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21.12.2016 | 17:03

Weizen – Risiken und Chancen 2017

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Weizenmarkt wurde diese Saison durch gigantische Ernten in Nord- und Südamerika, in Australien und Russland überschattet, niedriger waren die Ernten in Westeuropa, Nordafrika, China und erneut in Indien.
Weizenpreis
(c) ferkelraggae - fotolia.com

Die im Vergleich zum Vorjahr rechnerisch um 2 % höhere Welt-Weizenernte ist aber sehr ungleich verteilt, mit hohen Überschüssen in Nordamerika, Australien, Argentinien und Osteuropa und Defiziten in Nord- und Südafrika, Indien und China, mit Importbedarf bei Weizen. Australien legt mit einer Weizenernte von 33 Mio. t gut 8,5 Mio. t, die USA mit knapp 63 Mio. t knapp 7 Mio. t, Kanada mit nahezu 32 Mio. t rund 4 Mio. t, Argentinien mit über 14 Mio. t gut 3 Mio. t und Russland mit 72 Mio. t sogar 11 Mio. t  mehr Weizen in die Waagschale.

In Westeuropa brach die Weizenernte bedingt durch Frankreichs Missernte stark ein, fiel die EU-Weizenernte um 16 Mio. t auf 144 Mio. t (inkl. Durum) zurück, was die Preisunterschiede zwischen USA, Schwarzmeerregion und EU-28 erklärt. Jedoch führt die Welt-Weizenernte von 751,3 Mio. t zum Aufbau hoher Überhänge von 252,1 Mio. t, was 34 % des globalen Verbrauchs entspricht und zuletzt 2001/02 ähnlich hoch lag, wobei die Überhänge in den USA, Russland, Australien und Kanada steigen, in der EU-28 um 28,5 % fallen.

Ein Blick auf die Exportzahlen zeigt, dass Australien fast 8 Mio. t, die USA über 5 Mio. t und Russland 3,5 Mio. t mehr Weizen exportieren müssen, um stark wachsende Überhänge zu vermeiden. Auch Argentinien soll bei Exporten nachlegen. In der EU-28 dürfte der Weizenexport um fast 10 Mio. t auf wenig mehr als 25-26 Mio. t zusammenschrumpfen, was den weltweiten Exportüberschuss aber nicht aufwiegt.

Auf der Importseite stehen Nordafrika mit veranschlagten Importen von über 27 Mio. t, Südostasien mit 23 Mio. t und der Mittlere Osten von über 17 Mio. t, leicht niedriger als im Vorjahr, Indien dagegen mit 3 Mio. t mehr Importbedarf gegenüber. Die EU-28 muss diese Saison deutlich weniger Exporte in Drittländer realisieren als im Vorjahr, dürfte laut USDA ihre Überhänge von 14,0 auf 10,3 Mio. t verringern, wodurch die EU-Weizenpreise gestützt werden.

Aber die Exporte müssen realisiert werden, um den Preis in der EU hochzuhalten. Und dabei klemmt es mehr und mehr, erreichten die EU-Weizenexporte zuletzt einen Stand von 11,1 Mio. t, nur noch 1 % über Vorjahrestand. Rund 14 Mio. t EU-Weizen müssen bis Juli noch in den Export, um den geplanten Abbau der Weizenüberhänge zu erreichen, was mangels fehlender Qualitäten Frankreichs und des Baltikums schwerer fallen dürfte, müssen Deutschland und Rumänien diese Lücke schließen.

Die Weizenqualität ist im Schwarzmeerraum schwächer, in Australien gibt es wegen Regenschäden noch wenig Anhaltspunkte. Exportseitig kommen Brüssel der gestiegene US-Dollar und russische Rubel entgegen, wurde EU-Weizen währungsbedingt wettbewerbsfähiger. Dabei dürfte der Ex-portdruck Russlands bis April/Mai anhalten, was der Entwicklung der Exportpreise für Weizen enge Grenzen setzt. Gestützt durch die Rohölverteuerung legte der Rubel zu, was die Exportpreise für russischen Weizen befeuerte und damit höhere Preisspielräume setzt, gestört wird der Absatzmarkt nach Nahost durch billigen Weizen aus Argentinien.

Die bisherige Preisentwicklung für Standardweizen an den Terminbörsen blieb bisher wenig spektakulär.
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