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09.11.2016 | 17:26 | Warenterminbörse 

Weizen bröckelt bei 161,75 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Weizenmarkt stand diese Woche stark unter dem Einfluss des Wahlausgangs der US-Präsidentschaftswahlen, wobei sich Kandidat Donald Trump mit Stimmabgaben für 289 von 538 Wahlmännern durchsetzen konnte, wodurch der US-Dollar zeitweise bis zu 3 % einbrach, aber dann wieder aufholte, was die Export-hoffnungen weder stützte noch schwächte.

Matif Weizenpreis Entwicklung
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Entwicklung Matif-Weizenpreis (c) proplanta

In Europa bereitet die extreme Währungsabwertung Ägyptens den Exporteuren Kopfschmerzen, kommen Ägypten als weltgrößten Weizenimporteur künftige Importe teuer zugestehen. Beachtung findet der extreme Wintereinbruch Russlands, liegen weite Landesteile unter einer Schnee-decke begraben und gibt es laut US-Wetterdienst NOAA auf der Nordhalbkugel die höchste Schneebedeckung seit mehr als 40 Jahren, was zu höherem Risiko von Kaltlufteinbrüchen auch in Westeuropa führen könnte. In Chicago notierte der Fronttermin für CME-EU-Weizen bei 172,75 EUR/t (Freitag: 174,25 EUR/t), der für US-Weizen bei 135,85 EUR/t (Freitag: 137,05 EUR/t) und der für Weizen Nr. 2 an der MATIF bei 161,75 EUR/t (Freitag: 162,25 EUR/t).

In den USA sorgte die schlechte Exportentwicklung für eher trübe Stimmung in Chicago. In den USA erreichten die Exporte für US-Weizen gerade einmal 234.900 t gegenüber immerhin 646.000 t in der Vorwoche und 513.800 t zuvor, in Richtung Indiens ist offenbar der Export versiegt. Fortschritte machte die Weizenaussaat in den USA, waren vorgestern 91 % der Weizenfläche bestellt, gegenüber 92 % im Fünf-Jahresmittel. Dabei rechnet der Analyst Informa Economics zur kommenden Ernte mit einem Rückgang der US-Weizenanbaufläche auf 48,9 Mio. acres, so niedrig wie seit 1970 nicht mehr, dafür soll der Sojabohnenanbau zulegen.

Mit Spannung wird heute Abend der neue WASDE-Report erwartet. Dabei rechnen Analysten mit einem leichten Bestandsaufbau für US-Weizen, der aber kaum ein Einfluss auf die Marktentwicklung haben sollte. In den südlichen Plains tendierte Weizen schwächer, nachdem Mais für Futterzwecke wettbewerbsfähiger war. Für Unsicherheit am nordamerikanischen Weizenmarkt sorgen die Verzögerungen bei der kanadischen Weizenernte, stehen in den Provinzen Saskatchewan und Alberta noch 15 % der Sommerweizenbestände auf dem Halm.

In der EU-28 konnten letzte Woche die Weizenexporte überzeugen, zog Brüssel Exportlizenzen für 418.000 t gegenüber 222.000 t in der Vorwoche und 209.000 t, wurden damit insgesamt 8,2 Mio. t Weizen bzw. 0,9 Mio. t  oder 12,3 % mehr als zum gleichen Vorjahreszeitraum, aber 1,8 Mio. t weniger als im Jahr zuvor, exportiert. Das Feld der Exportlizenzen führte bisher Deutschland mit 1,9 Mio. t vor Rumänien mit 1,6 Mio.t und und Frankreich von knapp 1,4 Mio. t an.

Die Sorge darüber, dass Ägypten als weltgrößter Weizenimporteur letzte Woche seine Währung um 48 % abwertete, um damit die Bedingungen für neue Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen, dadurch für Ägypten Importe in Zukunft erheblich kostspieliger werden, bremste die Exporthoffnungen in der EU-28 und auch am Schwarzmeer spürbar ein. Trotzdem legte Ägypten gestern mit einem neuen Weizen-Tender nach, wobei 180.000 t auf russischen und 60.000 t auf rumänischen Weizen entfielen, die zu Preisen um 178,70-181,30 EUR/t CIF Ägypten gehandelt wurden. Im Vergleich dazu kostete EU-Weizen gestern 163,00 EUR/ FOB Rouen.
Einen kosmetischen Eingriff gab es aus Frankreich, hob FrancAgriMer das schlechte Ergebnis der französischen Weizenernte marginal um 0,1 Mio. t auf 28,1 Mio. t leicht an. Wenig Beachtung fand auch die jüngste Prognose für EU-Weizen, hob die EU-Kommission ihre Schätzung um knapp 0,5 Mio. t auf 134,6 Mio.t an. Wichtiger erscheint die neue Prognose des Analysten Strategie Grains, der für die neue Ernte 2017/18 eine nahezu konstant bleibende europäische Weizenfläche von 24,3 Mio. ha erwartet.

Am Schwarzmeer bestätigen sich die gigantischen Weizenernten, aber die hoch gesteckten Exportziele wurden nach unten korrigiert, vermehrt aus logistischen Gründen, bricht gerade über Russland der Winter herein. Dabei setzte der russische Agrarminister das Exportpotenzial von 30 Mio. t auf 28 Mio. t Weizen herunter, obwohl sich in Russland die Rekordernte bei Getreide von 120 Mio. t gegenüber 110 Mio. t im Vorjahr bestätigte, wovon 75,8 Mio. t auf Weizen, 19,1 Mio. t auf Gerste und 9,7 Mio. t auf Mais entfallen und die Getreideernte Russlands auch zu 95 % abgeschlossen, während die Herbstaussaat Russlands zuletzt zu 97 % fast beendet war und mit 16,9 Mio. ha Anbaufläche die Vorjahreslinie um 1,1 Mio. ha überholen soll. Bis Anfang der Woche exportierte Russland bereits 10,6 Mio. t Weizen, die Lagerendbestände sollen  auf 10 Mio. t anwachsen. In der Ukraine waren dagegen 89 % der Getreideernte beendet, die Weizenexporte seit Juli sollen bei 8,4 Mio. t liegen.

Tendenz: Mit Blick auf den Wintereinbruch sind vorerst temporäre Preisanstiege nicht ausgeschlossen, vor allem wenn Eisgang die Verfügbarkeit einschränken sollte. Aber die gigantische Ernte Russlands wird den Preisanstieg begrenzen.
proplanta
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