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15.03.2017 | 19:00

Weizenpreis bei 170,75 EUR/t knapp behauptet

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Weizenmärkte erhielten durch Wetterkapriolen in den USA leichten Auftrieb, sind die Bestände bei US-Weizen schwächer als im Vorjahr und unterstützen Käufe Saudi-Arabiens den Markt. In der EU und am Schwarzmeer sorgen zweistellige Temperaturen für einen zügigen Saisonstart, sind die Bestände in Westeuropa ausgezeichnet, ist es aber in Osteuropa zu trocken.
Weizenpreis knapp behauptet
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Entwicklung Weizenpreis an der Matif (c) proplanta

Der Eurokurs zog auf 1,063 USD/EUR an, was für EU-Weizenexporte eher hinderlich ist. So notierte der Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 167,50 EUR/t (Freitag: 170,00 EUR/t), für US-Weizen bei 150,02 EUR/t (Freitag: 153,33 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 170,75 EUR/t (Freitag: 172,00 EUR/t). Dabei tendierte Weizen zuletzt fester.

In den USA sorgten Wetterkapriolen mit einem Schneechaos im Osten der USA und einem stabilen Hoch über Midwest für extreme Wetterunterschiede, wodurch sich das Niederschlagsdefizit in den südlichen Plains und nordwestlich davon fortsetzte und sich die Bonitierungen für Weizen in den US-Bundesstaaten Kansas um 3 % auf 40 %, in Oklahoma um 1 % auf 42 % und in Texas um 5 % auf 29 % verschlechterten. Ob angekündigte Niederschläge zum Wochenende hin zu besseren Bodenfeuchten führen werden, gilt als unsicher. Auch stützte der 8,4%ige Anbaurückgang in den USA den Weizenmarkt nach unten ab, wird dort eine um 20 % kleinere Weizenernte erwartet.

Aktuell taxiert der US-Handel die US-Weizenanbaufläche auf knapp 46 Mio. Acres, so niedrig wie seit 1919 nicht mehr. Dagegen hält die vom USDA um knapp 3 Mio. t auf 751,1 Mio. t nach oben korrigierte Welt-Weizenernte, bedingt durch höhere Ernten Australiens und Argentiniens, die gleichzeitig mit 249,9 Mio. t Weizen zu Überhängen von 33 % des Weltverbrauchs führen dürfte, den Preisspielraum nach oben in engen Grenzen.

Wenig überzeugend waren die US-Weizenexporte letzte Woche, erreichten diese mit 391.600 t gegenüber 353.000 t in der Vorvorwoche und 451.300 t ein schwaches Ergebnis, bremste neben harter Konkurrenz aus Australien und Argentinien der bis dahin höhere US-Dollar den Export spürbar ein. Mehr Optimismus versprühte die Exportinspektion mit erneut 519.127 t Weizen gegenüber 535.920  t in der Vorwoche. Dabei standen Exporte in Richtung Indien und Südostasien auf dem Bildschirm.

In der EU-28 setzte wärmeres Wetter den Markt leicht unter Druck, sind kaum Auswinterungsschäden zu beklagen und stehen die Weizenbestände nach dem Regen letzte Woche in Westeuropa ausnahmslos gut. Besonders in Frankreich lassen die guten Weizenbestände eine hohe Ernte erwarten, bonitierte FranceAgriMer 93 % der Weizenbestände mit gut-exzellent, ähnlich hoch wie in der Vorwoche. In Deutschland stehen die Bestände nach Winter in gutem Zustand und dürften denen Frankreichs kaum nachstehen.

In Polen, Rumänien und Tschechien gibt es dagegen Probleme mit teils zu trockenen Böden nach Winter. Dabei legte die EU-Kommission mit ihrer aktuellen Prognose zur EU-Weizenernte 2017/18 von 143 Mio. t gegenüber 134,5 Mio. t die Messlatte um immerhin 6,3 % höher als im Vorjahr, obwohl die Anbaufläche von 24,1 Mio. ha im Vorjahr auf 23,8 Mio. ha zurückfallen soll. Ferner wurden die Überhänge 2017/18 an Weichweizen auf 10,2 Mio. t (2016/17: 10,3 Mio. t) und die Drittlandexporte auf 28,9 Mio. t (t (2016/17: 24,0 Mio. t) geschätzt.

Am internationalen Markt hat Saudi-Arabien 750.000 t Hartweizen und Tunesien 75.000 t Weichweizen gekauft, wobei Lieferungen auch aus Deutschland und den baltischen Staaten bedient werden. Zudem gibt es neuen Tender für Ägypten, der in der Höhe noch nicht bekannt war, aber aus Frankreich womöglich bedient werden soll. Ansonsten gab es die Abwicklung des Ägypten-Tenders von vorletzter Woche über 535.000 t Weizen, wobei Russland mit 235.000 t, Rumänien und Frankreich mit jeweils 120.000 t und die Ukraine mit 60.000 t den Zuschlag erhielten.

Auch bleibt die Nachfrage aus Nordafrika und dem Nahen Osten bestehen, jedoch mit geringerem Exporttempo, blieben die EU-Weizenexporte aktuell mit 17,3 Mio. t um 14 % hinter dem Exportstand des Vorjahrs von 20,2 Mio. t zurück. Dabei lagen die Preise des Handels für Standardweizen zuletzt bei 166,00 EUR/t (Freitag: 170,00 EUR/t) FOB Rouen und 176,00 EUR/t (Freitag: 176,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock. Abgesehen von normaler Futterweizennachfrage Süd-Oldenburgs und Hollands zu Preisen um 180 EUR/t (Freitag: 180,00 EUR/t) FCO Abnehmer war wenig Handelsaktivität zu beobachten.
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