-31,1 Mio. t gegenüber 30,0 Mio. t Weizen besser ausfielen als im Vorjahr, auch die argentinische Weizenernte nach Handelseinschätzungen von 18,0 Mio. t auf 19,5 Mio. t steigen könnte, bröckeln die Ernteaussichten in Australien, gab Australiens Regierung ein Hilfspaket von 140,56 Mio. US-Dollar für dürregeschädigte Farmer an der Ostküste des Kontinents bekannt.

In der EU-28 bestätigen sich mehr und mehr schwache Weizenernten in den nördlichen Teilen Westeuropas. Gestern senkte AGRESTE die Weichweizenernte gegenüber der Julischätzung um 1 Mio. t auf 35,1 Mio. t, bleibt danach die Ernte um 1,5 Mio. t hinter dem Vorjahr von 36,6 Mio. t zurück.

Auch Englands Weizenernte, die nahezu zu einem Drittel gedroschen war, wird auf 13,5 Mio. t veranschlagt, gut 1 Mio. t niedriger als im Vorjahr. In Deutschland überraschte bekanntlich der Deutsche Bauernverband mit einer um 6,1 Mio. t nach unten revidierten Weizenprognose Deutschlands von nur 18,0 Mio. t, um 25 % niedriger als im Vorjahr, den Markt.

Polen wird eine Weizenernte von 9,6 Mio. t gegenüber 11,6 Mio. t realisieren. Die Ernten Estlands, Lettlands und Litauens sollen zusammen 5,2 Mio. t gegenüber 6,7 Mio. t, die Rumäniens 7,9 Mio. t Weizen gegenüber 8,6 Mio. t im Vorjahr erreichen. Mit Spannung wird daher das Ergebnis des Ernteberichts der Bundesregierung erwartet, müssen die Prognosen sich bestätigen.

Qualitativ fällt Frankreichs Weizenernte vom Proteinwert besser als im Vorjahr, Deutschlands und Polens verzeichnen teils schwache hl-Gewichte, jedoch überwiegend hohe Proteinwerte.

Rumäniens sowie Bulgariens Weizenernten kämpfen mit schwachen Fallzahlen und daher eindeutig höherem Futtergetreideanteil, was bedeutet, das Futterweizen preiswerter aus Rumänien und Bulgarien zu beschaffen ist, während qualitativ besserer Weizen aus Frankreich und auch Süddeutschland deutliche Preisaufschläge erzielt. Doch im Norden Deutschlands und in Skandinavien fehlt nicht nur Futterweizen, sondern auch Futtergerste, die aus Rumänien und Ukraine beschafft werden.

Laut französischem Handel ist die starke Futterweizennachfrage in der Bretagne, Belgien, Niederlanden und Norddeutschland, Dänemark und im Baltic-Raum die treibende Kraft für den Preisanstieg der letzten Tage. Dabei tritt die schwache Exportentwicklung am EU-Weizenmarkt jedoch völlig in den Hintergrund, legte der Export von EU-Weizen letzte Woche auf 226.767 t gegenüber 95.424 t in der Vorwoche zu, erreichte der Gesamtexport (inkl. Mehl) im der neuen Saison aber nur 815.711 t gegenüber 1.524.854 t im Vorjahr, was einem Rückgang von 47 % entsprach.

Am Schwarzmeer holte die Weizenernte wegen sommertrockner Witterung stark auf, waren in der Ukraine zuletzt knapp 90 %, in Russland rund 45 % der Weizenfläche gedroschen, was die Weizenverfügbarkeit erhöhen sollte. In Russland bestätigen sich mehr und Auswuchsprobleme. Das russische Agrarministerium schätzte die Weizenernte dort auf 64,4 Mio. t gegenüber 85,0 Mio. t im Vorjahr, gut 20 Mio. t niedriger als im Vorjahr. In der Ukraine erwartet der Handel eine Weizenernte von 24-25 Mio. t gegenüber 26,5 Mio. t im Vorjahr.

Die Ukraine exportierte im Juli 2,21 Mio. t Getreide, davon 930.000 t Weichweizen. Laut Handel muss die Ukraine voraussichtlich ihren Weizenexport um 20 % auf 8 Mio. t drosseln, um die Eigenversorgung im Lande zu gewährleisten. Russland führte im Juli dagegen immerhin 3,8 Mio. t Weizen aus, gegenüber 1,52 Mio. t im Vorjahr, ein Rekord im Juli, was einen starken Bestandsabbau dort bedeutet.

Fazit: Die EU-Weizenpreise ziehen weiter nach oben, zeigt die Trockenperiode in West-und Nordeuropa höhere Ertragsschäden als erwartet. Am Schwarzmeer und in der EU-28 ohnehin wird es in dieser Saison kaum billigen Weizen geben.

Aber Russland wird noch Überhänge aus der Rekordernte vom Vorjahr exportieren, auch die EU-28 muss Weizenüberhänge abbauen. Trotzdem wird das Angebot bei Weizen in der EU stark zurückfallen, was für prinzipiell steigende Preise spricht. Trotzdem sollten Erzeuger den Verkauf im Auge behalten, die Bäume wachsen nicht in den Himmel!
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