Nach dem bereits ersten Kurssprung auf 364,25 EUR/t kurz vor dem letzten Wochenende stieg der Fronttermin für Raps in Paris gegenüber dem Wochenbeginn bis zur Wochenmitte erneut um 5,00 EUR auf 371,50 EUR/t und lag damit um 15 EUR/t über dem Niveau der Vorwoche.
Maßgebend für den Preisanstieg bei Raps waren erneut niedrigere Ernteerwartungen für Raps in der EU, die sich immer mehr in Richtung 20 Mio. t bewegen. So rechnete der französische Handel zuletzt mit einer EU-Rapsernte von 20,5-20,7 Mio. t, ähnlich hoch war die Prognose von Oil-World, während das
USDA von 21,5 Mio. t Raps in der EU-28 ausging und die
EU-Kommission die EU-Rapsernte auf 20,3 Mio. t veranschlagte. Dabei wurde letzte Woche Frankreichs
Rapsernte von Strategie Grains um 440.000 t auf 4,7 Mio. t heruntergestuft und Polens Rapsernte um 230.000 t auf 2,2 Mio.t heruntergesetzt.
In Deutschland geht man angesichts noch schwächerer Erträge von etwa 4,5 Mio. t aus, nachdem in Nord- und Ostdeutschland teils um bis zu 35 % geringere Erträge erwartet werden. Weniger Preisdruck ist auch aus Richtung Ukraine und Russland zu erwarten, ging der Anbau wegen zu trockener Herbstaussaat deutlich zurück, bis Mitte der Woche waren 80 % der ukrainischen Rapsernte geborgen. Auch die globale Rapsproduktion soll durch die schwächere EU-Ernteprognose mit 61,7 Mio. t auf ein Fünf-Jahrestief fallen.
Höhere Sojaöl- und Palmölpreise unterstützen Raps nach oben. Dabei legte Sojaöl beim Fronttermin in Chicago um 10,40 EUR/t auf 616,49 EUR/t zu, Palmöl stieg in Kula Lumpur um 17,30 EUR/t auf 575,30 EUR/t und Canola befestigte sich in Winnipeg um 6 EU/t auf 315,60 EUR/t. Bei Palmöl geriet der Preis erst letzte Woche unter Druck, weil in Malaysia die ein Jahr lang ausgesetzte Exportsteuer von 6 % im Juli wieder eingeführt wurde, was Palmöl entsprechend verteuerte. Laut der Indonesian Palm Oil Producers Association (GAPKI) sind die Exporte substantiell so stark gestiegen, dass sich die Bestände abgebaut haben, weil die Produktion durch die Folgen des El Ninos (Trockenheit) nicht entsprechend nachkam.
Angesichts der schwachen europäischen Rapsernte erwarten die Analysten von Strategie Grains, dass sich der Importbedarf um 3,3 Mio. t erhöhen könnte. Die Frage ist nur, aus welchen Ursprüngen diese Lücke geschlossen werden kann. Denn auch in der Ukraine wird aufgrund der schlechten Herbstaussaat bereits mit einer um 1,2 Mio .t geringeren Ernte gerechnet. In Kanada bahnt sich zwar eine
Rekordernte von wenigstens 18,3 Mio. t, vielleicht sogar von 19 Mio. t, an, wobei Kanada die Exporte allerdings wegen höherer Eigenverarbeitung drosseln will, aktuell die Exporte unter 10 Mio. t bleiben sollen.
Bei der EU-Versorgung wird weiterhin vom Anfangsbestand von 1,15 Mio. t Raps und auf 0,90 Mio. t sinkenden Endbestand ausgegangen. Die EU-Rapsimporte sollen von 3,4 Mio. im Vorjahr auf 3,3 Mio. t sinken. Die Rapsverarbeitung wird wegen verminderter Verfügbarkeit von 24,2 Mio. t im Vorjahr auf nur noch 23,7 Mio. t zurückfallen. Dabei dürften die Importe aus der Ukraine und Kanada zurückgehen, während die aus Australien zulegen.
Fazit: Die Rapsernte fällt weiter ab, ein gestiegener Sojakomplex und höhere Palmölpreise verleihen dem Raps kräftigen Preisauftrieb. Die weitere Preisentwicklung hängt stark vom Sojakomplex ab, dabei könnte es zum Wochenende wieder nach unten gehen, wenn sich in den USA eine sehr hohe Sojaernte bestätigen würde. Mehr Klarheit verschafft der WASDE-Report am kommenden Freitag.