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16.12.2016 | 17:40 | Warenterminbörse 

Maispreis klettert leicht auf 165,00 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt wurde angetrieben durch hohe Maisexporte in den USA, aber eingebremst durch eine rekordverdächtige Maisernte Brasiliens, die Aussicht auf Regen im zu trockenen Maisgürtel Argentiniens und den für US-Exporteure ungünstigen Anstieg des US-Dollars. So notierte der Fronttermin bei Mais in Chicago bei 134,35 EUR/t (Mittwoch: 133,50 EUR/t) und in Paris bei 165,50 EUR/t (Mittwoch: 165,00 EUR/t), der Märztermin lag bei 167,00 EUR.

Maispreis
(c) proplanta

In den USA ging es beim Export von US-Mais wieder leicht nach oben, erreichten diese mit 1.516.000 t gegenüber 1.495.400 t in der Vorwoche und nur 761.000 t zuvor ein gutes Ergebnis. Auch profitierten die Maispreise vom Anstieg der Ethanolpreise, erreichten diese den höchsten Stand seit zwei Jahren. Laut EIA hat sich die Ethanol-Produktion in den USA in der vergangenen Woche um 17.000 Barrel/Tag  auf rekordverdächtige 1,04 Mio. Barrel/Tag erhöht, die Vorräte stiegen ebenfalls auf 19,1 Mio. Barrels an.

Nach der Ankündigung der US-Umweltbehörde, die Beimischungsmandate  zu Biokraftstoffen anzuheben,  erwartet die US-Industrie klare Signale für die Umsetzung. Dabei stimmten die Produktionszahlen der letzten sechs Wochen von über 1 Mio. Barrel/Tag durchaus optimistisch, auch die Margen für die Ethanolproduzenten lassen mit 1 USD/bushel sehen. Ab Januar 2017 soll die US-Ethanolproduktion nach Umsetzung der höheren Beimischungsmandate um täglich 1.400 Barrel/Tag steigen, was den US-Maismarkt spürbar entlastet.

Belastend auf den US-Maismarkt wirkte sich die Ernennung von Scott Pruitt zum designierten Leiter der US-Umweltbehörde EPA aus, ist er bekennender Gegner der erneuerbaren Energien. Überschattet wird das Exportgeschäft auch durch die Haltung des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der die Grenze zu Mexiko, dem wichtigsten Maisimporteurs für die USA, möglichst dicht machen will. Die höhere Maisernte in China, der beabsichtigte Abbau von 10 Mio. t Mais-Überhängen dort, könnte die Exportmöglichkeiten von US-Mais dorthin negativ beeinträchtigen. Auch sorgt die Ausbreitung der Vogelgrippe in Südost-Asien für schlechtere Exporterwartungen von Mais in den asiatischen Raum.

Der Druck aus Südamerika auf den Maismarkt hält dagegen unvermindert an. Die um 3 Mio. t höher veranschlagte Maisernte Brasiliens wirft ihren Schatten voraus, werden Importeure wegen des Dollaranstiegs mehr auf brasilianische Ursprünge zurück-greifen. Da das USDA mit seiner Prognose deutlich unter den Erwartungen anderer Analysten zurückblieb, sind weitere Korrekturen nach oben nicht ausgeschlossen. Denn in Brasilien taxierte das Handelshaus Safras & Mercado Brasiliens Maisernte auf 92,3 Mio. t, gut 5,8 Mio. t über der USDA-Prognose von Dezember. Da vermehrt frühreife Sorten zur Aussaat kamen, wird Brasiliens Maisernte deutlich früher beginnen.

Entlastung könnte die in Brasilien ins Gespräch geführte Erhöhung der Beimi-schungsquote von 7 auf 8 % im März 2017 bringen, bis 2019 sollen 10 % Anteil erreicht werden. Noch unklar ist die Lage in Argentinien. Zuletzt geäußerte Regenmeldungen müssen sich auch bestätigen, bisher gab es dort kaum Regen. Der argentinische Anbau hängt mit 63 % bestellter Maisfläche hinter den letzten Jahren zurück.  Laut Buenos Aires Grain Exchange wurde die Fläche aber um 27 % ausgeweitet. Das USDA veranschlagte im Dezember die kommende Maisernte Argentiniens auf unverändert 36,5 Mio. t gegenüber 28 Mio. t im Vorjahr. CONAB stufte ihre Prognosen für die Maisbestände aus der Safhrina-Ernte  von 28,6 auf 27,1 Mio. t zurück.

