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24.03.2017 | 16:54 | Warenterminbörse 

Sojabohnen fallen weiter auf 336,40 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Sojamarkt steht erneut unter dem Druck der südamerikanischen Ernte, die noch höher ausfallen soll. Auch in den USA sorgt die Aussaat für Furore, testen die Sojafarmer neue Grenzen des Anbaus.

Sojabohnenpreis
(c) Dusan Kostic - fotolia.com

Die Exportentwicklung bei US-Sojabohnen blieb moderat, die OPEC-Verhandlungen am Wochenende könnten auch den Sojamarkt nach oben oder unten ziehen. Mit Sorge wird die Ausbreitung der Vogelgrippe in China beobachtet.

So notierte der Fronttermin für US-Sojabohnen in Chicago bei 336,40 EUR/t (Mittwoch: 339,66 EUR/t). Dabei tendierten Sojabohnen zuletzt schwächer. Bei US-Sojamehl lag der Fronttermin bei 327,20 EUR/t (Mittwoch: 331,57 EUR/t). Der Eurokurs fiel schwach zurück auf 1,0767 USD/EUR.

In den USA spricht inzwischen vieles für einen Rekordanbau bei Sojabohnen in den USA. Besonders die für die US-Landwirtschaft ungünstige Entwicklung der Agrar-politik und ungeklärte Frage über höhere Beimischungsmandate bei Ethanol treiben die Farmer an, mehr Sojabohnen anzubauen.  Laut einer neuen Umfrage von FC Stone erwarten die Erzeuger eine Anbaufläche von 87,3 Mio. Acres bzw. 35,3 Mio. ha, lag der aktuelle Rekord in den USA lag bei einer geernteten Fläche von knapp 33,5 Mio. ha. Dabei taxierten US-Handel und Broker zuletzt die US-Sojaanbaufläche auf 88,8 Mio. Acres, so hoch wie nie zuvor.

Informa Economics blieb mit 88,0 Mio. Acres unter der Prognose des Handels. Dies entspräche einer Flächenausweitung von 5 % bis 6,5 % in den USA. Dabei wird die kommende US-Sojaernte basierend auf Trenderträgen auf 112,6 Mio. t veranschlagt, nicht ganz so hoch wie im Vorjahr von 117,2 Mio. t. Ungewissheit über den Ausgang der Beimischungsmandate für die Biokraftstoffherstellung in den USA, schüren Marktunsicherheit bei Farmern, die vermehrt auf Sojabohnen setzen.

Ob die Beimischungsvariante B15 bei der Biokraftstoffherstellung kommt, nachdem Saudi-Arabien und Iran höhere Rohölförderungen durchgesetzt haben, in den USA stillgelegte Ölbohranlagen (Oil Rig-Count) aktiviert werden, der Schieferölabbau ein Comeback feiert und die US-Rohöllagervorräte überquellen, blieb unklar. Die Rohölförderung nimmt in den USA mit rasantem Tempo zu, lag die Rohölproduktion in den USA zuletzt bei 9,11 Mio. Barrel/Tag.

Flau stellte sich der Export von US-Sojabohnen diese Woche dar, erreichte dieser mit 738.200 t gegenüber 1.255.400 t in der Vorwoche und 485.500 t zuvor ein eher moderates Ergebnis. Auch setzte der WASDE-Report die Lagerbestände bei US-Sojabohnen von 420 auf 435 Mio. t Mio. Bushel nach oben, was den Markt belastete. Die Nopa gab letzte Woche bekannt, dass der Sojacrush per Februar in den USA nur 142,3 Mio. Bushel erreichte, nachdem die Erwartungen bei 148,0 Mio. Bushel gelegen hatten und das Ergebnis den Vorjahreswert um 2,3 % unterschritt. Sorge bereitet die Importentwicklung nach China, was mit dem Währungsverhältnis Yuan zu US-Dollar und mit der in China grassierenden Vogelgrippe zusammenhängen könnte, importierte China nur 5,54 Mio. t im Februar statt 7,66 Mio. t im Januar nach chinesischen Zoll, wobei im Vergleich zum Februarmonat des Vorjahres die Importmenge um 23 % höher lag.

Die Entwicklung bei Sojabohnen in Südamerika bleibt geradezu sensationell, setzten Argentinien und Brasilien ihre Sojaernten nochmals nach oben. Die Börse in Buenos Aires passte wegen höherer Erträge die argentinische Sojaernte um 3% auf 56,5 Mio. t nach oben an, lagen auch die Prognosen anderer Analysten zuvor bei 55 bis 56 Mio. t (USDA: 55,5 Mio. t) gegenüber 56,8 Mio. t im Vorjahr. Im Brasilien geht man im Haupt-Sojaanbaugebiet Mato Grosso von 10 % höheren Erträgen aus. So veranschlagte AgroConsult Brasiliens Sojaernte auf ein Rekordergebnis von 111 Mio. t, nochmal deutlich über den Zahlen des USDA von 108 Mio. t (Vorjahr: 96,5 Mio. t).

Andere Analysten haben bereits 113 Mio. t im Visier. Südamerika dürfte eine Sojaernte von insgesamt 177,0-179,5 Mio. t gegenüber 165,2 Mio.t im Vorjahr erreichen, was ein Plus von 7,1 % bzw. 8,7 % bedeutet. Dabei könnte die Ernte noch um weitere 2 Mio. t ansteigen. Der  Exportdruck Brasiliens bei Sojabohnen ist daher immens hoch, haben laut USDA Brasiliens Sojabohnenexporte im Februar auf 3,5 Mio. t zugenommen, im Vergleich zu 2 Mio. t im Vorjahreszeitraum. Ob die angekündigten Regenfälle in Brasilien den Sojaexport temporär behindern werden, ist angesichts des neuen Exportterminals Ports of Santos eher unwahrscheinlich, soll Brasilien dadurch seine Exportverladungen landesweit um 20 % erhöhen.

Tendenz: Die hohen Sojaernten in Südamerika und der starke Sojaanbau in den USA sprechen für mächtigen Preisdruck am Sojamarkt. Dabei nimmt der Exportdruck aus Brasilien vehement zu, was die Chancen für höhere US-Sojabohnenexporte spürbar eindämmen dürfte. Ob China das Importtempo angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe weiter hält, ist noch unsicher. Ob der wachsende Sojaimport Vietnams für ausreichend Ausgleich sorgt, muss abgewartet werden.
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