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16.08.2017 | 15:45

Weizenpreis verliert auf 159,50 EUR/t - Brachialer Druck vom Schwarzmeer

Stuttgart/Paris/Chicago - An den internationalen Weizenmärkten sorgt eine rekordträchtige Ernte Russlands und ähnlich hohe Ernte der Ukraine für massiven Preisdruck. Der zähe Export in den USA und noch mehr in der EU zieht die Terminkurse nach unten. Spannend bleibt die Entwicklung bei Prämien für Brotweizen am Kassamarkt.
Weizenpreis 159,50 EUR/t
Weizen-Fronttermin sackt auf 159,50 EUR/t ab (c) proplanta

So notierte in Chicago der Fronttermin für CME-EU-Weizen bei 156,25 EUR/t (Freitag: 162,00 EUR/t), für US-Weizen bei 134,42 EUR/t (Freitag: 137,52 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 159,50 EUR/t (Freitag: 161,50 EUR/t). Beim Dezembertermin verlor Weizen an der MATIF um 4,00 EUR/t auf 163,25 EUR/t und für März 2018 um 3,75 EUR/t auf 168,00 EUR/t. Der Eurokurs lag heute Vormittag bei 1,1740 USD/EUR.

Am Kassamarkt lagen die Preise für Standardweizen zuletzt bei 156,00 EUR/t (Freitag: 158,00 EUR/t) FOB Rouen und 166,00 EUR/t (Freitag: 169,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock sowie 167,00 EUR (Freitag: 168,00 EUR/t) FCO Mannheim. Ex Ernte wurden für Brotweizen (12,0/220/76) 167,00 EUR/t FCO Rheinland (Freitag: 168,00 EUR/t) und 170,00 EUR/t (Freitag: 175,00 EUR/t) FCO Westfalen offeriert. Für Termine Q4/17 kostete Brotweizen zuletzt 174,00 EUR/t (Freitag: 176,00 EUR/t) FCO Niederrhein. Dabei lagen die Prämien für A-Weizen zuletzt bei 2,00 EUR/t. Nach Süd-Oldenburg und Holland wurde Futterweizen zu Preisen um 167,00 EUR/t (Freitag: 168,00 EUR/t) FCO ex Ernte, am Oberrhein zu 156,00 EUR/t (Freitag: 156,00 EUR/t) FCO ex Ernte gehandelt.

In den USA sitzt der Schock über die jüngsten USDA-Zahlen zur Weizenernte tief, bezweifeln Handel und Analysten viel zu optimistische Prognosen zur US-Weizenernte und sorgt zudem eine rekordhohe Weizenernte am Schwarzmeer für Ernüchterung bei US-Exporteuren. Investmentfonds kündigten bereits massenhaft ihre Long-Positionen auf, was die Terminkurse nach unten katapultierte. Dabei hatten Trockenheit und Hitze im nördlichen Midwest der USA noch Mitte Juli für ein Zwei-Jahreshoch in Chicago gesorgt.

Die US-Weizenernte wurde vom USDA aber lediglich um 0,56 Mio. t niedriger auf 47,3 Mio. t (Vorjahr: 62,9 Mio. t) veranschlagt, wurde eine Abwärtskorrektur auf 46,5 Mio. t erwartet. Dabei signalisierte der US-Dürremonitor eine Zuspitzung der Lage in den US-Bundesstaaten Nebraska und Iowa. Dennoch lag der Fortgang der US-Sommerweizenernte mit 40 % über dem Fünf-Jahresmittel. Auch wurde beim Crop-Rating die Bonitierung um 1% auf 33% gut/exzellenter Bestände angehoben.

Noch mehr Gewicht warf die Prognose des USDA zur Weizenernte am Schwarzmeer in die Waagschale, sollen Russland mit 77,5 Mio. t (Vorjahr: 72,5 Mio. t) gut 5,5 Mio. t und die Ukraine mit 26,5 Mio. t (Vorjahr: 26,8 Mio. t) rund 2,5 Mio. t mehr Weizen ernten als bisher erwartet. Dass Canadas Weizenernte dagegen um 1,85 Mio. t auf 25,6 Mio. t (Vorjahr: 31,7 Mio. t) und die EU-Weizenernte um 0,44 Mio.t auf 149,6 Mio. t (Vorjahr: 145,7 Mio. t) nach unten korrigiert wurde, fiel wenig ins Gewicht. Denn unter dem Strich steigt die Welt-Weizenernte um 5,35 Mio. t auf 743,2 Mio. t (Vorjahr: 755,0 Mio. t), die Weltvorräte wurden um 4 Mio. t auf 264,7 Mio. t angehoben (Vorjahr: 258,6 Mio. t), sodass die Vorräte/Verbrauchsratio bei 35,9 % liegt, was zwar hoch ist, jedoch durch Chinas enormen Weizenreserven von allein 127,6 Mio. t relativiert wird.

Russland ist 2017/18 mit geschätzten 31,5 Mio. t weltweit größter Weizenexporteur im Vergleich zur EU mit 29,5 Mio. t und den USA von 26,5 Mio. t. Wieder aufwärts ging es in den USA beim Weizenexport, erreichten die Exporte von US-Weizen mit 464.300 t gegenüber 145.500 t in der Vorwoche und 498.000 t zuvor ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis, was die Terminkursen wieder nach oben unterstützen könnte.

In der EU belasten eine gute Weizenernte Frankreichs mit respektablen Qualitäten sowie höhere Ernteerwartungen in Bulgarien und Rumänien eher vordergründig den Markt. Frankreichs Weizenernte wurde bekanntlich um 0,6 Mio. t auf 36,8 Mio. t (Vorjahr: 27,9 Mio. t) angehoben, was ein Plus von 32 % zum Vorjahr bedeutet. Hl-Gewichte erreichen mit 76-77 kg/hl ausreichende, Rohproteingehalte von 12-12,5 % RP gute Ergebnisse, sodass Frankreichs Exportchancen viel besser sind als im Vorjahr.

Ob höhere Ernteerwartungen für Bulgariens Weizenernte mit einem Plus von 0,5 Mio. t und Rumäniens von 0,1 Mio. t nennenswerten Preisausschlag geben dürften, ist angesichts der Ernten in Deutschland, Polen und England eher ungewiss, zögerte Regenwetter die Weizenernte weiter hinaus. Auch diese Woche blieben Zeitfenster für einen zügigen Erntefortgang viel zu klein, wird der Erntefortgang in Ostdeutschland auf 80 % und in Norddeutschland auf 50 % geschätzt. Niedrigere hl-Gewichte unterhalb 76 kg/hl und Fallzahlen unter 220s lassen einen höheren Futterweizenanteil erwarten, den es im Vorjahr so nicht gab.
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