In der EU-28 verteuerte der auf 1,04 USD/EUR gefallene Eurokurs den Importpreis für Mais um gut 2 %, an den Exporthäfen legte Mais um 3 EUR/t zu. Dabei kostete EU-Mais zuletzt 167,00 EUR/t FOB Bordeaux (Mittwoch: 164,00 EUR/) und war fast preisgleich mit Weizen. In Südoldenburg und Holland kostete Mais zuletzt 180-182 EUR/t FCO Verarbeiter. Ungeachtet des niedrigen Eurokurses nahmen die Mais-importe in die EU-28 wieder ab und erreichten seit Saisonbeginn 4,2 Mio. t. Noch in der Vorwoche waren es mit 3,9 Mio. t gut 20 % weniger als zum gleichen Vorjahresstand von knapp 4,5 Mio. t. Dabei befürchtet der Handel weitere Preisanstiege bei Mais durch den fallenden Eurokurs. Das USDA veranschlagte die Maisimporte in die EU-28 mit 13,1 Mio. t um 400.000 t niedriger als noch im November. Dabei nehmen die Maisimporte aus der Ukraine stark zu.

Für die EU-28 korrigierte das USDA seine Ernteprognose für Mais um 0,4 Mio.t auf 60,7 Mio. t nach oben, nachdem Coceral seine Schätzung von ebenso 60,7 Mio. t, gegenüber 58,7 Mio. t im Vorjahr, präsentierte. Danach bleibt Frankreichs Maisernte mit 10,0 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis von 13,5 Mio. t und in Deutschland von 10,9 Mio. t gegenüber 11,6 Mio. t im Vorjahr zurück. FranceAgriMer setzte hingegen die französische Maisernte von 11,8 Mio. t im Vormonat auf 11,5 Mio. t herunter und erwartet wegen des hohen Futterweizenangebots leicht höhere Überhänge als im Vorjahr. Die EU-Kommission erwartet in der EU-28 einen Abbau der Maisbestände um gut 3 Mio. t auf 16 Mio. t.

Am Schwarzmeerblieben die Auswirkungen der Kältewelle bisher gering, waren in der Ukraine Anfang der Woche 91 % der Anbaufläche von 3,15 Mio. ha geerntet, wobei sich höhere Erträge bestätigten. In der Ukraine wurden letzte Woche 429.000 t Mais verladen, nach dem Rekordstand von 456.000 t Mais in der Vorvorwoche und 438.000 t zuvor, lagen die Gesamtexporte der Saison bei 4,1 Mio. t Mais. Dabei gingen ein Großteil Richtung Spanien, Italien und Benelux. In Russland war die Maisernte zu 90 % abgeschlossen, die bisherige Menge beläuft sich auf 15,0 Mio. t, so dass ein Erreichen der Rekorderntemenge von 15,5 Mio. t möglich erscheint. Russland exportierte letzte Woche 150.000 t Mais gegenüber 110.000 t Mais in der Vorvorwoche und 65.000 t zuvor. Die Exportpreise für ukrainischen Mais lagen zuletzt bei 156 EUR/t FOB Schwarzmeer, im Vergleich dazu EU-Mais 167 EUR/t FOB Bordeaux.

Tendenz: Mais profitiert in der EU vom höheren Rohölpreis und dem gefallenen Eurokurs. Die gigantische Maisernte Brasiliens wird bald mehr Marktdruck entwickeln. Höhere Beimischungsmandate bei Biokraftstoffen in Nord- und Südamerika sowie steigende Rohölpreise sollten dies aber kompensieren. Fällt der Eurokurs weiter, steigt der Maispreis bei uns.
proplanta
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